Perfekter Tag für Shiffrins außergewöhnlichen Coup

Shiffrin steig in erlauchten Kreis auf
Mikaela Shiffrin musste das Glück am Sonntag nicht bemühen. Denn der seit dem Sommer perfekt zurechtgelegte Plan ging auch so souverän auf. Die 23-Jährige gewann den Weltcup-Super-G in Lake Louise und hievte sich in noch höhere Alpinski-Sphären. "Ich bin sehr, sehr glücklich, ich bin verzückt", beendete die US-Amerikanerin einen achtminütigen den Medien übermittelten Monolog.

Der Sieg im Super-G hatte Shiffrin noch gefehlt, um zu Petra Kronberger (AUT), Pernilla Wiberg (SWE), Janica Kostelic (CRO), Anja Pärson (SWE), Lindsey Vonn (USA) und Tina Maze (SLO) aufzuschließen, die in den fünf Kern-Disziplinen Abfahrt, Super-G, Riesentorlauf, Slalom und Kombination Siege gefeiert haben. Auch einen Parallelslalom und zwei City Events hat Shiffrin schon für sich entschieden, was ihr im VIP-Club eine absolute Sonderstellung einbringt.

Den Grundstein für diesen Sieg hatte die Titelverteidigerin im Gesamtweltcup, den sie nach sieben Rennen mit drei Siegen, einem dritten, zwei vierten und einem neunten Platz souverän mit 489 Zählern vor der Schweizerin Michelle Gisin (251) und der Steirerin Nicole Schmidhofer (224) anführt, in der Vorbereitung in Chile gelegt.

"Ich habe im Sommer viel Zeit mit dem Super-G verbracht. Ich habe an der Position, am Material gearbeitet", erzählte Shiffrin. Dennoch kam sie mit zwiespältigen Gefühlen nach Lake Louise, denn beim Training in Copper Mountain waren sich nur ein paar Schwunge auf Pulverschnee ausgegangen. Also stand sie Sonntag in aller Früh auf und war eine halbe Stunde vor allen anderen auf dem Berg. "Als es noch dunkel war, habe ich ein paar freie Läufe auf den Super-G-Skiern gemacht, um mich an das Gefühl zu erinnern."

Denn das Schwierige für sie an einem Speed-Wochenende sei der Wechsel von der Abfahrt auf den Super-G. "Die Abfahrt fühlte sich solide an, ich war mit dem vierten Platz am zweiten Tag wirklich glücklich. Ich bin gefahren, wie ich wollte, das war großartig. Das Knifflige für mich war dann, mein Tempo für den Super-G zu wählen. Normalerweise fahre ich zu langsam oder zu schnell. Ich habe versucht, die Balance zu finden. Ich war mit der Besichtigung sehr zufrieden, ich kannte meine Taktik, wie ich Skifahren wollte. Ehrlicherweise wusste ich aber nicht, ob ich dazu fähig sein werde. Ich hatte absolut keine Erwartungen."

Und dann lief alles wie auf Schienen, das Material habe sich wunderbar angefühlt, ebenso die Schneeunterlage. "Ich war am Punkt, konnte meinen Plan ausführen. Alles fühlte sich perfekt an. Das war heute mein Tag", stellte Shiffrin angesichts 0,77 Sekunden Vorsprung auf die Norwegerin Ragnhild Mowinckel und 0,83 auf die Deutsche Viktoria Rebensburg fest.

"Ich habe darauf hingearbeitet. Aber ich weiß nicht, ob irgendjemand geglaubt hat, dass alles in dem Moment zusammenkommt, wenn es muss." Das Team um sie herum glaube zu tausend Prozent an sie. "Das ist so wichtig, wenn ich am Renntag an den Start gehe. Manchmal ist es nicht genug, an sich selbst zu glauben, du musst viele Leute haben, die an dich glauben."

Sie erwarte nicht, dass das nun jedes Mal im Super-G so laufen werde, sie müsse auf der Speedseite noch viel lernen, wisse nun aber um die Taktik und die Mentalität, die es benötige. "Hoffentlich kann ich darauf aufbauen. Ich werde auch den Super-G in St. Moritz fahren, mir danach aber Zeit für das Training vor Courchevel nehmen. Hoffentlich kann ich in Cortina auf die Speedseite zurückkehren", hat Shiffrin offenbar Val d'Isere und St. Anton derzeit nicht im Programm.

Shiffrin erfüllte sich einen Klein-Mädchen-Traum. "Ich wollte im Skifahren so weit kommen, dass ich in allen Disziplinen gewinnen kann. Dass das jetzt schon passiert ist, ist unbeschreiblich. Das war ein echt verrückter Tag."

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