Neues einheitliches Polizeiaufnahmeverfahren ab 1. Jänner

Bald gelten in ganz Österreich die selben Aufnahmestandards
Die Polizei startet mit 1. Jänner ein neues, bundesweit einheitliches Aufnahmeverfahren. Dadurch solle gewährleistet werden, dass die "Besten der Besten" für die Polizeiarbeit gewonnen werden, erklärte Innenminister Herbert Kickl (FPÖ) auf einer Pressekonferenz am Freitag in Wien. Wesentliche Änderungen stellen der Wegfall des 3.000-Meter-Laufs und der Schwimmprüfung im Zuge der Sporttests dar.

Laut Karl Hutter, Präsidialchef im Innenministerium, würden sich neun von zehn Österreichern sicher fühlen. Damit das objektive als auch subjektive Sicherheitsgefühl noch besser werde und neue Herausforderungen wie Terrorismus und Migration bewältigt werden könnten, "braucht es noch bessere Polizeiarbeit", erklärte Hutter. Deswegen sei das neue Aufnahmeverfahren so konzipiert worden, dass strukturelle Fehler aus der Vergangenheit, die zu einem "Aderlass" bei Bewerbern führten, ausgemerzt wurden, sagte Kickl. Das neue Aufnahmeverfahren soll moderner, transparenter, bewerberfreundlicher und auf dem neuesten wissenschaftlichen Stand sein. Die zweijährige Grundausbildung bleibe hingegen "stabil", erläuterte Hutter.

Konkret bekommen Bewerber in Zukunft schneller Bescheid, ob sie mit der Polizeigrundausbildung beginnen dürfen oder nicht. Drei bis maximal fünf Monate nach Einlangen der Bewerbung soll Gewissheit darüber herrschen. "Früher hat das oft länger als ein Jahr gedauert", wusste Kickl. Die Tests erfolgen innerhalb von zwei knapp aufeinander folgenden Tagen. Der erste Tag beginnt mit einem bis zu vier Stunden langen Computertest. Dabei werden Rechtschreib- und Grammatik-Kenntnisse und kognitive Fähigkeiten geprüft. Wurden beim Rechtschreib- und Grammatiktest die Mindestkriterien nicht erfüllt, besteht die Möglichkeit, den Test frühestens nach sechs Monaten und längstens nach einem Jahr einmalig zu wiederholen. Scheitert man hingegen beim kognitiven Teil, scheidet man aus dem Auswahlverfahren aus. Eine neuerliche Bewerbung ist nach einem Jahr möglich.

Ebenfalls am ersten Tag finden die Sporttests statt. Dabei wird auf im Rahmen einer Fahrrad-Ergometrie die Ausdauer getestet. Ein Achterlauf, Liegestütze und ein Pendellauf inklusive Rettungssimulation komplettieren die Tests. Der bisher durchgeführte 3.000-Meter-Lauf entfällt. Dieser werde ohnehin durch die Fahrrad-Ergometrie abgedeckt, welche zusätzlich wetterunabhängig sei, erklärte Hutter. "Im Winter bei Minusgraden und nassem Untergrund anzutreten, ist etwas ganz Anderes als bei guten Bedingungen.". Außerdem entfällt die Schwimmprüfung. Der Nachweis wird künftig durch das österreichische Schwimmerabzeichen der Qualifikationsstufe "Fahrtenschwimmer" oder höher erbracht. "Jeder Polizist muss Schwimmen können", betonte Hutter.

Der zweite Testtag beginnt mit einer ärztlichen Untersuchung und endet mit einem Eignungsinterview. Die Punkteergebnisse der Bewerber werden im Anschluss an die Auswahlverfahren in eine Rangliste aufgenommen. Die Erstgereihten werden für den nächsten Ausbildungstermin aufgenommen - jährlich jeweils am 1. März, 1. Juni, 1. September und 1. Dezember. Die Punktzahl wird ein Jahr in Evidenz gehalten und könnte für einen späteren Einrückzeitpunkt genügen.

Nach wie vor können von den Bewerbern maximal 1.000 Punkte im Rahmen der Aufnahmetests erreicht werden. Die neue Mindestpunktzahl betrage laut Hutter 197,22. Bisher genügten 139,5, Punkte, wobei die durchschnittliche Punktzahl bei erfolgreichen Bewerbern im 2. Halbjahr 2018 weit höher lag - von 562,1 in Salzburg bis hin zu 946,8 in Kärnten. Die Behauptung, dass das Niveau bei den Polizeianfängern zuletzt gesunken sein solle, wies Innenminister Kickl deswegen "schärfstens zurück". Sie entbehre jeder Grundlage. Hutter plädierte darauf, sich in einem Jahr nochmals die Punktzahlen der aufgenommenen Bewerber anzuschauen: "Ich bin überzeugt, sie werden so gut wie jetzt sein."

Um die bis zum Ende der Legislaturperiode zusätzlichen 2.100 Planstellen und 2.000 Ausbildungsstellen bei der Polizei besetzen zu können, wird eine Werbekampagne gestartet. Diese fokussiert auf die Tätigkeiten der Streifenpolizisten, da dieser Bereich des polizeilichen Alltags besonders abwechslungsreich und bürgernah sei und gleich nach der Grundausbildung anstehe, wie Kickl erklärte. Die Slogans lauten etwa: "Streife auch beruflich durch die Nacht" und "Deine Rolle ist spannender als ein Hollywoodstreifen."

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