APA - Austria Presse Agentur

Romeo, der einsamste Frosch der Welt, hat jetzt eine Julia

Er galt als letztes Exemplar seiner Art – jetzt wurde eine Partnerin für ihn gefunden.

Der Sehuencas-Wasserfrosch Romeo, der als einsamster (weil einziger seiner Art) Frosch der Welt galt, ist nicht mehr allein. Im bolivianischen Urwald wurde tatsächlich eine zu ihm passende Julia entdeckt – nun sollen die beiden das Überleben ihrer Art sichern. Wie Global Wildlife Conservation mitteilte, lebt Romeo inzwischen mit Julia und hat mit seinem ersten Balzruf seit zwei Jahren bereits seine Paarungsbereitschaft unter Beweis gestellt.

"Romeo ist wirklich süß zu Julia, folgt ihr im Aquarium und überlässt ihr seine Wurm-Mahlzeiten", sagte Teresa Camacho Badani, für Amphibien zuständige Abteilungsleiterin von Boliviens Naturkundemuseum Alcide d'Orbigny, das sich an dem Zuchtprojekt in Cochabamba beteiligt. "Nachdem er so lang allein war, ist es wunderbar, ihn endlich balzen zu sehen."

Suchaktion nach Weibchen erfolgreich

Romeo war vor einem Jahrzehnt in einem bolivianischen Nebelwald gefunden worden. Lange Zeit galt er als letzter Sehuencas-Wasserfrosch überhaupt. Dennoch gaben Wissenschafter und Umweltschützer die Hoffnung nicht auf und starteten eine umfangreiche Suchaktion nach einem Weibchen.

Sie sammelten Spenden für mehrere Suchexpeditionen und fanden auf diese Weise im Jänner Julia im selben Wald, in dem auch Romeo einst zu Hause gewesen war. Bei den Nachforschungen konnten sogar noch vier weitere Sehuencas-Wasserfrösche in der Wildnis eingesammelt werden, zwei Männchen und zwei Weibchen, die nun ebenfalls in einem Aquarium leben.

Bevor Julia ihrem Romeo Gesellschaft leisten konnte, musste auch bei ihr eine Chytridiomykose ausgeschlossen werden – eine Pilzinfektion, die den Bestand der Sehuencas-Wasserfrösche drastisch reduziert hat. Nach einer Beobachtungszeit wurden die beiden Frösche schließlich ins selbe Aquarium gesetzt.

Romeo muss sexuelle Umklammerung üben

Für das vor etwa zehn Jahren eingefangene Froschmännchen wird die Zeit allmählich knapp, denn die Lebenserwartung von Sehuencas-Wasserfröschen beträgt etwa 15 Jahre. Romeo muss nun den sogenannten Amplexus üben – eine bestimmte Art, wie Froschmännchen ihre Partnerin während der Paarung umklammern, um ihre Eier befruchten zu können.

Manche Froscharten verharren für eine erfolgreiche Paarung wochen- oder sogar monatelang in dieser Stellung. Welche Dauer bei Sehuencas-Wasserfröschen üblich ist, ist allerdings nicht bekannt. Romeo hat es bis jetzt etwa ein halbes Dutzend Mal geschafft, Julia zu besteigen und zu umklammern. Sein längster Amplexus dauerte 15 Minuten.

Sehuencas-Wasserfrösche leben vollständig im Wasser. Früher lebten sie in großer Zahl am Grund kleiner Flüsse und Bäche und in Bergseen. Eine Kombination aus Klimawandel, Zerstörung ihres Lebensraums, Chytridiomykose und das Aussetzen von natürlicherweise nicht dort vorkommenden Forellen in Gewässer sorgten für einen massiven Rückgang des Bestands in Bolivien, Ecuador und Peru.

Laut Global Wildlife Conservation hat Bolivien weltweit die zehntgrößte Artenvielfalt bei Amphibien. Mehr als ein Fünftel der dortigen Arten seien allerdings akut vom Aussterben bedroht.