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Putins großer Bluff: Wie geschwächt ist der Kremlchef?

Mit der Aufkündigung des Getreidedeals wollte Putin Druck erzeugen – und scheiterte. Im Land wächst die Unzufriedenheit.
Evelyn Peternel Evelyn Peternel

"Das ist kein Bluff“, sagte Wladimir Putin vor Kurzem, als es um den möglichen Einsatz von Atomwaffen ging. Russland spiele keine Spielchen, Drohungen seien ernst zu nehmen, lautete da die Botschaft.

Aussagen wie diese werden im Westen meist mit Vorsicht behandelt. Zu Recht: Denn der Kreml blufft und täuscht nicht zu selten – zuletzt beim Getreidedeal mit der Ukraine. Am Samstag setzte Moskau die Vereinbarung, unter der seit Juli ukrainisches Getreide über sichere Routen im Schwarzen Meer exportiert werden kann, überraschend aus. Kiew nutze die Passagen, um mit Drohnen anzugreifen, lautete die Begründung – die die Ukraine freilich umgehend zurückwies.

Die Drohgebärde, mit der Moskau ein Zurückschrauben der westlichen Sanktionen erreichen wollte, erwies sich allerdings als heiße Luft. Die Ukraine schickte nämlich einfach weiter Schiffe los, 85 allein in zwei Tagen – das war deutlich mehr als in den Wochen zuvor, da hatte Russland die Durchfahrten nämlich schon massiv behindert. Der Kreml musste den Schiffen tatenlos zusehen. Ein Beschuss der zivilen Frachter wäre ein Kriegsverbrechen gewesen; die Exporte laufen unter Schirmherrschaft der UN und der Türkei. Putin blieb also wenig über, als den Rückzug vom Rückzug anzutreten.