Türkei verschob Militäroffensive gegen Kurden in Nordsyrien

Erdogan beriet sich mit US-Präsident Trump
Die Türkei verschiebt den angekündigten Angriff auf die Kurdenmiliz YPG im Norden Syriens. Unter anderem habe ihn ein Telefonat mit US-Präsident Donald Trump dazu bewogen, mit der Offensive noch "eine Weile zu warten", sagte der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan am Freitag in Istanbul. Allerdings werde die Türkei den Angriff nicht ewig verschieben, erklärte er weiter.

Erdogan versicherte, dass die Türkei gegen den IS kämpfen und das Land von der Terrormiliz "säubern" könne. Der türkische hatte vergangene Woche eine Militäroffensive gegen die YPG in Nordsyrien angekündigt. Trump wiederum ordnete in dieser Woche den Abzug der amerikanischen Soldaten aus Syrien an.

Sollten Washingtons Truppen das Bürgerkriegsland verlassen, würde der Weg frei werden für einen türkischen Angriff auf den Norden Syriens. Die Regierung in Ankara sieht in der YPG einen Ableger der verbotenen kurdischen Arbeiterpartei PKK. Sie hat diese als Terrororganisation eingestuft.

Der türkische Außenminister Mevlüt Cavusoglu begrüßte den geplanten US-Abzug aus Syrien. Dieser müsse koordiniert erfolgen, sagte er nach Angaben der staatlichen Nachrichtenagentur Anadolu bei einem Besuch in Malta. Die Türkei stehe diesbezüglich in Kontakt mit den USA.

Im Fall eines türkischen Angriffs auf Nordsyrien sehen die dort lebenden Kurden den Kampf gegen die IS-Terrormiliz in Gefahr. Die Syrischen Demokratischen Kräfte (SDF) wären gezwungen, ihre Truppen von der Front mit dem IS zurückzuziehen und an die Grenze zur Türkei zu verlegen, sagte die führende Kurdenvertreterin Ilham Ahmed am Freitag bei einem Besuch in Paris.

Ahmed ist der Ko-Vorsitzende des politischen Arms der von der YPG angeführten SDF. Deren Truppen sind in Syrien wichtigster Partner der USA im Kampf gegen die Terrormiliz Islamischer Staat (IS). Die YPG und lokale Verbündete gehen derzeit im Osten des Bürgerkriegslandes gegen eine der letzten IS-Bastionen um den Ort Hadschin vor.

"Wir bitten die Franzosen um diplomatische Unterstützung", sagte Ahmed nach Angaben der französischen Nachrichtenagentur AFP weiter. Sie ist der Ansicht, dass insbesondere Frankreichs Behörden Druck auf die Türkei ausüben könnten, ihre Drohung zurückzunehmen. "Wir haben Angst, dass wir die Situation nicht mehr kontrollieren können", so Ahmed mit Blick auf die ausländischen IS-Kämpfer in der Region.

In der Region um Hajin gingen die Kämpfer weiter. Die in Großbritannien ansässige Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte meldete, die SDF-Truppen seien weiter gegen den IS vorgerückt. Ihre Angaben sind jedoch schwer überprüfbar. SDF-Sprecher Mustafa Bali meldete hingegen eine Gegenoffensive der Jihadisten.

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