APA - Austria Presse Agentur

Prozessauftakt um Bluttat in Asylunterkunft

In Wiener Neustadt hat am Dienstag ein Prozess um eine Bluttat in einem Asylquartier in Maria Enzersdorf begonnen. Ein 25-Jähriger soll im Mai einen Mann getötet haben. Die Staatsanwaltschaft beantragte die Unterbringung in einer Anstalt für geistig abnorme Rechtsbrecher. Der Nigerianer konnte sich an die Geschehnisse nicht erinnern. Die Geschworenenverhandlung wird am 20. November fortgesetzt.

Der Mann leidet laut einem Gutachten an paranoider Schizophrenie und ist nicht zurechnungsfähig. Der Asylwerber soll in der Nacht auf den 3. Mai in die Flüchtlingsunterkunft im Bezirk Mödling eingedrungen sein. Er soll einen Mann aus Bangladesch angegriffen, zu Boden gebracht und ihm kräftige, teils stampfende Fußtritte gegen Kopf, Hals und oberen Brustbereich versetzt haben. Jugendliche fanden das Opfer leblos in einem Raum im Erdgeschoß liegend. Sie gingen anfangs davon aus, dass der Bewohner Nasenbluten hatte, schilderte ein Betreuer. Für den 26-Jährigen kam jede Hilfe zu spät. Die Polizei hatte Anfang Mai ein Betretungsverbot für das Quartier gegen den Nigerianer ausgesprochen, weil er einen Jugendlichen geschlagen hatte.

Am Nachmittag des 3. Mai warf der 25-Jährige laut Zeugenaussagen auf einem Spielplatz einen Meißel in die Richtung von Kindern. Ein Zwölfjähriger rief die Polizei. Als die Einsatzkräfte eintrafen, saß der Mann mit einem Meißel zwischen den Beinen auf einer Parkbank. Gegen eine Durchsuchung bzw. Festnahme wehrte sich der Nigerianer mit Kopfstößen, Schlägen, Tritten und Spucken. Ein Beamter erlitt eine Kratzwunde am Rücken, ein weiterer konnte einem Faustschlag gegen den Kopf gerade noch ausweichen.

Kurz nach Einlieferung in die Justizanstalt Wiener Neustadt soll der Mann einen Mitinsassen schwer verletzt haben, indem er ihn gewürgt und u.a. einen Fernseher und eine Kaffeetasse entgegengeschleudert haben soll. Der Häftling soll beim nächsten Prozesstermin befragt werden.

Der 25-Jährige befindet sich in vorläufiger Anhaltung. Er sei "extrem gefährlich und hoch aggressiv", verwies Staatsanwalt Erich Habitzl im Eröffnungsvortrag auf das psychiatrische Gutachten. Zu befürchten seien weitere Straftaten, die bis zum Tod eines weiteren Menschen führen könnten.

Rechtsanwalt Wolfgang Blaschitz hielt fest, dass es in dieser Verhandlung eine "gewisse Eintracht" zwischen Staatsanwaltschaft und Verteidigung gebe. Das psychiatrische Gutachten sei eindeutig, sein Mandant leide unter einer Geisteskrankheit und brauche medizinische Hilfe.

Die Befragung des Nigerianers gestaltete sich schwierig. Auf die Frage der vorsitzenden Richterin Birgit Borns, ob er die im Unterbringungsantrag angeführten Taten begangen habe, meinte der Mann: "Ich kann mich nicht erinnern." Manchmal höre er Stimmen in seinem Kopf, "die verfluchen mich", so der 25-Jährige laut Übersetzung der Dolmetscherin. Bis vor einigen Monaten habe er Marihuana geraucht, gab der wegen Drogendelikten vorbestrafte Betroffene an.

Am rechten Schuh des 25-Jährigen fand sich Blut des Opfers, sagte die Sachverständige Christa Nussbaumer. Weiters wurde eine Mischspur mit DNA des Opfers am Sweater sichergestellt.

Die Bluttat hatte auch heftige politische Diskussionen zur Folge. Landesrat Gottfried Waldhäusl (FPÖ) veranlasste, Asylwerber aus der Unterkunft in andere Quartiere zu verlegen. Die ersten Bewohner mussten im Juni umziehen.