APA - Austria Presse Agentur

Zahl der Gewaltopfer unter Frauen und Kindern alarmierend

Als "alarmierend und inakzeptabel" hat Beate Wimmer-Puchinger, Präsidentin des Berufsverbandes Österreichischer Psychologen (BÖP), die hohe Zahl von Frauen und Kindern in Österreich bezeichnet, die Opfer von körperlicher und/oder sexualisierter Gewalt werden. "Ein Ende ist leider nicht abzusehen", erklärte sie anlässlich der noch bis 10. Dezember laufenden Kampagne "16 Tage gegen Gewalt".

Befragungen würden zeigen, das jeder fünften Frau in Österreich seit ihrem 15. Lebensjahr körperliche und/oder sexuelle Gewalt zugefügt wurde, hieß es in einer Aussendung am Mittwoch. Bei Kindern und Jugendlichen würden 30 Prozent der Mädchen und sogar 40 Prozent der Burschen angeben, subjektiv Gewalt erlebt zu haben. "Gewalt gegen Frauen und Kinder ist als ein Problem zu verstehen, das uns alle als Gesellschaft angeht", sagte die BÖP-Präsidentin. Tausende Psychologen versuchten in Österreich daher Betroffenen bei der Bewältigung von Gewalterlebnissen zu helfen.

"In den Frauengesundheitszentren helfen wir Frauen, sich aus 'Gewaltbeziehungen' zu befreien, um ein selbstbestimmtes Leben führen zu können - unsere Psychologinnen unterstützen sie dabei, oft langjährige Traumata zu bewältigen", erklärte Hilde Wolf, Vize-Präsidentin des BÖP und Leiterin des Frauengesundheitszentrums FEM Süd.

"Wir wissen, dass Armut, Krankheit und soziale Benachteiligung ein erhöhtes Risiko für Gewalterfahrung bergen und Gewalt oft lebenslange Auswirkungen hat", sagte Caroline Culen, Geschäftsführerin der Österreichischen Liga für Kinder- und Jugendgesundheit. "Dabei haben alle Kinder das gleiche Recht auf psychisch gesundes Aufwachsen." "In unserer täglichen Kinderschutzarbeit beraten und behandeln wir bis zu 75 Prozent weibliche Betroffene von verschiedenen Gewaltformen (psychisch, physisch und sexualisiert). Dies zeigt, dass patriarchale Strukturen auch in Österreich nach wie vor wirksam sind", fügte Hedwig Wölfl, Geschäftsführerin der "Möwe", hinzu.

"Gerade Kinder sind häufig auch Zeugen von Gewalt in Familien. Im schlimmsten Fall können sich so Gewaltmuster über mehrere Generationen hinweg verfestigen", sagte die Vorsitzende der österreichischen Kinderschutzzentren, Adele Lassenberger. Der BÖP fordert deutlich mehr Unterstützung für Betroffene, ein stärkeres Engagement der Gesellschaft bei der Bewusstseinsbildung im Kontext von Gewaltdelikten sowie einen Schulterschluss aller Gesundheitsberufe, relevanter Stakeholder und NGOs, um sich gemeinsam gegen Gewalt einzusetzen.