APA - Austria Presse Agentur

KH Nord: Zeuge verteidigt Entscheid gegen Generalunternehmer

In der Untersuchungskommission zum Wiener Krankenhaus Nord ist am Dienstag unter anderem der Bausachverständige Andreas Kropik befragt worden. Er verteidigte die Entscheidung des KAV, keinen Generalplaner einzusetzen. Ein "Mosaikstein", der zum Kostenanstieg und den Verzögerungen geführt haben könnte, könnte eine gewisse Angst, Entscheidungen zu treffen, gewesen sein, meinte er.

Kropik, Professor für Bauwirtschaft und Baumanagement an der TU Wien, beriet den Krankenanstaltenverbund (KAV) im Rahmen des Großprojekts in verschiedenen Fragen. Unter anderem sprach er sich in einem Gutachten dafür aus, die Bauaufträge einzeln und nicht über einen Generalplaner zu vergeben, so wie es der KAV letztlich auch machte. "Wir waren auch in das Projekt Wirtschaftsuniversität involviert. Dort haben wir sehr gute Erfahrungen mit der Einzelvergabe gemacht", berichtete Kropik. "Persönlich glaube ich, wenn man einen Generalunternehmer ausgeschrieben hätte, dass man einen sehr schwachen - wenn überhaupt - Wettbewerb gehabt hätte."

Er habe allerdings sehr wohl auf das Schnittstellenrisiko, das diese Vergabestrategie mit sich bringe, aufmerksam gemacht und dem KAV empfohlen, diesem mit "einer verstärkten Präsenz" zu begegnen. Ob der Spitalsträger dem nachgekommen sei oder nicht, wisse er nicht.

Grundsätzlich vermute er ein "Zusammenspiel verschiedener Kräfte", das man nicht mathematisch berechnen könne, als Ursache für die Mehrkosten und die zeitlichen Verzögerungen beim Krankenhausbau. Bei Großprojekten komme es immer wieder zu solchen Problemen, meinte er und verwies auf die Elbphilharmonie in Hamburg oder den Berliner Flughafen Berlin. "Es kommt sehr häufig vor, dass es Mehrkostenforderungen bei Bauprojekten gibt", sagte Kropik.

Allerdings habe er teilweise eine Angst davor, Entscheidungen zu treffen, wahrgenommen. "Das, was ein Projekt sehr häufig tötet, ist die Angst", sagte Kropik. "Ich glaube, bei dem Projekt hat es schon mehrere Anzeichen gegeben, dass man den Hosenträger zum Gürtel dazugebraucht hat, um die Angst etwas kleiner zu machen."

Ein mögliches Problem könnte auch darin gelegen haben, dass der KAV das Projekt nach Abbruch des PPP-Modells nicht komplett neu aufgestellt, sondern punktuell auf diesem Konzept aufgebaut habe, vermutete er. "Da kann eine der Wurzeln für das Schiefgehen liegen."

Befragt wurde außerdem der ehemalige Finanzdirektor der Stadt, Richard Neidinger. Im Bericht des Rechnungshofs wurde kritisiert, dass dem KAV durch den frühzeitigen Abruf einer Kredittranche ein Zinsmehraufwand von etwa 30 Mio. Euro entstanden sei. Dies könne er in "keinster Weise nachvollziehen", betonte Neidinger. Das Vorgehen habe im Gegenteil positive Auswirkungen gehabt.