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Wie Putin Russland umbaut

Dmitrij Medwedew tritt zurück. „Putins Sündenbock“ macht den Weg frei, damit der Kremlchef sich die Macht sichern kann.
Evelyn Peternel Evelyn Peternel

Bei der Ansprache, da saß er noch lächelnd in der ersten Reihe. In den sozialen Netzwerken amüsierte man sich sogar darüber, dass Dmitrij Medwedew kurz eingeschlafen sein soll, als Wladimir Putin am Mittwoch seine traditionelle Rede zur Lage der Nation hielt.

Ein paar Stunden später war Medwedew als Premier Geschichte.

Was ist da passiert?

Dmitrij Medwedew, der lange Zeit als Putins engster Vertrauter galt, hat am Mittwoch seinen Rücktritt eingereicht. In einem TV-Auftritt mit Putin erläuterte er die Entscheidung, die er – so die offizielle Aussage – „gemeinsam mit Putin getroffen hat“. Er wolle dem Präsidenten den Weg für dessen Staatsreformen freimachen, so der scheidende Premier.

Das klingt auf den ersten Blick paradox: Putin hatte nämlich nur einige Stunden zuvor in seiner Rede zur Lage der Nation eine „Verfassungsreform“ angekündigt, die die Rolle des Parlaments und auch des Premiers – also Medwedew – deutlich stärken soll; der Präsident hingegen solle Kompetenzen abgeben.