Einfädler trübte Hirschers Weihnachtsfreude kaum
"Was in diesem Jahr alles möglich war, ist schon sensationell", meinte Hirscher mit Blick auf das sich zu Ende neigende Jahr. Es verlief selbst für einen mehrfachen Gesamtsieger außergewöhnlich. Die Karriere mit Doppel-Gold bei den Olympischen Spielen in Pyeongchang perfekt gemacht, ließ der 29-Jährige noch acht Weltcupsiege und damit den siebenten Streich im Gesamtweltcup sowie die jeweils fünfte Slalom- und Riesentorlaufkugel folgen.
Saisonübergreifend stellten sich Ingemar Stenmarks 13 Erfolge in einem Kalenderjahr doch nicht als Rekord für die Ewigkeit heraus - Hirscher hält nun bei 14. Der Salzburger könnte aufgrund der Sauerstoff-Affäre um den Deutschen Stefan Luitz sogar noch zusätzlich dessen Sieg im Riesentorlauf von Beaver Creek zugesprochen bekommen. "Die zwei schönsten Sachen sind natürlich privater Natur, das ist Riesenfreude", sagte Hirscher ob seiner Heirat und der Geburt seines ersten Kindes. "Skifahren hat auch super funktioniert. So kann man das stehen lassen."
Da wollte es der Überflieger auch halbwegs verschmerzen können, dass er am Samstag zu nah ans fünfte Tor herangefahren war und zum ersten Mal seit Februar 2016 im japanischen Yuzawa Naeba wieder einfädelte. "Ich wollte nichts herschenken und habe dementsprechend alles rausgequetscht. Selber Schuld, aber ich will halt unbedingt jede Chance ergreifen, um um den Sieg mitzufahren", sagte Hirscher gegenüber dem Ö3-Radio. "In der vielleicht besten Form, in der ich jemals war, so einzufädeln, soll nicht passieren. Es darf und kann aber passieren."
Er geht nach einer intensiven Woche mit fünf Rennen in sieben Tagen dennoch mit 340 Punkten (Sieg, Sieg, Sechster, Sieg, 26./keine Punkte) mehr am Konto in die kurze Weihnachtspause. Und wird 2019 mit 268 Zählern Vorsprung auf Henrik Kristoffersen Kurs auf seine achte Große Kugel nehmen. Vorerst steht aber das erste Weihnachtsfest zu dritt für den Jung-Papa an. "Ich freue mich und schmeiß' mich gleich ins Auto. I'm on my way."
Hirschers Abwesenheit auf den ersten Plätzen der Ergebnisliste kaschierten auf der "Canalone Miramonti" Schwarz und Matt. Sie profitierten auch vom Ausfall des Halbzeit-Zweiten Kristoffersen, der ebenfalls einfädelte. Schwarz fuhr drei Jahre nach seinem ersten Madonna-Stockerlplatz wieder aufs Podest, zum insgesamt dritten Mal. "Ich habe immer gewusst, mein Skifahren ist gut, es ist nur eine Frage der Zeit", erklärte der erstmals Tageszweite. "Dass es jetzt wieder funktioniert hat, ist sehr gut." Hinter ihm wurde Matt Dritter. Der Tiroler hatte als 13. im ersten Lauf mit einer Materialumstellung alles auf eine Karte gesetzt. "Zum Glück hat es gepasst." Manuel Feller war als weiteres potenziell heißes ÖSV-Eisen bereits im ersten Lauf einmal mehr ausgeschieden.
Herren-Rennsportleiter Andreas Puelacher hoffte danach, dass Hirscher "noch lange fährt", wusste aber: "Wir brauchen eine kompakte Mannschaft. Man sieht, wenn er einmal ausscheidet, dann sollten andere da sein. Und das haben diese zwei heute gemacht." Der Trainer wollte "auf alle Fälle zufrieden" Weihnachten feiern können. "Wir haben die ganze Zeit über wirklich gute Leistungen gezeigt. Zwei Rennen sind vielleicht daneben gegangen, in Saalbach waren wir im Riesentorlauf nicht so konstant", bemerkte Puelacher. "Sonst sind wir mit einer guten Mannschaft dabei und mit vielen Leuten unter den Top Ten."
Nach einer kurzen Pause stehen bei den Herren vor dem Jahreswechsel am Freitag und Samstag nächster Woche (28. und 29. Dezember) noch die Bewerbe in Bormio (Abfahrt, Super-G) auf dem Programm. Die Damen fahren an den selben Tagen am Semmering Riesentorlauf und Slalom.
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