APA - Austria Presse Agentur

Studie: "Gesunder" Tourismus in Wien, Übermaß in Salzburg

Venedig, Amsterdam oder Barcelona - immer mehr Städte kämpfen mit einem Übermaß an Touristen. Die Österreichische Hoteliervereinigung (ÖHV) hat gemeinsam mit dem Beratungsunternehmen Roland Berger eine Studie erstellt, die 52 europäische Städte in Bezug auf den sogenannten Overtourism vergleicht und Handlungsempfehlungen dagegen enthält.

"Es kommt international zunehmend zu Friktionen, weil zu viele Touristen in die Städte kommen", sagte Co-Autor Vladimir Preveden bei der Präsentation der Analyse am Mittwoch. Der Städtetourismus wachse doppelt so schnell wie der nationale Tourismus. Auch ungeregelte Sharing Economy erweise sich als Turbo für das Phänomen des Overtourism.

Das Problem ist für Wien kein Thema. Die Bundeshauptstadt liegt - gemeinsam mit London, Rom, München oder Berlin - im Bereich der "Shining Stars", wie es in der Studie bezeichnet wird, mit einem "optimalen Verhältnis" zwischen Touristen und Einheimischen.

"Wien fällt in den Bereich der Städte mit einem gesunden Tourismus", sagte Preveden. Salzburg, das ebenfalls in der Studie inkludiert wurde, hat dagegen mit dem Problem des "Overtourism" zu kämpfen. Eine besonders hohe Dichte an Touristen bei gleichzeitig verhältnismäßig geringer Wertschöpfung haben außerdem Prag, Bordeaux und Brügge.

Für die Studie wurde die Tourismusdichte, also die Zahl der Nächtigungen pro Einwohner, der Wertschöpfung gegenübergestellt. Wie viel der Tourismus in einer Stadt generiert, sei schwer zu messen, räumte Preveden ein. In diesem Fall wurde der Netto-Logiserlös pro verfügbarem Zimmer herangezogen. Der lag in Salzburg 2017 bei 78,36 Euro, in Wien bei 73,80 Euro. Während Salzburg 19,6 Nächtigungen pro Einwohner verzeichnete, waren es in Wien aber nur 8,2 Nächtigungen.

"Wir haben in Wien kein Overtourism-Problem", stellte auch Tourismusdirektor Norbert Kettner fest. Das liege - neben der Strategie des Wien-Tourismus - daran, dass Wien als Vier-Millionen-Stadt geplant worden sei.

Ziel der Tourismusstrategie für Wien ist es, die Wertschöpfung zu erhöhen, sagte Kettner. Daher setze der Wien-Tourismus ausschließlich auf das Premiumsegment. "Wir haben uns aus allen Bereichen des Massentourismus zurückgezogen", sagte Kettner. So gebe es etwa keinerlei Kooperationen mit Busunternehmen mehr. Ganz ohne Nächtigungszuwachs werde jedoch auch Wien nicht auskommen.

Um dem Phänomen des "Overtourism" vorzubeugen, empfehlen die Studienautoren die Belebung tourismusärmerer Stadtviertel zur Entlastung der Zentren und die Schaffung von Angeboten, die gezielt Luxus-Gäste ansprechen. Städte, die bereits unter zu vielen Touristen leiden, müssten die Kapazitäten bzw. den Zugang begrenzen, sagte ÖHV-Generalsekretär Markus Gratzer. So habe Salzburg bereits für gewisse Zonen eine Begrenzung des Bettenkontingents und ein Online-Buchungssystem für Busse eingeführt.