Iraschko-Stolz vor Auftakt angeschlagen: "Jeden Tag besser"

Saisonauftakt der Springerinnen in Lillehammer
Die Vorbereitung auf die Skisprung-Saison schien für Daniela Iraschko-Stolz endlich wieder einmal ohne Probleme verlaufen zu sein. Ein gutes Vorzeichen für den Höhepunkt, die Heim-WM. Doch beim Training am Montag in Lillehammer stürzte die Ex-Weltmeisterin und spürte einen Tag vor der Qualifikation am Donnerstag noch die Folgen. Dennoch will die 35-Jährige beim Weltcup-Auftakt dabei sein.

Eine endgültige Entscheidung sollte erst nach Konsultation des am Mittwochabend in Norwegen eintreffenden Teamarztes getroffen werden. "Ich bin zuversichtlich, dass ich es noch hinbekomme und wenn nicht, dann ist es auch nicht so tragisch", sagte Iraschko-Stolz. "Es ist etwas gezerrt, aber es wird von Tag zu Tag besser." Denkbar ist auch, dass sie erst beim zweiten oder dritten der drei Bewerbe in Lillehammer einsteigt.

Oft war die Eisenerzerin durch Knieprobleme und Operationen gehandicapt gewesen. Diesmal blieb sie von Eingriffen verschont. "Ich kann vielleicht nicht mehr so viele Sprünge machen wie vor zehn Jahren, da muss ich schon ein bisschen haushalten mit den Kräften. Aber ich bin sehr zuversichtlich. Ich glaube schon, dass ich konkurrenzfähig aufgestellt bin", hatte die "Grande Dame" des Skispringens vor dem ominösen Sturz beim ersten Training auf Schnee der APA gesagt.

Iraschko-Stolz freut sich natürlich auf die Heim-WM in Seefeld, aber auch über den bestens bestückten Weltcup-Kalender 2018/19 mit 27 Bewerben, darunter zahlreichen auf Großschanzen. Die Wahl-Tirolerin, die auch vor Kritik nie zurückscheut, lobte dafür ausdrücklich die Verantwortlichen beim Weltverband FIS. "Heuer ist es richtig lässig. Als ich den Kalender gesehen habe, habe ich mich g'scheit gefreut." Bei gemeinsamen Stationen mit den Herren, etwa bei der Raw-Air-Serie in Norwegen im März, würden die Damen zudem vom größeren Medieninteresse profitieren.

Cheftrainer Harald Rodlauer, der nach vier Jahren als Herren-Co-Trainer zu den Damen zurückgekehrt ist, kann auf den Großschanzen aktuell aber nur auf ein Quartett setzen. Beim Triple in der Olympiastadt von 1994 (2 Bewerbe auf Normalschanze, einer auf Großschanze) sind neben Iraschko-Stolz auch Chiara Hölzl, Eva Pinkelnig und Jacqueline Seifriedsberger dabei. Erst auf der dritten Station in Premanon (Normalschanze) soll das Sechser-Kontingent des ÖSV voll ausgeschöpft werden.

Von den Jüngeren drängen sich nur wenige für das Weltcupteam auf, die Lücke ist unübersehbar. "In den Leistungszentren wird sehr gut gearbeitet", sagte Rodlauer. "Aber die Masse fehlt." Und vielfach auch die Qualität.

Die 21-jährige Hölzl, die als Teenager schon eine Mixed-WM-Medaille geholt hatte, erlitt zuletzt einen Rückschlag. Die Salzburgerin konnte nach dreiwöchiger Trainingspause wegen einer Erkrankung erst am 19. November wieder einsteigen, der Rückstand ist nicht wegzuleugnen. Seifriedsberger (27) müsse geduldig bleiben, ihr fehle noch die Konstanz, sagte der Coach. Staatsmeisterin Pinkelnig bekam nach schweren Stürzen viel Trainingszeit auf der Normalschanze und wechselte laut Rodlauer erst im Herbst auf den großen Bakken.

Rodlauer will die Heim-WM zunächst nicht in den Vordergrund stellen. "Die Springerinnen sollen versuchen, über gute Ergebnisse Selbstvertrauen zu holen. Dann kann viel entstehen", sagte der Steirer. Vorerst sieht er die Österreicherinnen mit Ausnahme von Iraschko-Stolz aber nicht als erste Anwärterinnen auf die vordersten Plätze. Japan, Slowenien, Deutschland und Norwegen hätten sehr starke Teams. "Da habe ich schon geschaut, da hat sich etwas entwickelt", sagte Rückkehrer Rodlauer.

Das ÖSV-Aushängeschild Iraschko-Stolz habe allerdings vor dem Sturz bei den ersten Schneesprüngen im Lillehammer-Training mit Olympiasiegerin und Weltcup-Gewinnerin Maren Lundby (NOR) gut mitgehalten. Die Gewinnerin von bisher 13 Weltcup-Bewerben selbst hofft, dass sie in Seefeld nicht die einzige heimische WM-Medaillenkandidatin sein wird. "Wenn mehrere Österreicherinnen die Chance haben, das würde den Damenskisprung wirklich pushen."

Der Leistungssport macht der Olympia-Zweiten von 2014 immer noch sehr viel Spaß, eine Fortsetzung der Karriere nach der Heim-WM scheint nicht ausgeschlossen. "Ich würde am liebsten aufhören, wenn ich bei der WM gar nicht dabei bin, weil vier Österreicherinnen besser springen als ich. Das wäre das Beste, was mir passieren könnte. Das wird aber noch dauern", sagte Irschko-Stolz lächelnd der APA. "In Seefeld stehen meine Chancen noch recht gut."

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