EJC-Vize Muzicant: Boykott der FPÖ bleibt aufrecht

EJC-Vizepräsident Ariel Muzicant
In Sachen Antisemitismus sei die österreichische Situation "Gott sei Dank eine der besten in Europa". Das attestierte Ariel Muzicant, Vizepräsident des European Jewish Congress (EJC), Österreich im Interview mit der "ZIB 2" des ORF-Fernsehens am Dienstagabend. Dass seine und andere jüdische Organisationen oder Israels Regierung ihren Boykott der FPÖ aufgeben, dazu ist es für ihn aber zu früh.

Für den ehemaligen Präsidenten der Israelitischen Kultusgemeinde (IKG) ist die Distanzierung der FPÖ vom Antisemitismus "noch nicht glaubwürdig genug". Bei Vizekanzler und Parteichef Heinz-Christian Strache sieht Muzicant zwar einen dahin gehenden Willen, bei der "Mannschaft, die hinter ihm steht", hat er mit Verweis auf immer wieder passierende Vorfälle allerdings Zweifel. Muzicant sprach von "Hunderten Einzelfällen" seit Antreten der ÖVP-FPÖ-Bundesregierung. Der EJC-Vizepräsident forderte: Die Distanzierung der Freiheitlichen von der Judenfeindlichkeit müsse "konsequent und komplett" sein.

Im Gegensatz zu Österreich zeigte sich Muzicant über die steigende Zahl antisemitischer Vorfälle in anderen europäischen Ländern wie etwa Frankreich geradezu alarmiert: "Die Situation der Juden in Europa ist schlimm." 60 bis 70 Prozent der Juden überlegten, Europa zu verlassen. In Schweden beispielsweise hätten sich ganze jüdische Gemeinden bereits aufgelöst. Es sei "höchste Zeit zum Handeln", "es geht so nicht weiter". Als Quellen des sich häufendenden Antisemitismus in Europa heute nannte Muzicant: Flüchtlinge, Israel-Feindlichkeit sowie einen immer stärker werdenden Rechtsextremismus.

Muzicant ist unter jenen Spitzenvertretern jüdischer Organisationen, Experten sowie EU-Spitzenpolitikern, die am Mittwoch an der EU-Konferenz gegen Antisemitismus und Antizionismus in Wien teilnehmen. Sie wird vom EJC, der IKG Wien und dem Bundeskanzleramt organisiert.

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