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APA - Austria Presse Agentur

Notarztversorgung im Bezirk Güssing ist lückenhaft

An mehreren Tagen stand im Bezirk Güssing kein Notarzt im Dienst, das Gebiet wurde von Oberwart und der Steiermark mitbetreut.
Roland Pittner Roland Pittner

Wird der Notarzt gebraucht, geht es um jede Minute. Im Bezirk Güssing gibt es Tage, da ist für mehrere Stunden kein Notfallmediziner bereit, sofort auszurücken. Zu Schaden sei bis jetzt noch niemand gekommen, heißt es vom Roten Kreuz, doch es könnte wieder passieren.

Seit Mai 2020 sind die Arbeitszeiten für Ärzte neu geregelt. Um den gesetzlich vorgeschriebenen Ruhezeiten nachzukommen, können die Krages-Spitäler nur mehr von Montag bis Freitag von 7.30 bis 15.30 Uhr einen Notfallmediziner stellen, die restliche Zeit und am Wochenende organisiert das Rote Kreuz die Ärzte. Die kommen aus der ganzen Region, arbeiten freiberuflich und werden auf Honorarbasis bezahlt. „Wir haben einen Pool von etwa 36 Medizinern. Da gibt es Tage, da hat keiner Zeit, Dienst zu machen oder es gibt kurzfristige Absagen“, sagt Hans Peter Polzer, Leiter des Rettungsdienstes beim Roten Kreuz.

Ein Hubschrauber flog den Mann ins Spital, wo er schließlich starb

Symbolbild: Notarzthubschrauber

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Ersatz

Alle seien bemüht, Ersatz zu finden, doch in den vergangenen Wochen habe es vier Fälle gegeben, wo mehrere Stunden kein Notarzt im Bezirk zur Verfügung stand. Bei Einsätzen muss ein Notarzt aus Oberwart oder der Oststeiermark losfahren, „bei Tageslicht können auch die Rettungshubschrauber den Einsatz übernehmen“, meint Polzer.

Laut seinen Angaben habe es bisher zum Glück keine Einsätze gegeben, bei denen in Güssing kein Notarzt im Dienst war. „Da sind wir an einer Katastrophe vorbeigeschrammt“, so Polzer. Auch in anderen Bezirken sei es oft schwierig, Ärzte für bestimmte Dienste zu organisieren. Komplettausfälle wie in Güssing habe es laut Polzer allerdings noch nicht gegeben.

„Wir führen derzeit Gespräche mit der Krages und dem Land, wie wir dieses Problem lösen können“, sagt Polzer. Bei der Krages sieht man das Problem im allgemeinen Ärztemangel. „Der Bedarf an Intensivmedizinern ist in ganz Europa groß. Wir suchen derzeit auch Ärzte, wie fast alle Spitäler“, sagt Krages-Sprecher Leo Szemeliker. Die Pandemie habe die Situation noch weiter verschärft. Auch die Bezahlung sei kein großer Anreiz: Ein Notarzt erhalte 54 Euro Honorar pro Stunde, Ärzte in der Impfstraße würden 150 Euro pro Stunde bekommen. „Wir hoffen, dass es in den nächsten Wochen eine Lösung gibt, wir diskutieren auch eine Erhöhung des Honorars“, sagt Polzer.

Kritik kommt von der ÖVP-Güssing, die das Land in der Pflicht sieht. Das Kernproblem liege darin, dass die Bundesregierung nicht willens ist, den vermeintlichen „Ärztemangel“ endlich zu beseitigen, erklärt Landeshauptmann Hans Peter Doskozil. Er verspricht, zeitnah Neuerungen zu präsentieren, die zu einer Entspannung der Lage beitragen werden.

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