APA - Austria Presse Agentur

Konjunktur trübt sich massiv ein

Der Konjunkturmotor gerät ins Stocken. Das heimische Wirtschaftswachstum soll sich heuer gegenüber 2018 von 2,7 auf zumindest 1,6 Prozent scharf einbremsen, geht aus dem Bank-Austria-Konjunkturindikator von Freitag hervor. Es könnte aber auch noch schlimmer kommen: Das Wachstum werde eher noch geringer ausfallen, denn positiv überraschen. Die Stimmung ist insgesamt deutlich gesunken.

2020 kämen mit der "weiteren Verlangsamung der Dynamik in China und einer voraussichtlich spürbaren Abschwächung der US-Konjunktur" noch zwei belastende Faktoren hinzu, betont der Chefökonom der UniCredit Bank Austria, Stefan Bruckbauer. Das heimische BIP dürfte dann nur noch um 1,5 Prozent steigen, so die derzeitige Erwartung.

Der "UniCredit Bank Austria Konjunkturindikator" habe im Februar "mittlerweile den tiefsten Stand seit zweieinhalb Jahren erreicht", stellt Bruckbauer fest. Zu Beginn des heurigen Jahres werde der Anstieg des Bruttoinlandsprodukts (BIP) "erstmals seit zweieinhalb Jahren in einem Quartal weniger als 2 Prozent im Jahresvergleich betragen".

Vor allem in der Industrie ist die Stimmung gedrückt. Am Bau herrscht aber noch Optimismus. Im Dienstleistungssektor hat sie sich laut UniCredit Bank Austria kaum verändert.

Das internationale Exportumfeld hat sich den Angaben zufolge merklich verschlechtert, die Verbraucherstimmung im Inland ist aber vorerst noch intakt, die Arbeitslosigkeit sinkt (noch), die Löhne steigen, es wird genügend ausgegeben. Die Unternehmen sparen jedoch weiterhin: Die Investitionen sollen heuer um 2,1 Prozent geringer ausfallen als im abgelaufenen Jahr.

Die Arbeitslosigkeit dürfte nach Einschätzung der Ökonomen nur noch bis Mitte des Jahres zurückgehen. Im Gesamtjahr dürfte die Quote (nach nationaler Definition) heuer gegenüber dem Vorjahr von 7,7 zwar noch auf 7,3 Prozent sinken, dann aber auch 2020 bei diesem Wert verharren, erwarten die Volkswirte. "Ab Mitte 2019 wird die Arbeitslosigkeit in Österreich voraussichtlich nicht mehr sinken", so Ökonom Walter Pudschedl. Dank des wetterbedingt guten Starts ins Jahr werde der Vorjahreswert heuer jedoch erneut "spürbar unterschritten". "Für 2020 ist allerdings keine weitere Verbesserung zu erwarten."

Sinken wird nach Meinung der Experten der UniCredit Bank Austria heuer auch die Inflation - von 2,0 Prozent im Vorjahr auf 1,8 Prozent. Der geringere Ölpreis soll hier für Entlastung sorgen. 2020 soll sie sich bei 1,9 Prozent einpendeln. Der Preisauftrieb liegt damit aber weiterhin über dem Durchschnittswert der Eurozone.

Der Konjunkturmotor laufe bereits seit der zweiten Hälfte 2018 "mit geringerer Drehzahl". Eine Trendwende ist vorerst nicht in Sicht: Auf dem Exportgeschäft lasten den Angaben zufolge die Unsicherheiten rund um den EU-Ausstieg der Briten (Brexit), die Veränderungen im globalen Handel durch die US-Zollpolitik sowie die Nachwirkungen in der Autoindustrie durch den neuen Abgastestzyklus, der seit vergangenen September Vorschrift ist. Zudem drohen US-Zölle für die Autoindustrie.

Die Zinsen dürften für Sparer und Kreditnehmer jedenfalls weiterhin im Keller bleiben: "Im aktuellen Konjunkturumfeld sind Anhebungen der Leitzinsen in weite Ferne gerückt und auch nicht sinnvoll", meint Bruckbauer. "Wir erwarten bis Ende 2020 keine Veränderung der aktuellen Zinssätze."