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100.000 tote Ukrainer? Kiew ärgert sich über EU

EU-Kommissionschefin von der Leyen hatte öffentlich über die Anzahl gefallener Soldaten gesprochen. Kiew streitet das empört ab.
Konrad Kramar Konrad Kramar

Verluste, also die Anzahl getöteter, oder verletzter Soldaten gehören traditionell zu den bestgehüteten Geheimnissen in einem Krieg. Auch beim russischen Angriffskrieg sind alle Aussagen über Verluste auf beiden Seiten höchst zweifelhaft. Entsprechen irritiert hat die Ukraine hat auf die Nennung hoher angeblicher ukrainischer Kriegsverluste durch die EU reagiert. Präsidentensprecher Serhij Nykyforow machte am Mittwoch im ukranischen Fernshen klar, dass nur der Oberkommandierende der Streitkräfte, der Verteidigungsminister oder der Präsident belastbare Zahlen über die Verluste veröffentlichen können. Präsident Selenskyj werde offizielle Daten publik machen, „wenn der richtige Moment“ gekommen sei. Das sei schließlich eine sensible Information. Kiew habe bereits in Brüssel angefragt, woher EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen ihre Informationen habe.

Über Twitter

Zuvor hatte eine beim Kurznachrichtendienst Twitter veröffentlichte und inzwischen gelöschte Ansprache von der Leyens für Aufregung gesorgt. Dabei sprach sie von über 100 000 getöteten ukrainischen Soldaten. Vor knapp drei Wochen hatte US-General Mark Milley die ukrainischen Verluste an Toten und Verwundeten ebenfalls auf rund 100 000 Soldaten geschätzt. Die Ukraine kämpft seit Ende Februar vor allem an der Front im Donbass im Osten des Landes in einem blutigen Stellungskrieg. Vor allem der massive Einsatz von Artillerie führt hier zu massiven Zerstörungen und hohen Totenzahlen. Angaben zu eigenen Verlusten machen beide Seiten selten.

"Geheimhaltung"

Auch ein Armeesprecher wollte am Mittwoch keine konkreten Angaben machen. „Wir können diese Ziffer nicht bestätigen und betonen, dass die Verluste der ukrainischen Armee dienstliche Informationen sind, die unter die Geheimhaltung fallen“, sagte Bohdan Senyk dem Onlineportal Ukrajinska Prawda. Gleichzeitig sagte er, dass Kiew es begrüße, wenn die durch von der Leyen gemachten Angaben dabei helfen würden, die für den Krieg Verantwortlichen in Russland vor Gericht zu stellen.

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