Sein eigener Bundesparteiobmann hat die Latte hoch gelegt: Am Samstag wurde Karl Nehammer mit 100 Prozent der Delegiertenstimmen zum ÖVP-Chef gewählt – als erster in der Parteigeschichte. Und das, obwohl (oder weil?) die ÖVP in der Krise steckt.
Diesen Freitag steht die Beliebtheit des neuen Wiener ÖVP-Chefs Karl Mahrer auf dem Prüfstand. Vor mehr als 1.000 Delegierten und Gästen wird er sein Team und sein Programm präsentieren. Und hat angekündigt, was man zuletzt schon verspürt hat: Mahrer will „ein neues Kapitel aufschlagen“.
Was er nicht explizit sagt, aber meint: Er will eine Abkehr vom türkisen Oppositionskurs unter Gernot Blümel, der von radikalen Angriffen auf die Wiener SPÖ geprägt war.
Diese Neuausrichtung in Positionierung und Außenauftritt ist für den Polit-Profi Mahrer heikel. In der Wiener ÖVP, die seit jeher einen ausgeprägten Selbstzerstörungstrieb kultiviert – 18 Obleute hat man seit 1945 verbraucht –, sind die „Türkisen“ der Ära Sebastian Kurz präsenter als in jedem anderen Bundesland. Sie sind von der neuen Marschrichtung nicht restlos überzeugt – höflich formuliert. Es zeichnet sich ein veritabler Richtungsstreit ab.