Vorbeiflug am weitest entfernten Weltraumobjekt Ultima Thule

Weltraumregion namens Kuipergürtel wird erforscht
Mit einem historischen Vorbeiflug am weitest entfernten kosmischen Objekt im Weltall ist die US-Raumfahrtbehörde NASA in das neue Jahr gestartet. Die Raumsonde "New Horizons" richtete Dienstagfrüh (MEZ) ihre Kameras auf den Himmelskörper Ultima Thule, der 6,4 Milliarden Kilometer von der Erde entfernt in einer dunklen und kalten Weltraumregion namens Kuipergürtel liegt, wie die NASA mitteilte.

Niemals zuvor hat sich ein menschliches Objekt einem derart weit entfernten Himmelskörper genähert. Forscher erhoffen sich von Daten der Sonde Erkenntnisse über die Entstehung von Planeten. Die NASA feierte den Flug der Sonde am Rande des Sonnensystems mit zahlreichen Schulkindern im Johns-Hopkins-Forschungszentrum für Angewandte Physik in Maryland. Einige Kinder waren dabei als Raumfahrer verkleidet. Sie jubelten unter Konfettiregen, als die Sonde sich der Oberfläche von Ultima Thule so dicht wie möglich näherte - in einer Entfernung von mehr als 3.500 Kilometern.

Die NASA rechnete für Dienstagnachmittag mit dem ersten Signal der Raumsonde zum Vorbeiflug. Ein Echtzeit-Video war nicht möglich, weil es mehr als sechs Stunden dauert, bis ein Signal von der Erde die Raumsonde erreicht. Noch einmal sechs Stunden kommen für die Übertragung der Antwort hinzu.

"Diese Nacht wird niemand von uns vergessen", sagte Queen-Gitarrist Brian May, der einen Abschluss in Astrophysik hat und kürzlich mit einem neuen Song der NASA-Sonde "New Horizons" Tribut gezollt hat. Ultima Thule sei einzigartig, weil es ein Relikt aus den ersten Tagen des Sonnensystems sei und Antworten auf den Ursprung anderer Planeten geben könnte.

Ultima Thule wurde 2014 mit der Hilfe des Weltraumteleskops Hubble entdeckt. Forscher wissen bisher noch nicht, wie Ultima Thule aussieht - ob es Krater gibt oder die Oberfläche eher glatt ist, ob es nur aus einem Objekt oder mehreren besteht.

Die NASA veröffentlichte am Montag ein verpixeltes und verschwommenes Bild, das aus einer Entfernung von knapp zwei Millionen Kilometern aufgenommen wurde. Dieses fasziniert Forscher, weil es ein eher lang gezogenes Weltraumobjekt zu zeigen scheint und kein rundes.

Die Sonde "New Horizons" sollte bei ihrem nur wenige Sekunden langen Vorbeiflug von Ultima Thule rund 900 Bilder machen. Diese klareren Bilder sollen in den nachfolgenden drei Tagen eintreffen. Es sei nur eine Frage der Zeit, sagte der Forscher John Spencer vom Southwest Research Institute. "New Horizons" hatte bereits 2015 spektakuläre Fotos des Zwergplaneten Pluto geliefert.

Hal Weaver vom Johns-Hopkins-Forschungszentrum zufolge wusste die Menschheit bis in die 90er-Jahre nichts von des Existenz des Kuipergürtels im Weltall. "Wir haben endlich den Rand des Sonnensystems erreicht - die Dinge, die dort von Beginn an waren und sich kaum verändert haben, wie wir glauben. Wir werden es herausfinden."

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