APA - Austria Presse Agentur

ÖSV-Abfahrer laut Puelacher "im besten Speed-Alter"

Im Unterschied zu vorangegangenen Jahren sind die ÖSV-Abfahrer dieses Jahr nicht als Prügelknaben, sondern Mitfavoriten nach Gröden gereist. Auf der Suche nach den Gründen dafür wird beharrlich auf den Wert konsequenter Arbeit verwiesen - und auf die quasi natürliche Entwicklung. "Abgesehen vom Hannes Reichelt sind alle im besten Speed-Alter", befand Herren-Rennsportleiter Andreas Puelacher.

Häufig war während der Südtirol-Woche der Ski-Herren in der jüngeren Vergangenheit das Wort "Abfahrtskrise" in aller Munde. Aktuell jedoch fehlt von einer Krise jeder Ansatz. "Ich bin froh, dass man über das nicht berichten muss und wir uns in Ruhe vorbereiten können", sagte Reichelt, mit seinen 38 Jahren der mit Respektabstand älteste im ÖSV-Kader. Die weiteren Topläufer Max Franz, Matthias Mayer und Vincent Kriechmayr sind 29, 28 und 27 Jahre alt.

Vor allem dieses Quartett ist es, das in den bisher vier Speed-Events in Kanada und den USA abgeliefert hat. Zwei Siege dank Franz, drei Podestplätze, insgesamt 14 Top-Ten-Platzierungen können sich sehen lassen. "Sehr positiv hat es begonnen", freute sich Puelacher. Man könne sehen, "dass wir kompakt mit der Mannschaft dabei sind. Es können vier, fünf, teilweise sogar sechs unter die ersten Zehn fahren, und wir haben relativ viel verschiedene Namen unter den Zehn."

Dabei war denselben Athleten in früheren Jahren gerade in Nordamerika nicht viel zusammengelaufen. "Heuer ist es einigen Läufern richtig gut aufgegangen. Wir haben in den letzten Jahren oft bewiesen, dass wir irgendwann im Lauf der Saison eh schnell sind, aber halt nicht von Anfang an", gab Reichelt zu. Bemerkenswert ist auch, dass in diesem Winter Läufer wie Christoph Krenn, Christian Walder oder Johannes Kröll, die bis jetzt noch nicht nachhaltig aufgezeigt haben, schon Top Ten waren.

"Das hat natürlich mit dem Trainerteam zu tun, wo die Arbeit zwischen Athleten und Trainern sehr gut funktioniert", brachte Doppel-Olympiasieger Mayer Sepp Brunner ins Spiel, der im April 2017 zum neuen Speed-Cheftrainer bestellt wurde. "Er kann brutal gut organisieren. Er hat extrem gute Kontakte zu den Skigebieten, zu den Pisten, wo wir trainieren können. Er hat die ganze Truppe, wir sind ja viele Leute, die unterwegs sind, sehr gut im Griff."

Brunner "bringt sicher eine Ruhe rein. Er ist relativ entspannt, nimmt viel Druck raus. Er hat einfach eine Linie, die er verfolgt, und lässt sich von dem nicht abbringen", lobte auch Reichelt den Steirer, der lange Zeit für den Schweizer Verband gearbeitet hatte. "Er lässt auch zum Beispiel mir wieder den Freiraum, weil ich auch eher der bin, der mehr skifahren muss, um in Schwung zu kommen."

Puelacher benannte indes eine andere Ursache. "Wir haben jetzt schon zwei Jahre keine großen Verletzungen gehabt, und das Ganze ist einfach eine Entwicklung. Abgesehen vom Hannes sind alle im besten Speed-Alter, haben die Erfahrung jetzt schon über zwei Jahre und sind zusammengeblieben", verwies der Tiroler auf die konsequente Arbeit im Hintergrund, die eben nicht sofort Früchte trage. "Als Speedfahrer braucht man mehr Zeit, um sich weiterzuentwickeln, um die Pisten kennenzulernen vor allem. Das ist eine Entwicklung über Jahre."

Auch Max Franz führt das Nordamerika-Hoch auf ein relativ simples Rezept zurück. "In der Vorbereitung hat einfach alles gepasst. Wie es ausschaut, haben wir im Sommer heuer nicht viel anders, aber sehr viel richtig gemacht", sagte der Kärntner. "Wenn halt einmal alles rund läuft, und das ist jetzt so gewesen, dass alle zusammen eine gute Vorbereitung gehabt haben, dann stehen wir halt ein bisserl anders dar."

Für die Zukunft lässt das noch auf ausgedehnte Höhenflüge von Franz, Mayer, Kriechmayr und Co. hoffen. "Die sind jetzt natürlich im richtigen Alter für Abfahrer", stellte auch Reichelt fest. Wenn die ÖSV-Asse frei von schweren Verletzungen bleiben, könnten sie - wie das Beispiel Reichelt zeigt - ihren Fans noch lange viel Freude bereiten.