APA - Austria Presse Agentur

Schöne Bescherung im Libanon: Van der Bellen bei UNIFIL

Die Weihnachtsdekoration blinkte und blitzte, die Kerzen am Christbaum erstrahlten, als Bundespräsident Alexander Van der Bellen auf seiner Libanon-Reise am Mittwoch im Cafe "Edelweiß" im UNIFIL-Camp von Naqoura seinen Auftritt als Weihnachtsmann (freilich ohne Rauschebart und roter Mütze) hatte. Er bescherte dem österreichischen Kontingent wunschgemäß einen neuen Gasgriller.

Seit November 2011 beteiligt sich das Bundesheer an der UNIFIL-Mission der Vereinten Nationen im Libanon. An dem "United Nations Interim Forces in Lebanon"-Einsatz nehmen rund 11.800 Soldaten und 1.000 UNO-Zivilangestellte aus 42 Nationen teil. Im Camp Naqoura - rund drei Kilometer von der Grenze zu Israel entfernt gelegen - sind über 1000 Personen aktiv.

Österreichs Beitrag besteht derzeit aus 184 Soldatinnen und Soldaten, 182 davon waren am Mittwoch auch tatsächlich an Ort und Stelle. Rund 60 Prozent sind Milizsoldaten, die oft auch dringend benötigte berufliche, etwa handwerkliche Fähigkeiten mitbringen. Im Bundesheer-Kontingent sind auch sieben Frauen vertreten. Insgesamt dürfte der weibliche Anteil im Camp Naqoura bei rund sechs Prozent liegen, schätzte eine österreichische UNIFIL-Soldatin im APA-Gespräch.

Das Bundesheer ist vorwiegend in der Logistik, vorwiegend im Kraftfahrzeug- und Transportbereich, tätig. Es stellt unter anderem auch die Feuerwehr im Camp. Generell hat die UNIFIL-Friedensmission vor allem die Aufgabe, den seit 2006 geltenden Waffenstillstand zwischen dem Libanon und Israel zu überwachen.

Die Sicherheitslage sei aktuell eher ruhig, berichteten österreichische UNIFIL-Soldaten. Allerdings könne sich das rasch ändern. Zwischenfälle gibt es immer wieder. Umstritten ist etwa die Grenze am Mittelmeer, wo beide Länder Ansprüche auf dort befindliche Ölfelder erheben. An Land laufen Versuche, die 150 Kilometer langen Grenzen genau abzustecken, an manchen Abschnitten wird von Israel gerade eine Mauer errichtet.

Die Lage an der Grenze entlang der sogenannten "Blue Line" sei fragil, berichtete Van der Bellen, meist handle es sich aber nur um kleinere Vorfälle. "Wenn jemand dort seine Schafe weidet, wissen die dummen Schafe nicht, was eine Blue Line ist. Und schon sind sie auf israelischem Territorium."

Allerdings gibt es bisweilen schon ernstere Zwischenfälle. Im August hätten erregte Dorfbewohner versucht, ein mit UNIFIL-Soldaten besetztes Auto in Brand zu setzen. Die Hintergründe sind immer noch unklar.

Der Einsatz der Österreicher im Grenzgebiet des Libanon zu Israel sei auf alle Fälle sinnvoll, so die Einschätzung Van der Bellens, auch weil derart mehr Informationen über die Lage in der Region zu bekommen seien. Es handle sich ja immerhin um eines der "heikelsten Krisengebiete der Welt". Nachsatz: "Wir sind hier nicht im Kaunertal oder in Bad Vöslau."

Zuletzt sorgte die israelische Armee für erhöhte Aktivität. Sie hatte nach eigenen Angaben im israelisch-libanesischen Grenzgebiet in der vergangenen Woche zwei "grenzquerende Angriffstunnel" der vom Libanon aus operierenden Hisbollah gefunden. Die Schiitenmiliz wolle durch die Tunnel Elitekämpfer in den Norden Israels bringen, um entweder Gebiete zu isolieren oder Zivilisten und Soldaten gefangen zu nehmen, so die israelische Vermutung.

Seitens der österreichischen UNIFIL-Mission wurde bestätigt, dass zwei Tunnel entdeckt und die Soldaten der Vereinten Nationen auch gebeten wurden, an der Zerstörung mitzuarbeiten. Libanesischen Medien zufolge könnte es sich aber auch um alte Bauwerke handeln.

"Es scheint festzustehen, es gibt tatsächlich Tunnel", berichtete Van der Bellen nach einem Briefing durch die UNIFIL. Bei Bohrungen von israelischer Seite wurden Gänge gefunden, die rund 1,7 Meter hoch und einen Meter breit sind. Bisher habe man aber noch "keinen Eingang und Ausgang" ausfindig machen können, so Van der Bellen.

Es sei daher durchaus möglich, dass die Bauwerke bereits "Jahrzehnte alt" seien, meinte der Bundespräsident. Aus der UNIFIL war wiederum zu hören, dass von der lokalen Bevölkerung zuletzt im Jahr 2014 verdächtige Erderschütterungen gemeldet worden seien.

Gerade die Hisbollah ist für Van der Bellen aber ein Beispiel, wie sehr die Wahrnehmungen und Interpretationen der aktuellen Lage variieren können, je nachdem, ob sie von der israelischen, der palästinensischen oder von UNIFIL-Seite angestellt würden. Jedenfalls seien "alle gut beraten zwischen aggressiver Rhetorik und dem zu unterscheiden, was tatsächlich passieren kann", meinte Van der Bellen.

Im Libanon wird der aktuelle Zwist um die Tunnel auch mit Schwierigkeiten von Ministerpräsident Benjamin Netanyahu in Verbindung gebracht, der wegen Korruptionsvorwürfen unter Druck ist. Netanyahu würde versuchen, durch außenpolitische Härte in Israel innenpolitisch zu punkten, meinen politische Beobachter.

Zuletzt war es 2006 zu einem rund einmonatigen Krieg zwischen Israel und der Hisbollah gekommen, den die Schiitenmiliz als Sieg feierte. Auf libanesischer Seite wurden mehr als 1200 Menschen getötet, auf der israelischen mehr als 160 Soldaten und Zivilisten. Offiziell befinden sich Israel und der benachbarte Libanon weiter im Krieg. Damit sich dieser weiterhin nur höchstens durch diverse kleinere Scharmützel bemerkbar macht, wurde die UNIFIL-Mission bisher von Jahr zu Jahr verlängert...