Screenshot Twitter/Michael Ludwig

Video-Streich: Ludwig hüpfte nicht für den Fake-Klitschko

Komödianten fordern von Ludwig, russische Oligarchen zu enteignen. Dieser empfiehlt dem vermeintlichen Kiewer Bürgermeister Besuch der Wiener Weingärten.
Josef Gebhard Josef Gebhard

Seit einigen Wochen haben Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) und Horror-Autor Stephen King eines gemeinsam: Beide tappten in die Falle der russischen Komödianten Wowan und Lexus, die als Kreml-nah gelten.

Während Stephen King von einem vermeintlichen Wolodimir Selenskij per Video-Telefon durch den Kakao gezogen wurde, bekam Ludwig im Juni einen Anruf von einer Fake-Ausgabe seines Kiewer Amtskollegen Witali Klitschko. Fast schien es, als ob Gras über die Sache gewachsen sei, doch nun veröffentlichten die Komiker einen zehnminütigen Video-Mitschnitt ihres Anrufs bei Ludwig. Der KURIER hat ihn angesehen.

Anfangs verläuft das auf Englisch geführte Gespräch noch recht förmlich und freundlich. So betont Ludwig die geschichtlichen Verbindungen mit der Ukraine.

Schon bald biegt das Telefonat aber in eine etwas merkwürdige Richtung ab. Zunächst will der Fake-Klitschko wissen, wie viele ukrainische Flüchtlinge sich in Österreich befänden. Nur um Ludwig darauf hinzuweisen, dass sich auch viele putin-freundliche Russen in Österreich verstecken würden. Sie sollten enteignet werden, fordert er von Ludwig. Ihr Geld sollte dann an die Ukraine fließen.

Es seien nur einige wenige reiche Russen in Wien, beschwichtigt Ludwig. Obendrein müsse dieses Problem auf EU-Ebene gelöst werden. Woraufhin „Klitschko“ dem zusehends irritiert wirkenden Ludwig vorwirft, möglicherweise ein pro-russischer Bürgermeister zu sein.

Die Irritation sollte nicht geringer werden, als die Komiker Ludwig vorschlagen, in der Oper ein Festival zu Ehren des ukrainischen Ultra-Nationalisten und Nazi-Kollaboratuer Stepan Bandera zu veranstalten. Ludwig verweist auf die Kultur-Veranstaltungen, die aus Solidarität mit der Ukraine in Wien bereits stattgefunden hätten.

Das reicht dem Fake-Klitschko nicht, der sich von Michael Ludwig auch Waffenlieferungen wünscht. Das gehe nicht, schließlich sei man ein neutrales Land, kontert dieser.

Nun will „Klitschko“ einen anderen Beweis für Ludwigs Solidarität: Er möge doch in die Höhe springen und „Slawa Ukrajini“ rufen. Ludwig kann oder will diese Aufforderung nicht verstehen.

Wein statt Waffen

Schließlich lässt er sich dazu überreden, den ukrainischen Wimpel, der vor ihm am Schreibtisch steht, zaghaft in die Höhe zu halten. Und: Klitschko könne ja nach Wien kommen, so Ludwig, und sich selbst davon überzeugen, dass eine ukrainische Flagge auf dem Rathaus hänge. Ob es denn gutes Bier und Schnaps in Wien gebe, will der Eingeladene wissen. Ludwig bejaht, preist aber auch den Wiener Wein an.

Fazit: Ludwig muss sich nicht vorwerfen lassen, sich um Kopf und Kragen geredet zu haben. Vielmehr scheint der Bürgermeister in dem sichtlich stark geschnittenen Video zwischen Höflichkeit und Irritation zu schwanken, was nicht einer gewissen Komik entbehrt.

Immer noch steht aber die Frage im Raum, warum es so leicht ist, einen Spitzenpolitiker in so eine Video-Falle zu locken. Im Ludwig-Umfeld verweist man auf die vielen Amtskollegen, die ebenfalls Opfer der Witzbolde wurden. Ein gewisses Unbehagen bleibt.

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