Medientage/David-Pierce Brill

Bewegender Auftritt in München: Was sich Klitschko von den Medien wünscht

Überraschender Gast bei den Münchner Medientagen: Wladimir Klitschko kam persönlich mit einem Wunsch und auch mit Kritik an den Medien.
Richard Grasl Richard Grasl

Es war bis kurz vor seinem Auftritt unklar, ob er kommen würde oder nicht, denn die Angriffe mit Kamikazedrohnen auf Kiew haben seine Anreise gefährlich gemacht. Aber tatsächlich referierte der mehrfache ehemalige Boxweltmeister Wladimir Klitschko vor mehr als tausend Medienmachern Deutschlands auf dem Münchner Messegelände.

Und Klitschko sparte nicht mit Kritik an den westlichen Medien: Der Krieg habe schon 2014 mit der russischen Annexion der Krim begonnen, und sämtliche Medien hätten diesen Schritt Russlands damals massiv unterschätzt. "Die Ukraine ist eines der größten Länder Europas. Und es war zum ersten Mal seit dem Zweiten Weltkrieg, dass ein Land in Europa ein anderes angreift", so Klitschko.

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"Auch ein medialer Krieg"

Den Lügen Russlands hätte man schon damals viel mehr Beachtung schenken müssen: "Es waren keine Separatisten aus der Ukraine, sondern Russen, sowohl auf der Krim, als auch im Donbass. Auch beim Abschuss des holländischen Passagierflugzeugs hieß es gleich, das waren Ukrainer. Aber natürlich waren es Russen", so Klitschko, der neben dem konventionellen Krieg mit Raketen und Panzern auch einen "medialen Krieg" sieht. "Medien sind ebenso ein Waffe. Aus kranken Gedanken werden darin kranke Worte und daraus böse Taten. Man darf sich beim Medienkonsum daher nicht nur auf eine Ressource konzentrieren, man muss immer unterschiedliche Kanäle nutzen".

Eine besondere Bedeutung misst Klitschko im Krieg den Sozialen Medien und dem Mobilfunk zu. "Natürlich ist auch Fernsehen wichtig für uns. Aber wir brauchen die mobile Kommunikation, weil wir uns zum Beispiel vor Drohnen warnen oder auch mitteilen, wo man etwas abschießen muss".

Ausdauer schlägt Talent

Klitschko kam auch mit einem eindringlichen Wunsch nach München: Nämlich, dass der Krieg nicht zur Normalität wird und die mediale Aufmerksamkeit verliert. "Nach 237 Tagen sind viele müde geworden, auch hier in Deutschland. Der Winter kommt, die Preise steigen. Aber ich sage es aus meiner Vergangenheit als Sportler: Ausdauer schlägt Talent und Klasse. Ich bitte Euch beim Fokus auf den Krieg um Ausdauer. Es kann dem Westen nicht gut gehen, wenn in der Ukraine Krieg herrscht, wenn wir nicht für unser aller Werte und Demokratie kämpfen." Besonders wichtig seien auch Video- und Bildreportagen aus den Kampfgebieten im Osten der Ukraine, "wo man die Zerstörungen sieht, wenn von Tötungen und Vergewaltigungen berichtet wird. Bitte zeigt in der freien Welt, was dort passiert". Man dürfe sich nicht an die Gräueltaten gewöhnen und müssen immer im Blick haben, dass das Leben, die Demokratie und die Meinungsfreiheit sehr zerbrechlich sind.

Klitschko bedankte sich beim Westen: "Danke dass sie für uns spenden und danke, dass sie so viele Flüchtlinge aufnehmen. Ich verspreche Ihnen: Wenn der Krieg vorbei ist, wird es keine ukrainischen Flüchtlinge mehr geben. Wir werden alle wieder nach Hause holen".

Söder: "Politik und Medien in gemeinsamer Verantwortung"

Schon vor Klitschko dankte Bayerns Ministerpräsident Markus Söder vor allem jenen Redakteuren, die mutig aus dem Kriegsgebiet berichten. Und er appellierte an die traditionellen Medien, dass sie gerade in Zeiten digitaler Desinformation und Verschwörungstheorien eine Verantwortung für die Demokratie tragen: "Medien und Politik sind nicht gemeinsam, wir sind keine Kumpel, aber wir sind in einer gemeinsamen Verantwortung für unsere Demokratie."