APA - Austria Presse Agentur

Metaller-KV - Gewerkschaften versuchen Druck aufzubauen

Am Freitag kann es richtig spät werden, wenn sich Arbeitgeber- und Arbeitnehmervertreter ab 16.30 Uhr zur vierten KV-Verhandlungsrunde zusammensetzen. Denn bisher ist praktisch keine Annäherung zwischen den beiden Seiten vorhanden. "Die Gespräche sind nicht einfacher geworden", sagte Gewerkschafter Rainer Wimmer viel mehr nach der dritten Runde in der Nacht auf Mittwoch zur APA.

Um den Druck auf die Arbeitgeber zu erhöhen, rufen die Gewerkschaften auch noch am Donnerstag zum Aktionstag in den Betrieben auf, wie sie am Mittwoch mitteilten. Die Betriebsräte der gesamten Metallindustrie werden nochmals über die Forderungen der Gewerkschaft und auch über den Stand der Verhandlungen informiert. Klappt es am Freitag nicht mit einer Einigung, dürfte sich die Eskalationsspirale weiterdrehen.

Die Arbeitgeber bedauerten am Mittwoch, dass die Gewerkschafter nicht auf ihren Wunsch nach einem "KV 4.0" eingestiegen sind. "Leider sind die Gewerkschaften nicht zu weiteren Gesprächen über eine Modernisierung des KV bereit", so Christian Knill, Obmann des Fachverbands der Metalltechnischen Industrie. Mit der Ablehnung des "KV 4.0" erteilten die Gewerkschafter auch einen seitens der Arbeitgeber gewünschten mehrjährigen Abschluss eine Abfuhr.

"Das Forderungspaket der Gewerkschaften ist Gift für den Standort. Die Novelle des Arbeitszeitgesetzes hat unmittelbar keinen Einfluss auf den Kollektivvertrag der Metalltechnischen Industrie. Daher kann es keinerlei Gegenleistung geben", sagt Knill dazu, dass PRO-GE und GPA-djp weiterhin fünf Prozent mehr Lohn und Gehalt bzw. mindestens 100 Euro mehr fordern. Dazu kommen eine ganze Reihe rahmenrechtlicher Forderungen, welche die Änderungen im Arbeitszeitgesetz betreffen. Dabei geht es um Rechtssicherheit für die Beschäftigten wie etwa bei einer 4-Tage-Woche oder bei Ablehnung von Überstunden. Es geht um eine individuelle Wahlfreiheit bei Überstunden, sich diese in Freizeit oder Geld abgelten zu lassen. Das Erreichen einer 6. Urlaubswoche soll für alle deutlich erleichtert werden und für Arbeitnehmern mit besonders belastenden Tätigkeiten wie Schichtarbeit, Akkord- oder Prämienarbeit soll es eine Verkürzung der Normalarbeitszeit geben. Hinzu kommen deutlich höhere Zuschläge für die 10. (75 Prozent), 11. und 12. Arbeitsstunde (100 Prozent).

"Jede über die Inflationsrate (2,1 Prozent) hinausgehende Erhöhung der KV-Löhne und -Gehälter kann sich nur an gesamtwirtschaftlichen Parametern orientieren, und das ist die gesamtwirtschaftliche Produktivität, die derzeit bei 0,7 Prozent liegt", so Knill. "Verhandelt wird der Kollektivvertrag für die Metalltechnische Industrie, Daten zu anderen Industriebranchen, wie etwa Fahrzeug- oder Stahlindustrie, spielen hier keine Rolle."

Dass die Gewerkschafter auch eine arbeitgeberseitig gewünschte Zusammenführung des Arbeiter- und des Angestellten-KV mit dem "KV 4.0" ablehnten, stößt bei Knill ebenso auf Unverständnis: "Wo ist heute der Unterschied zwischen einer jungen Frau, die eine computergesteuerte Anlage in der Werkshalle überwacht und einem jungen Mann, der am Computer in einem Büro sitzt und Pläne zeichnet? Warum ist sie Arbeiterin und er Angestellter? Es gibt keinen vernünftigen Grund für diese Zwei-Klassen-Gesellschaft in den Betrieben", so Knill.