APA - Austria Presse Agentur

Ein Toter und 100 Verletzte bei Protesten um Hindu-Tempel

Bei Protesten gegen den Besuch von zwei Frauen in einem Hindu-Tempel im Süden Indiens ist ein Mann getötet worden. Mehr als 100 Menschen, darunter knapp 40 Polizisten, wurden verletzt, berichtete die indische Tageszeitung "Hindustan Times" (Online). Am Donnerstag fanden im gesamten Bundesstaat Kerala Protestaktionen und Streiks statt.

Zu den Protesten aufgerufen hatte ein Zusammenschluss erzkonservativer hinduistischer Organisationen, das Sabarimala Action Committee. Zusätzliche Sicherheitskräfte wurden eingesetzt, um weitere Gewalt zu verhindern.

Bei einer Kundgebung der hinduistisch-nationalistischen Bharatiya-Janata-Partei (BJP) von Regierungschef Narendra Modi am Mittwoch sei ein 55-jähriger Aktivist von anderen Demonstranten, die Steine warfen, getötet worden, sagte ein Sprecher der Polizei in Kerala. Der Mann habe einen Herzinfarkt erlitten, erklärte Pinarayi Vijayan, Chief Minister Keralas, laut der Zeitung "Times of India" (Online) am Donnerstag. Drei weitere Personen befinden sich nach der Steinwurfattacke in kritischem Zustand.

Am Mittwoch hatten sich erstmals zwei Frauen Zutritt zum Sabarimala-Tempel in Kerala verschafft. Unter Polizeischutz betraten die beiden kurz vor Sonnenaufgang heimlich den Tempel, zu dem Hindu-Traditionalisten trotz eines anderslautenden Gerichtsurteils Frauen im gebärfähigen Alter weiter den Zutritt verwehren. Der Tempel wurde anschließend einem "Reinigungsritual" unterzogen.

Die Aktion sorgte in ganz Kerala für heftige Proteste. Vor dem Parlament in Keralas Hauptstadt Thiruvananthapuram lieferten sich gegnerische Gruppierungen gewalttätige Auseinandersetzungen. Die Polizei setzte Tränengas, Wasserwerfer und Blendgranaten gegen die Demonstranten ein.

Der Sabarimala-Tempel ist einer der heiligsten Tempel der Hindus. Das Oberste Gericht des Landes hatte im September nach einem jahrelangen Rechtsstreit das Zutrittsverbot für Frauen zwischen zehn und 50 Jahren zu dem Tempel aufgehoben. Seither versuchen Frauenaktivistinnen immer wieder vergeblich, zu dem auf einem Berg gelegenen Schrein für den Gott Ayyappa zu gelangen. Sie wurden jedoch stets von Hindu-Traditionalisten abgehalten. Dabei kam es bereits im Oktober zu gewaltsamen Zusammenstößen mit der Polizei, mehr als 2.000 Menschen wurden festgenommen.

Am Dienstag hatten Hunderttausende Frauen eine kilometerlange Menschenkette durch Kerala gebildet, um der Forderung nach Zutritt zu dem Tempel Nachdruck zu verleihen.