APA - Austria Presse Agentur

Kunsthaus Bregenz 2019 mit fauchendem Drachenwesen

Das Kunsthaus Bregenz widmet sich 2019 mit einem vielfältigen Programm dem Gesicht als Kristallisationspunkt des Menschseins im digitalen Zeitalter. Unter "Gesicht" verstehe man auch ein tieferes Sehen, ein neues Sehen, so KUB-Direktor Thomas D. Trummer bei der Präsentation am Donnerstag. Zu sehen sind 2019 Positionen von Ed Atkins, Miriam Cahn, Thomas Schütte und Zoe Leonard.

Ein Wasserdampf schnaufendes Drachenwesen von Thomas Schütte erwartet die Besucher 2019 in der KUB-Sommerausstellung. Der aus Oldenburg stammende Bildhauer und Zeichner, der 2016 in Neuss seine Skulpturenhalle eröffnete, wird die Plastik in Bregenz am Vorplatz des KUB ab 13. Juli erstmals zeigen. Derzeit sei sie noch im Guss, berichtete Trummer. Rund um die Figur sollen junge Künstler aus verschiedenen Sparten ein Sommerprogramm bestreiten. Schüttes Werke sollen zudem nicht nur im Kunsthaus, sondern auch an weiteren Orten im öffentlichen Raum in Bregenz zu sehen sein.

Den Anfang macht ab 19. Jänner aber zunächst der Video- und Sprachkünstler Ed Atkins, der in Bregenz eine Reihe neuer und jüngerer Arbeiten zeigen wird. Atkins Werke seien "nicht einfach zu sehen", so Trummer. So durchlebten seine computergenerierten Figuren begleitet von Klaviermusik negativ besetzte Gemütszustände; die ländliche Idylle, an ein Videospiel angelehnt, wird als Fake entlarvt. Es sei eine "große Ehre, dass Atkins im richtigen Moment seiner Karriere hier in Bregenz ist". Er gelte als wichtigster Künstler der Post-Internet-Art.

Von Einsamkeit, Sexualität, Liebe, Gewalt und Verletzlichkeit handelt die Ausstellung "Das Genaue Hinschauen" der von Feminismus und Friedensbewegung beeinflussten Schweizer Künstlerin Miriam Cahn. Die bald 70-jährige Malerin, Feministin und Aktivistin wählt häufig schemenhafte Körper als Motiv und kommentiert damit gesellschaftspolitische Themen. Ihre Arbeiten sind ab 13. April im KUB zu sehen.

Das Porträt eines Flusses steht im Mittelpunkt der Ausstellung der in New York lebenden Fotografin Zoe Leonard. Sie dokumentiert seit drei Jahren den Abschnitt des Rio Grande, der die Grenze zwischen den USA und Mexiko bildet. Die Ausstellung im Kunsthaus, eine Kooperation mit dem Mudam - Musee d'Art Moderne Grand-Duc Jean, Luxemburg, zeigt ab 19. Oktober erstmals das Ergebnis dieser Beobachtung. Der Fluss sei symbolisch stark aufgeladen - vom Western über den Drogenschmuggel bis hin zur Migration - und politisch belastet.

Er wolle, dass Besucher etwas aus dem KUB mitnehmen, so Trummer, daher sei es wichtig, vielfältige Positionen, Künstler aller Altersstufen und Medien zu zeigen. Auf das ablaufende Jahr blickte der KUB-Direktor "sehr zufrieden" zurück. Bis Jahresende werden 50.000 Personen das KUB besucht haben, erfolgreichste Ausstellung war jene von David Claerbout mit rund 16.800 Besuchern. Damit liege man etwas über dem Schnitt der Vorjahre, das vergangene Jubiläumsjahr als Ausreißer nach oben hatte dem KUB rund 77.000 Besucher beschert. Steigende Zahlen verzeichne man auch bei den digitalen Besuchern über Instagram oder YouTube.

Der Beitrag des Landes Vorarlberg für das KUB belaufe sich für 2018 auf 2,72 Mio. Euro. Die Eigeneinnahmen aus Eintritten und Spenden betragen laut Trummer 650.000 Euro, das sei mit 19 Prozent ein hoher Eigenanteil. Dazu komme die Galerienförderung des Bundes für Kunstankäufe mit 36.500 Euro. Mit der ersten Ausstellung 2019 werde man den Eintrittspreis von neun auf elf Euro anheben. Damit passe man die Ticketgebühren an internationale Standards an, so Trummer. Zudem kann man das KUB jeden ersten Freitag im Monat bei freiem Eintritt besuchen.