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Wahlkämpfer Ruck beklagt den „Wiener Bürokratie-Grant“

Walter Ruck, Chef des ÖVP-Wirtschaftsbundes, startete mit Sebastian Kurz und großer Inszenierung in den Wirtschaftskammer-Wahlkampf.
Christoph Schwarz Christoph Schwarz

Der Tag war perfekt durchgetaktet. Am Vormittag präsentierte er einen seiner Wahlkampfschlager – die Senkung der Selbstbehalte für Unternehmer –, am Abend konnte er sich dafür feiern lassen: Walter Ruck startete am Mittwoch mit großer Geste offiziell in den Wahlkampf für die Wirtschaftskammerwahl.

In der Albert-Schultz-Eishalle, der Heimat der Vienna Capitals, stimmte der Wirtschaftskammerpräsident und Wirtschaftsbund-Chef rund 2.000 Funktionäre und Gäste auf die Wahl im März ein.

Und der 56-Jährige mutete seinem kaum jüngeren Publikum dabei einiges an Innovation zu: Die Bühne war mitten auf der Eisfläche platziert. (Jeden Glatteis-Kalauer ersparen wir uns an dieser Stelle.)

Die Wartezeit wurde mit Musik und einer Lasershow überbrückt. Spätestens, als die DJs die Gäste ermuntern wollten, zum Techno-Remix von „Everytime We Touch“ zu tanzen, merkte man so manchem die Irritation an. Sie sollte sich bald wieder legen, als die Polit-Prominenz die Bühne betrat.

Gekommen waren nicht nur der Chef der Wirtschaftskammer Österreich Harald Mahrer und ÖVP-Wien-Chef Gernot Blümel. Sondern auch Kanzler Sebastian Kurz, für den es Standing Ovations gab.

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Sie alle beschworen die Bedeutung der Unternehmer für die Gesellschaft – und kündigten Steuersenkungen an. Applaus war ihnen mit dem thematischen Dauerbrenner sicher. Die Besuche der türkisen Spitzen waren ein Signal. Ruck ist einer der wenigen, der gegen den Kurs der Partei aufmuckt, wenn er anderer Meinung ist. Man demonstrierte Geschlossenheit.

An dem Abend ging es um die Inszenierung. Ruck geht als Favorit in die Wahl. Die Funktionäre zu mobilisieren, ist da nicht ganz leicht. Das muss Ruck aber, denn speziell in Wien ist die ÖVP-Mehrheit in der Kammer keine ausgemachte Sache mehr.

Irgendwann wurde die Bühne für den Auftritt Rucks komplett leer geräumt. Dieser erfolgte dann ohne Moderator, ohne Pult, ohne Krawatte. Und phasenweise ohne Hochdeutsch. Wenn es emotional wurde, wechselte Ruck in den Dialekt.

Walter Ruck ist in den WK-Wahlkampf gestartet

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Etwa, als er ein Ende des „Bürokratie-Grants, dem wir ausgeliefert sind“, forderte. Oder, als er die Wirte (eine stark umworbene Wählergruppe) gegen zu strenge Regeln beim Rauchverbot verteidigte. Die Wirte seien „keine Kindergärtner, die man für das Verhalten rauchender Gäste vorm Lokal verantwortlich machen kann“, so Ruck.

Applaus gab es für die Forderung nach der Dritten Piste und dem Lobau-Tunnel. Auch Spitzen gegen die Klimahysterie konnte sich Ruck nicht verkneifen. Für den Wahlkampf prophezeite er – in Anspielung auf die Eishockey-Atmosphäre – noch „den einen oder anderen Bodycheck“. Womit er den Kalauer schlussendlich selbst geliefert hat.