APA - Austria Presse Agentur

Letsch-Stuhl wackelt nach historischem Derby-Sieg nicht mehr

Eindrucksvoller kann man seinen Kopf nicht aus der Schlinge ziehen: Austria-Trainer Thomas Letsch hat sich mit dem 6:1-Kantersieg im 328. Wiener Derby gegen Rapid eine ruhige Winterpause gesichert. Die Favoritner sind vier Runden vor der Punkteteilung in der Fußball-Bundesliga voll auf Kurs in Richtung Meisterrunde, gegen den Lokalrivalen wurde der dritte Sieg in den jüngsten vier Runden fixiert.

Nach der bitteren 1:2-Niederlage in Mattersburg gaben die Austrianer mit dem höchsten Derby-Sieg in der Bundesliga-Geschichte sowie seit 50 Jahren eine imposante Antwort. "Es war ein toller Abschluss vom Herbst, es gibt kein besseres Gefühl, als mit so einem Sieg in die Pause zu gehen", sagte Letsch. Der Deutsche hätte eine Niederlage wohl nicht unbeschadet überstanden, war doch die Unruhe im Austria-Lager zuletzt groß. "Wir haben keinen guten Herbst gespielt, da ist Kritik völlig normal. Ich habe schon vorher gesagt, ich habe mich damit nicht beschäftigt", verlautete der Austria-Trainer.

Die Spieler waren sich der Situation jedenfalls bewusst. "Es war schon turbulent, man hat auch bei der Weihnachtsfeier gemerkt, dass die Stimmung nicht gerade weihnachtlich ist, sondern eher betrübt. Wir haben auch im Vorfeld von einem Schicksalsspiel gehört, von dem her war viel Druck da", gab Kapitän Florian Klein Einblick.

Die starke Performance stärkte jedenfalls das Standing von Letsch und auch die Brust der Kicker. "Mit so einem Spiel kannst du für viel Befreiung sorgen, noch dazu vor dem Urlaub. Da tut so ein Sieg sehr gut. Es war ein überragendes Ende, wir sind überglücklich", sagte der Rechtsverteidiger. Dank des hohen Sieges liegen die Wiener fast gleichauf mit dem Vierten WAC. Der Vorsprung auf den Siebenten Hartberg konnte auf vier Punkte ausgebaut werden.

"Es war einfach ein wichtiger Sieg, der allen guttut und den wir sehr genießen", erläuterte Letsch. Als vorentscheidend im Hinblick auf die Meisterrunde-Teilnahme wollte er ihn nicht bezeichnen. "Es ist alles sehr eng, es kann noch viel passieren, aber ein kleiner Schritt war es natürlich schon", so der Austria-Trainer.

Der achtplatzierte Lokalrivale konnte sieben Punkte hinter sich gelassen werden. "Der Sieg hat einen riesigen Stellenwert, Rapid holt uns nicht mehr ein", tönte 3:1-Torschütze Christoph Monschein. Neben ihm (36.) trugen sich auch Christian Schoissengeyr (22.), James Jeggo (35.), Florian Klein (41.) und Alon Turgeman (78.) in die Austria-Schützenliste ein. Ein weiterer Treffer fiel aus einem Barac-Eigentor (57.).

"Sechs verschiedene Torschützen sprechen für die Breite im Kader. Die zuletzt gescholtene Offensive hat gezeigt, was sie draufhat", analysierte Abwehrchef Michael Madl. Laut Letsch habe die Mannschaft richtig gebrannt. "Man muss aber ehrlicherweise sagen, dass auch das Spielglück auf unserer Seite war", gab der 50-Jährige zu. Über eine Rote Karte für James Jeggo in der zweiten Minute hätte man sich etwa nicht beklagen können. "Es war ein harter Zweikampf, zum Glück hat der Schiedsrichter Gelb gegeben", sagte Jeggo.

Sein Team hätte nach dem Seitenwechsel einen noch höheren Sieg einfahren können. "Wenn man 6:1 gewinnt, ist nicht viel schiefgegangen", sagte ein schmunzelnder Madl. Der höchste Derby-Sieg seit 50 Jahren sei eine "schöne Nebeninfo". Damit wurden die Austria-Anhänger für einen durchwachsenen Herbst entschädigt. "Wir haben unsere Fans teilweise gefoltert mit unserer Unkonstanz, ihnen jetzt aber mit dem Sieg einen versöhnlichen Abschluss beschert", resümierte Madl.

Die geschwellte Brust will man ins Jahr 2019 mitnehmen. Bis zur Punkteteilung trifft man noch auf den LASK (a), Hartberg (h), Altach (h) und Sturm Graz (a). "Wir müssen nach dem Urlaub noch härter hackeln, damit wir wieder eine Konstanz reinbringen", meinte Madl.