APA - Austria Presse Agentur

ZARA-Report: Die Zahl der gemeldeten rassistischen Vorfälle in Österreich ist stark gestiegen

Anlässlich des Internationalen Tag gegen Rassismus hat der Verein Zivilcourage und Antirassismus-Arbeit (ZARA) einen Bericht für 2018 veröffentlicht.

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Im letzten Jahr wurden dem Verein insgesamt 1920 rassistische Vorfälle gemeldet, fast 80 Prozent davon von ZeugInnen. 2017 waren es 1162 Vorfälle. "Das zeigt, dass viele Menschen in Österreich Rassismus wahrnehmen und sich auch aktiv gegen Rassismus einsetzen. Es ist wichtig, dass wir hinschauen und nicht wegschauen", so Caroline Kerschbaumer, Leiterin der ZARA-Beratungsstellen.

Drei von fünf Meldungen, die bei ZARA einlangten, betrafen das Internet. Dabei wurden 1164 rassistische Fälle gemeldet, die auf Websites, Online-Foren, Social-Media-Kanäle oder Blogs zurückzuführen waren. Im Jahr davor waren es "erst" 44 Prozent. Dabei sind Kommentare mit hetzerischen Inhalten in der Überzahl: Hasspostings kommen fast doppelt so häufig vor wie abwertende Positionen in ursprünglichen Beiträgen. Sechs von zehn rassistischen Online-Meldungen stammen laut ZARA von Facebook-UserInnen, gefolgt von Web- und Zeitungsforen und anderen Diensten wie Youtube oder Twitter.

ZARA/Fabian Lang

Rassismus sei in jedem Bereich zu finden, betonte ZARA-Geschäftsführer Dieter Schindlauer bei einer Pressekonferenz. Es gebe aber schon gewisse "Trends", die vom öffentlichen Diskurs geprägt seien. So gehe es seit einigen Jahren besonders gegen MuslimInnen und Geflüchtete.

Fokus auf die Polizei

Den inhaltlichen Schwerpunkt des Rassismus-Reports hat ZARA auf das vorurteilsbehaftete Handeln der Polizei gelegt. In nur acht von 82 gemeldeten rassistischen Vorfällen durch die Polizei konnten formale Beschwerden eingebracht werden. Hürden, sich wirksam zu beschweren, stellten unter anderem mangelnde Erfolgsaussichten, Angst vor sekundärer Viktimisierung durch die Polizei und der Aufwand an Kosten und Zeit dar. ZARA konstatierte im Ergebnis einen Mangel an Feedback über Fehlverhalten der Polizei, das Anstoß zur Verbesserung geben könnte. "In vielen Bereich macht unsere Polizei ausgesprochen gute Arbeit, dass der Umgang mit Beschwerden immer noch von leugnen, mauern, abschrecken und völliger Uneinsichtigkeit geprägt ist, ist ihrer aber eindeutig nicht würdig", so Schindlauer.

Im Bericht sind genau dokumentierte Fälle vorzufinden – beispielsweise über einen minderjährigen Jungen afghanischer Herkunft. Dieser wurde beim Donauinselfest von der Polizei grundlos kontrolliert. Ein Polizist soll den Jungen als "Geschissenen Afghanen" bezeichnet haben. Nach dem Vorfall habe sich die Mutter an ZARA gewendet. Noch vor einem Beratungsgespräch mit dem Verein habe sich die Mutter Unterstützung von einem Rechtsanwalt geholt.