APA - Austria Presse Agentur

Gezähmte "Wildsau" Franz schloss Frieden mit Raubvogelpiste

Im zweiten Herrenrennen der Skigeschichte mit gleich drei Drittplatzierten und somit fünf Fahrern auf dem Podest hat Max Franz endlich Frieden mit Beaver Creek geschlossen. Sein erster Sieg im Super-G war der zweite innerhalb einer Woche im Weltcup und auch die längst fällige Versöhnung mit der Raubvogelpiste. Die ÖSV-Herren jubelten am Samstag im fünften Saisonrennen über den schon dritten Sieg.

Zudem kamen mit Franz (1.), Überraschung Christoph Krenn (6.), Vincent Kriechmayr (7.) und Matthias Mayer (8.) in einem Rennen, in dem die Fahrer mit den Startnummern 11 bis 20 Windpech hatten, gleich vier ÖSV-Fahrer in die Top 8. Einen Tag nach der "Nullnummer" in der vorgezogenen Abfahrt war Herrenchef Andreas Puelacher wieder happy. "Die ganze Mannschaft fährt sehr gut. Bis auf die kleinen Fehler da und dort sind wir derzeit voll zufrieden", lobte Puelacher.

Franz steht erstmals sogar an der Spitze der Weltcup-Gesamtwertung. "Schön, aber dafür kann ich mir nichts kaufen", war dem Speedspezialisten klar, dass dies nur eine Momentaufnahme ist. Franz verkraftete auch das Verpassen seines Flugzeuges zurück in die Heimat locker, nachdem er zum zweiten Mal innerhalb einer Woche die vollen 45.000 Franken (39.683 Euro) für einen Weltcupsieg eingestreift hatte. Sein erster Sieg auf der Birds of Prey war ein besonderer.

" Beaver Creek hat mir zwei Mal schon gut wehgetan", erinnerte Franz an seinen 2009 hier im Abfahrtstraining erlittenen Kreuzbandriss. Und an den schweren Sturz 2012 im Super-G, nach dem er bewusstlos ins Krankenhaus transportiert werden musste, und an den er sich nicht erinnert. Doch der seit 2009 im Weltcup startende Cousin von Ex-Abfahrer Werner Franz hat gelernt: Vor zwei Jahren gelang in Gröden endlich der erste Sieg, nun hat er doppelt nachgelegt. Aus der einstigen "Wildsau" ist ein Skifahrer mit Erfahrung geworden.

"Die ganzen Unfälle haben ihn schon zum Denken gebracht. Er ist älter und sicher auch überlegter geworden und das hilft ihm", ist Puelacher überzeugt. Franz würde sich heute an Situationen, in denen es um die Überwindung geht, eher herantasten als wie früher einfach drauflos zu fahren. Puelacher: "Er ist ein begnadeter Skifahrer."

Franz blickt freilich auf eine höchst durchwachsene Karriere zurück. Auch das hatte in Beaver Creek seinen Anfang genommen. "Dort ist ja damals gleich mein Kreuzband gegangen. Auch danach gab es immer kleine Wehwehchen, die mich nie richtig durchstarten haben lassen", erklärte er. Auch die laufende WM-Saison hatte für Franz nicht gut begonnen, denn das rechte Knie zwickt beim angehenden Polizisten seit langem.

"Die Nerven beim Training in Copper sind deshalb blankgelegen, weil ich dachte, scheiße, das bringe ich bis zum Saisonstart nicht mehr hin", erinnerte sich Franz. Letztlich wurde es mit Siegen in Lake Louise und Beaver Creek sogar sein bester Saisonstart überhaupt. Da lobte selbst Marcel Hirscher: "Ihm kann man es von Herzen vergönnen, weil er so harte Zeiten hinter sich hat. Er ist ein Wahnsinns-Skifahrer."

Er habe aber bei beiden Siegen auch das Glück auf seiner Seite gehabt, versuchte Franz zu relativieren. Etwa bei der Auslosung in Beaver, wo er sich aufgrund der Ähnlichkeit mit seinem eigenen für den Hund mit der Startnummer 5 entschieden hatte, statt wie geplant eine höhere Nummer zu nehmen.

Der daheim von Franz' Freundin versorgte Schäfer-Bordercollie-Mischling namens Madox ist nun wohl auch ein Glücksbringer für die " Wildsau" aus Weißbriach. "Beaver Creek ist also doch ein cooler Ort für mich", atmete Franz auf. "Jetzt habe ich endlich Frieden geschlossen."