Michael Pekovics

Austria gegen Fenerbahçe: Videos vom Fanmarsch durch Favoriten

Kurz nach 18 Uhr zogen die Fans von Fenerbahçe Istanbul los in Richtung Stadion. Dort sahen sie einen Sieg ihrer Mannschaft.
Michael Pekovics Michael Pekovics Stephanie Angerer Stephanie Angerer Daniel Jamernik

Das Interesse  im Vorfel am Europa-League-Play-off-Spiel Austria Wien gegen Fenerbahçe Istanbuld war gewaltig, die Generali Arena restlos ausverkauft. Auf der Plattform willhaben.at wurden wenige Stunden vor Matchbeginn (gefälschte?) Tickets um bis zu 200 Euro pro Person angeboten. 

Die Polizei stellte ein ähnliches Aufgebot stellen wie bei jedem Wiener Derby zwischen Austria und Rapid, eine sogenannte „Großkommandierung“. Fenerbahçe erhielt für den Fansektor 800 Karten, noch einmal so viele Fans werden wohl auf andere Sektoren verteilt sein.

Michael Pekovics

Wie groß die Begeisterung vor dem Spiel war, zeigte sich bereits am frühen Abend am Reumannplatz und der Fußgängerzone. Dort trafen sich nämlich die Anhänger von Fenerbahçe, um dann geschlossen zum Verteilerkreis zu marschieren. Mit Polizeibegleitung, versteht sich, war die Begegnung im Vorfeld doch als "Hochrisikospiel" eingestuft worden. Mehrere hundert Polizisten aus Wien sowie anderen Bundesländern waren vor Ort. Auch eine Polizeidrohne zur mobilen Überwachung des Fanmarsches wurde eingesetzt.

Die ersten Polizeibusse waren bereits um 14 Uhr vor Ort. Da war von den Fenerbahçe-Fans angesichts von Temperaturen um die 35 Grad natürlich noch nichts zu sehen. Erst gegen 16 Uhr trudelten langsam vereinzelt Anhänger mit blau-gelben T-Shirts ein. Der erste Weg führte die meisten aber zum Eissalon Tichy oder in den Schatten, um sich vor der hitzigen Begegnung noch ein wenig abzukühlen.

Gegen 18 Uhr ging es dann los, begleitet von der Polizei und etwas früher, als geplant. Wohl um den dunklen Regenwolken am Himmel zuvor zu kommen. Voran gingen die sogenannten Ultras, also die fanatischsten aller Fans.

In der Laaer-Berg-Straße wurde zugewartet, dann Böller und bengalische Feuer gezündet. Obligatorisch: Die lauten Fan-Gesänge, die so manches verwunderte Gesicht ans Fenster lockten. Dementsprechend groß war auch die Anzahl der Schaulustigen, die den Marsch begleitete und natürlich eifrig filmte.

Die türkischen Fans sprühten vor Spielbeginn jedenfalls vor Optimismus. Auch Caner, der als Jugendlicher selbst bei der Austria gespielt hat. "Aber meine Leidenschaft ist Fenerbahçe", sagt er inmitten einer Gruppe von Freunden, die Fahnen schwenken und Schlachtgesänge grölen. Mit Ausschreitungen rechnet er nicht: "Würde das Spiel in Istanbul stattfinden, dann ja. Aber nicht hier in Wien."

Daniel Jamernik

Das hoffen auch andere, die mit ihrer Familie gekommen sind. "Ich bin selber Fußballtrainer und heute mit der ganzen Familie da. Ich glaube, dass es 2:0 für Fenerbahçe ausgehen wird, aber die Austria ist auch ein Traditionsverein und nicht zu unterschätzen", sagte Mehmet (41) zum KURIER.

Daniel Jamernik

"Wir Türken spielen besser, weil wir einfach mit mehr Emotionen spielen", warf ein junger Mann ein - bestätigt von seinem gleichnamigen Vater Ahmet Aktas: "Das sagt er mit 14 Jahren, das will schon was heißen."

Beim Stadion war für sie und die anderen Fenerbahçe-Fans dann allerdings kurzes Warten angesagt. Denn die Organisatoren hatten nicht mit einer derart frühen Ankunft der Istanbul-Fans gerechnet. Da regte sich natürlich kurzer Unmut bei den türkischen Fans, weil sie nicht direkt ins Stadion konnten. 

Stephanie Angerer

Durch die Verzögerung kam es dann in weiterer Folge auch zu einem kleinen Stau beim Eingang des Gästesektors. Die Stimmung war da allerdings bereits wieder gut, die Fans freuten sich auf ein gemütliches - und hoffentlich erfolgreiches - Spiel.

Austria-Fans hoffen auf Erfolg

Wie zum Beispiel auch die beiden Austria-Fans Benjamin (14) und Felix (16). "Ich spiele selber Fußball, also ist es für mich fast eine Pflicht, heute hier zu sein", sagt Ersterer. Und Felix ergänzt: "Das ist für mich heute das erste Spiel im Europacup. Ich hoffe, die Austria gewinnt."

Eine ganz eigene Lebens- und Fußball-Philosophie hat Freddie (62): "Fußball und Kinder gehören einfach zum Leben dazu - das ist eine ist Liebe, das andere Hobby. Was wichtiger ist, kann ich nicht sagen."

Austria Wien-Fan Freddie beim KURIER-Interview

Daniel Jamernik

"Fußball ist Leidenschaft", sagt Muhammed (21). "Favoriten habe ich keinen, weil wir im Endeffekt eh alle gleich sind. Ich hoffe, es wird weiterhin friedlich bleiben, wir sind schließlich nicht im Krieg."

Die 20-jährige Sedef sieht das ähnlich: "Das ist das erste Spiel, wo ich mit der ganzen Familie bin. Fußball hat für mich wegen meines Papas schon mein Leben lang eine wichtige Bedeutung."

Aufgeheizt war zu diesem Zeitpunkt also eher der Beton, als die Gemüter der Fenerbahçe-Anhänger. Ersterer wird wohl im Lauf der Nacht vom Regen gekühlt, die Erregungskurve der Fußball-Fans hängt dann vermutlich in weiterer Folge vom Spielverlauf ab.

Mit einer "heißen" Nacht rechnet allerdings niemand, auch nicht Austria-Fan Günther: "Die Stimmung ist sehr ruhig. Vorher sind schon Fenerbahçe-Fans vorbeigegangen, aber da war gar nix. Es ist heute viel ruhiger als bei Derbys gegen Rapid. Grundsätzlich ist es früher wilder zugegangen, heute ist alles ruhiger."

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