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Trotzdem garteln! Damit Pflanzen nicht in den Müll wandern

Heimische Gärtnereien bieten einen Teil ihrer Pflanzen zum Mitnehmen an. Die Verluste für die Branche sind trotzdem gewaltig.
Claudia Stelzel-Pröll Claudia Stelzel-Pröll

Es sind traurige Zahlen, die Thomas Dopetsberger, Chef der gleichnamigen Gärtnerei in Wels, da verkündet: „Diese Woche mussten wir 60.000 Töpfe mit Primeln, Stiefmütterchen und Co. wegschmeißen, kommende Woche werden es sogar 100.000 sein. Das wäre alles für Ostern gewesen.“ Der Pflanzenprofi ist mit seiner Misere nicht alleine.

„Ganz brutal“

Der Frühlingsbeginn und die darauffolgenden Monate sind die wichtigste Zeit für Gärtnereien, „uns treffen die Maßnahmen zur Eindämmung des Coronavirus’ ganz brutal. Viele von uns würden jetzt eigentlich einen Großteil des Umsatzes für das ganze restliche Jahr machen. Wenn es nach Ostern so weitergeht, wird das nicht gut enden. Dann werden es nur wenige heimische Gärtnereien überleben“, prophezeit Dopetsberger (www.dopetsberger.at).

Letzte Rettung

Viele Unternehmen sind nun in den vergangenen Tagen aktiv geworden und retten, was noch zu retten ist. Sie stellen die fertigen Pflanzen vor ihre Gärtnereien und hoffen so, zumindest einen Bruchteil der Verluste abdecken zu können. Die Freude über das Angebot ist groß, haben doch genau jetzt viele Menschen Zeit, im Garten zu werkeln oder den Balkon auf Vordermann zu bringen. Neben Pflanzen gibt es bei vielen Gärtnereien auch Samen, Erde und Töpfe. Und einige bieten sogar eine Zustellung an.

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„Ja, das Angebot wird gut angenommen. Dabei sind aber alle sehr diszipliniert, halten Abstand oder warten sogar im Auto, bis die Verkaufsfläche wieder leer ist“, sagt Wilma Hagmüller, die die gleichnamige Gärtnerei in Thening betreibt (https://gaertnereihagmueller.wixsite.com/gaertnereihagmueller). In eine Kassa vor Ort geben Kundschaften den Betrag des Einkaufes oder sie überweisen online. „Da gibt es keine Probleme, die Leute sind ehrlich. Ich habe auch schon nette Briefe in der Kassa gefunden.“ Alles, was sonst an Gestecken und Blumensträußen für Feierlichkeiten oder als Geschenke verkauft werde, falle nun weg. „Für uns Gärtnereien ist es jetzt wirklich zach. Der Umsatz ist natürlich deutlich weniger“, sagt Hagmüller.

Selbstbedienung

Auch Landesgärtnermeister Johannes Hofmüller muss mit seinem Betrieb kreativ werden: „Da sind wir nicht die Einzigen, das wird jetzt eigentlich flächendeckend in ganz Oberösterreich gemacht, dass die Gärtnerinnen und Gärtner ihre Pflanzen zur Selbstbedienung nach draußen stellen.“ Bei ihm in Bad Schallerbach (www.blumen-botanicum.at) geht die Produktion im Hintergrund natürlich weiter, „wir sind ständig vor Ort. In ein, zwei Monaten wollen die Leute ja dann Tomaten- und Gurkerlpflanzen kaufen.“

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Eigentlich dürfte Johannes Hofmüller offen halten, da es sich um einen landwirtschaftlichen Produktionsbetrieb handelt, „aber das machen wir nicht. Wir haben einfach zu viel Kundenkontakt, da sind wir verantwortungsvoll genug.“ Bei der Selbstbedienung, die bei Johannes Hofmüller mit Umsatzliste und Kassa mit Wechselgeld funktioniert, gehe bis dato alles sehr respektvoll ab: „Die Leute halten Abstand, es gibt keine Menschenansammlungen und es schmeißen alle das entsprechende Geld rein.“

Großes Umdenken?

Der Ehrlichkeit seiner langjährigen Kunden ist sich auch Gerhard Rubenzucker aus Traun (www.rubenzucker.at) bewusst. Er betreibt dort ein kleines Blumengeschäft.

Derzeit liefert Rubenzucker seine Pflanzen bei Bedarf auch aus: „Vielleicht führt diese Situation ja zu einem großen Umdenken, dass die Menschen wieder regionaler einkaufen und dass es auch wieder Beziehungen zwischen Kunden und Unternehmern gibt, die auf gegenseitigem Vertrauen und Respekt basieren.“