APA - Austria Presse Agentur

Corona-Maßnahmen: 4 Fragen, auf die wir diese Woche eine Antwort bekommen sollten

Die Wege aus dem Lockdown sind noch immer unergründlich. Dafür gibt es jetzt immerhin eine Idee, wie Heimbewohner besser geschützt werden können.
Karl Oberascher Karl Oberascher

Starten wir mit einer guten Nachricht in die neue Woche: Das erste Viertel des harten, des echten Lockdowns ist überstanden. Immerhin.   

Am Ende dieser Woche sollten wir wissen, ob er sich gelohnt hat. Dann – 10 Tage nach Lockdown-Beginn – sollten die Neuinfektions-Zahlen deutlich nach unten gehen.

Und damit zum weniger erfreulichen Teil dieser "Daily"-Ausgabe. Der Lockdown als ultimative Antwort auf die Pandemie wirft nämlich noch immer eine Reihe von Fragen auf.

Wie weit müssen die Neuinfektionen jetzt nach unten gehen?

Da wäre zum Beispiel die Frage nach dem Ende des Lockdowns. Auch da wieder die gute Nachricht zuerst: Der 6. Dezember steht, hörte man am Sonntag sowohl von Bundeskanzler Kurz als auch von Vizekanzler Kogler. Kleine Einschränkung nebenbei: Vorausgesetzt die Zahlen sinken "deutlich". Wie "deutlich", das wollte keiner von beiden so genau sagen.

Laut Werner Kogler muss der Reproduktionsfaktor R mehrere Wochen unter 1 sein, Sebastian Kurz soll auf eine Sieben-Tages-Inzidenz von unter 50 abstellen. Die Zahlen mögen korrelieren - nach einer zuvor abgesprochenen Strategie klingt das aber nicht. 

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Dafür gab sich Gesundheitsminister Anschober im KURIER-Interview vom Wochenende schon jetzt besorgt ob der heraufdräuenden Einkaufssamstage. Sie könnten "zum Heimspiel für das Virus werden", befürchtete Anschober darin. Aha. Vielleicht hätten er und die Bundesregierung den Lockdown dann nicht justament vor dem umsatzstärksten Handelstag des Jahres enden lassen sollen

Wie schnell kann geimpft werden?

Auch hier wieder die gute Nachricht zuerst. Der Impfstoff kommt. 24 Millionen Impfdosen soll Österreich über die EU erhalten. Damit kann ganz Österreich fast zwei Mal durchgeimpft werden - die derzeit chancenreichsten Impfstoffe erfordern zwei Impfungen pro Person innerhalb von 14 Tagen.

"Klar ist, dass Hauptrisikogruppen Priorität haben. In einem zweiten Schritt sollen dann die Mitarbeiter des Gesundheitssystems geimpft werden können", erklärte dazu Gesundheitsminister Anschober im KURIER-Interview am Samstag. Die Impfstrategie und –logistik sei "de facto fertig".

Anschober will mit 1. Jänner beginnen können zu impfen, im Sommer sollte ganz Österreich durchgeimpft sein (können).

Das klingt doch gut, oder? Naja, Deutschland hat bereits Anfang des Monats eine nationale Impfstrategie verabschiedet, aktuell wird am Aufbau von 60 nationalen Impfzentren gearbeitet, dazu werden bereits leistungsfähige Kühlgeräte angeschafft – der Impfstoff muss auf minus 70 Grad gekühlt werden. Macht sich in Österreich schon jemand Gedanken dazu?

Wer führt jetzt die Massentests durch?

Zunächst wieder zur guten Nachricht: Massentests wirken, sie funktionieren und sind also sinnvoll. Dafür gibt’s jetzt sogar das Siegel der Harvard University. Laut einer kürzlich veröffentlichten Studie könnte das Virus innerhalb von Wochen unter Kontrolle gebracht werden, wenn nur die Hälfte der Bevölkerung durchgetestet wird -  auch mit weniger zuverlässigen Tests wie den Antigen-Tests, die nun in Österreich zum Einsatz kommen sollen. Wichtig sei die Häufigkeit der Tests, weniger die Genauigkeit, heißt es in der Studie - hier der Link zur Zusammenfassung

Seit Freitag ist auch klar, wer getestet wird und wann: Am 5. Und 6. Dezember sollen das zunächst 200.000 Lehrer und Kindergartenbetreuer sein, anschließend 40.000 Polizisten – auf freiwilliger Basis.

Bleibt ein streng österreichisches Problem: Die Länder fühlen sich zu wenig eingebunden. 

Das Bundesheer wird zwar die Logistik übernehmen, wird bei der Durchführung der Tests aber auch auf die Länder angewiesen sein, die das medizinische Personal stellen sollen. Und ausgerechnet die Länder durften die Test-Strategie am Wochenende den Medien entnehmen.

Das Ergebnis: Die steirische Gesundheitslandesrätin Juliane Bogner-Strauß - ehemalige ÖVP-Ministerin, wohlgemerkt - wies bereits darauf hin, dass das dafür nötige Personal ja jetzt schon "sehr gut ausgelastet" sei. Heute Abend soll es eine Videokonferenz zur Aussprache geben. 

Welche Pläne gibt es, die Heimbewohner besser zu schützen?

Rund 260 Heimbewohner starben in den vergangenen drei Wochen. Mitte November waren rund 2.000 infiziert. Das mag angesichts von rund 75.000 aktiven Fällen nicht nach viel klingen. Für diese Altersgruppe ist Corona aber tatsächlich ein Killervirus. In der ersten Corona-Welle starb rund ein Drittel aller infizierten Heimbewohner (260 von 923,  Stichtag 22. Juni).

Wichtigste Maßnahme: Eine konsequente Testung des Pflegpersonals. Wie genau dieses Testdesign aussehen soll, damit es auch wirklich effektiv ist, wird nun in einer neuen Studie beschrieben. Der ärztliche Leiter der Caritas ED Wien, Thomas Wochele-Thoma, empfiehlt ein engmaschiges Testprogramm mittels RT-LAMP- oder PCR-Tests.

Immerhin eine Idee, wobei es daran aktuell ja ohnehin nicht mangelt - jetzt muss sie nur noch umgesetzt werden. 

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