APA - Austria Presse Agentur

Unzufriedenheit der Tourismus-Beschäftigten nimmt wieder zu

In den Jahren der Wirtschaftskrise nach 2008 ist die Zufriedenheit mit dem Job im Tourismus deutlich schlechter gewesen als in anderen Branchen, glich sich aber 2016 und 2017 an - mittlerweile geht die Schere jedoch wieder auseinander, geht aus dem Arbeitsklimaindex der Arbeiterkammer OÖ hervor. Besonders unzufrieden sind Frauen und Jüngere, speziell im Reinigungsbereich und im Service.

Tourismusbeschäftigte fühlen sich weniger wertgeschätzt als Kollegen aus anderen Branchen. Und auch beim Einkommen fühlen sie sich benachteiligt. "Sie haben das Gefühl, am Wirtschaftsaufschwung nicht so mitzupartizipieren wie andere Bereiche", so IHS-Experte Georg Michenthaler am Dienstag bei einer Podiumsdiskussion in der Wiener ÖGB-Zentrale.

Auffällig sei der unterdurchschnittliche Optimismus bei den unter 30-jährigen im Tourismus. Besonders schlecht werde der Führungsstil beurteilt. Die Perspektiven, die die Jungen sehen, seien überschaubar, so Michenthaler.

Dass viele Probleme seit Jahren existieren, räumte Michaela Reitterer, Präsidentin der Österreichischen Hoteliervereinigung (ÖHV) ein. So sei schon zu ihren Schulzeiten nur ein kleinerer Teil der Hotelfachschüler dann auch in der Branche geblieben. Es gebe natürlich immer noch Luft nach oben, aber "fahren wir nicht immer mit dem Rückspiegel".

Berend Tusch, Bereichsvorsitzender der Verkehrs- und Tourismusgewerkschaft vida, kritisierte die Ausdehnung der erlaubten täglichen Arbeitszeit. Damit habe die Bundesregierung ein "Mitarbeiterabschreckprogramm" eingeführt. Mit der Ausformung der Arbeitszeitflexibilisierung zeigte sich auch Reitterer nicht glücklich. Sie wartet bis heute auf die Klärung, ob die Freiwilligkeit vor oder nach der Dienstplanerstellung gilt.

Im Zuge der Podiumsdiskussion schilderten Arbeitnehmervertreter und Beschäftigte ihre Erfahrungen. "Wir haben zu wenige Beschäftigte und teilweise zu viele Betriebe", meinte ein Kellner sarkastisch, der die schlechte Bezahlung in der Branche kritisierte. Eine vida-Vertreterin berichtete von einem Beschäftigten, der nach "horrenden" Überstunden zusammengebrochen ist. Ein weiterer Arbeitnehmervertreter betonte: "Wir haben nach Bau/Holz die größte Invaliditätsrate."

Dass es in der Branche sehr arbeitsintensiv sein kann, bestätigte auch Reitterer. Sie führt das auch auf die geringere Zahl der verfügbaren Mitarbeiter zurück, wodurch es eben für die Verbliebenen mehr Arbeit gebe. Dies ließe sich aber durch mehr Mitarbeiter aus Nicht-EU-Ländern - Stichwort Saisonniers - entschärfen.

Zu der Diskussion war auch der Wiener Gastronom Mario Plachutta eingeladen, er ließ sich kurzfristig aus Termingründen entschuldigen.

Die Stimmung der Beschäftigten im Tourismus ist im Jahresvergleich laut Arbeitsklimaindex gesunken, wobei der Frust in der Gastronomie höher ist als in der Hotellerie. Verglichen mit anderen Branchen setzen den Beschäftigten im Tourismus vor allem hohe körperliche Belastungen und Stress zu, insbesondere durch Zeitdruck.

Außerdem belaste die schlechte Vereinbarkeit von Beruf und Familienleben. "Fast ein Drittel sagt, es geht sehr schlecht. In anderen Branchen sind es deutlich weniger. Das Hotel- und Gastgewerbe ist nach wie vor eher familienfeindlich", so Tusch.

Wie hoch der Bedarf an Fachkräften ist, zeigen folgende Zahlen: In den ersten neun Monaten des heurigen Jahres hat sich die Zahl der Nächtigungen im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um gut 3,8 Millionen bzw. 3,2 Prozent erhöht. Gleichzeitig waren im Oktober aber 47.710 Personen im Bereich Beherbergung und Gastronomie arbeitslos gemeldet. Das waren 3.103 weniger als im Oktober 2017.