Zadrazil im APA-Interview: Ehrung "coole Wertschätzung"

Die Salzburgerin ist stolz auf ihren Titel
Sarah Zadrazil hat die Premierenwahl zur Fußballerin des Jahres für sich entschieden. Im Interview mit der APA - Austria Presse Agentur gab die von den Bundesliga-Coaches gewählte 25-jährige Salzburgerin Einblick, wie viel ihr solche Auszeichnungen bedeuten, zog eine sportliche Bilanz über 2018 und sprach auch über ihre sportliche und berufliche Zukunft sowie das anstehende Weihnachtsfest.

APA: Sie sind Österreichs erste Fußballerin des Jahres, wie hört sich das an?

Zadrazil: "Es ist auf jeden Fall sehr schön und macht mich natürlich stolz. Auch wenn persönliche Ehrungen eher nebensächlich für mich sind, finde ich, dass es einfach eine extrem coole Wertschätzung ist, dass wir generell als Frauen jetzt auch die Möglichkeit haben diese Auszeichnung zu gewinnen. Ich glaube, das ist wieder ein wichtiger Schritt für den Frauenfußball in Österreich."

APA: Wie sieht ihr Resümee für 2018 aus?

Zadrazil: "Es war ein sehr lehrreiches Jahr für mich, das erfolgreicher sein hätte können."

APA: Mit Turbine Potsdam gab es 2017/18 Rang vier, nach dem Herbst seid ihr wieder Vierter. Zufriedenstellend?

Zadrazil: "Es ist nicht so gelaufen, wie wir es erhofft hatten, wir haben die Champions League nicht erreicht. Jetzt sind wir Vierter und noch ganz gut dabei, haben auch acht Spiele hintereinander nicht verloren."

APA: Potsdam hat früher Erfolge am laufenden Band gefeiert, was fehlt dafür?

Zadrazil: "Es ist sehr schwer, weil Potsdam ein reiner Frauenfußballverein ist und wir auf die ganzen Gelder der Sponsoren angewiesen sind. Wolfsburg oder Bayern haben zum Beispiel, da sie einen Männerverein an der Seite haben, budgettechnisch ganz andere Möglichkeiten und auch andere Strukturen und Trainingsmöglichkeiten. Wir haben einfach weniger Mittel, was das Finanzielle betrifft, und müssen das woanders rausholen. Wir setzen sehr auf die eigene Jugend."

APA: Peilen Sie einen Transfer zu einem anderen Club an?

Zadrazil: "Ich habe bis Sommer 2020 Vertrag in Potsdam und fühle mich im Moment sehr wohl. Die Stadt und der Verein sind super. Ich habe diese Saison immer die Chance gehabt zu starten und eine gewisse Führungsposition in der Mannschaft. So kann es gerne weitergehen. Ich mache mir aktuell keine Gedanken über meine weitere Zukunft."

APA: Viktoria Schnaderbeck und Sarah Puntigam haben den Sprung in andere europäische Ligen gewagt, wäre das auch für Sie etwas?

Zadrazil: "Ich war vier Jahre in Amerika, Auslandserfahrung habe ich also schon gemacht. Natürlich wirft man einen Blick drauf, wie sich die anderen Ligen entwickeln, aktuell glaube ich aber noch, dass die deutsche Liga am ausgeglichensten ist. Man weiß nie, was in den nächsten Jahren passiert, man wird es sehen."

APA: Mit dem Nationalteam wurde die WM verpasst. War 2018 ein Rückschritt?

Zadrazil: "Es war ein enttäuschendes Jahr. Ich würde aber trotzdem sagen, dass wir mit unserer jungen Mannschaft immer noch auf einem guten Weg sind. Dass man als Nummer 23 der Welt nicht immer mit Topnationen wie Deutschland oder England mithalten kann, ist verständlich. Gegen diese Gegner haben wir gesehen, was uns noch fehlt und woran wir noch arbeiten müssen. Niederlagen gehören zur Entwicklung dazu und Entwicklung ist nie linear nach oben."

APA: Was darf man in der 2019 startenden EM-Qualifikation erwarten?

Zadrazil: "Unser Ziel ist ganz klar bei der nächsten Europameisterschaft wieder dabei zu sein."

APA: Wo sehen Sie bei Ihnen noch Verbesserungspotenzial?

Zadrazil: "Ich glaube, dass ich mich noch mehr zu einer Führungsspielerin entwickeln könnte. Taktisch und körperlich habe ich mich ganz gut entwickelt, im technischen Bereich kann ich mich sicher steigern, mein linker Fuß hat auf jeden Fall noch Verbesserungspotenzial. Es ist also schon noch Luft nach oben."

APA: Immer mehr Österreicherinnen wechseln ins Ausland, raten Sie jungen Spielerinnen dazu?

Zadrazil: "Leider, ja. Es wäre natürlich super für den österreichischen Fußball, wenn die österreichische Liga auch Spielerinnen und das Niveau hätte wie andere Ligen, aber aktuell ist einfach der Weg ins Ausland der beste, weil man dadurch einfach viel besser wird."

APA: Wie könnte man die österreichische Liga fördern?

Zadrazil: "Man sieht in anderen Ligen, egal ob in England oder auch bei uns in Deutschland, dass es einen großen Unterschied macht, wenn man einen Männerverein an der Seite hat. Von dem her wäre es für den österreichischen Frauenfußball ein Riesenschritt, wenn ein Verein wie Red Bull Salzburg beispielsweise in den Frauenfußball einsteigen würde."

APA: Hat sich das Standing der Österreicherinnen in Deutschland geändert?

Zadrazil: "Ich glaube, dass mittlerweile andere Nationen schon einen gewissen Respekt vor uns haben. Nicht nur wegen der EURO, sondern weil eben viele wissen, die spielen in Deutschland, und von dem her glaube ich schon, dass wir ein ganz gutes Standing haben. Das haben wir uns erarbeitet, darauf können wir stolz sein, nur müssen wir jetzt dranbleiben und weiterarbeiten, damit das so bleibt."

APA: Durch den EURO-Erfolg 2017 und verstärkte Medienpräsenz ist auch Ihre Bekanntheit gestiegen, wie lebt es sich damit?

Zadrazil: "In Salzburg werden Laura (Feiersinger) und ich grundsätzlich ab und zu erkannt. Auch auf Social Media ist das Interesse extrem gestiegen, von dem her hat man das schon bemerkt, aber es hält sich im Rahmen. Es ist nicht so, dass uns jeder erkennt. Das passt ganz gut."

APA: Wie wichtig sind ihnen soziale Medien?

Zadrazil: "Für mich persönlich ist es eher nebensächlich und ich poste auch nicht jeden Tag etwas. Ich finde aber, dass es schon eine coole Plattform ist, um sich mit den Fans auszutauschen und ihnen auch einen kleinen Einblick ins private Leben zu geben."

APA: Weihnachten steht vor der Tür, wie verbringen Sie die Festtage?

Zadrazil: "Weihnachten verbringe ich wie jedes Jahr bei meiner Familie in St. Gilgen. Für mich ist das sehr wichtig, weil daheim ist es für mich noch immer am schönsten. Alle kommen zusammen, von dem her ist es schon ein besonderes Fest."

APA: Welche Wünsche haben Sie ans Christkind?

Zadrazil: "Mein Wunsch ist eigentlich nur Gesundheit für die ganze Familie."

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