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Ukraine: Russische Vorstöße im Raum Donezk abgewehrt

Militärgeheimdienst: Russische Streitkräfte dürften sich im Süden des Landes versammeln

Die ukrainische Armee gerät im östlichen Gebiet Donezk zunehmend unter Druck - hat am Samstag allerdings eigenen Angaben zufolge vorerst alle Vorstöße der Russen abgewehrt. Es seien russische Offensiven in Richtung der Städte Slowjansk, Bachmut und Awdijiwka zurückgeschlagen worden, teilte der ukrainische Generalstab in seinem Abendbericht mit. Insbesondere um Bachmut toben seit Tagen heftige Kämpfe. Die prorussischen Rebellen hatten am Vortag vermeldet, es gebe Gefechte bereits innerhalb des Stadtgebiets. Unabhängig können die Angaben beider Seiten nicht überprüft werden.

Die Kleinstadt gilt als ein Eckpfeiler des Verteidigungssystems rund um den letzten von Ukrainern gehaltenen Ballungsraum im Donbass. Sollten Bachmut und andere Kleinstädte fallen, wäre der Weg für die russischen Truppen weitgehend frei in Richtung Slowjansk und Kramatorsk. Seit der Eroberung des Nachbargebiets Luhansk konzentrieren die Russen ihre Angriffe in der Ostukraine auf Donezk, wo sie bislang rund 60 Prozent des Territoriums erobert haben.

Das russische Militär hat nach eigenen Angaben mit Luft- und Artillerieschlägen fast 600 ukrainische Soldaten getötet. "Nahe der Ortschaft Bilohirka im Gebiet Cherson wurden durch Luftschläge und Artilleriefeuer der zeitweise Standort der 46. ukrainischen Luftsturmbrigade getroffen", sagte der Sprecher des russischen Verteidigungsministeriums, Igor Konaschenkow, am Samstag. Mehr als 400 "Nationalisten" seien getötet worden.

Daneben seien durch Raketenangriffe an der Front in Cherson mehr als 70 weitere Soldaten getötet und 150 verletzt worden. Bei Raketenangriffen im Gebiet Dnipropetrowsk seien mehr als 80 "ausländische Söldner" gestorben. Konaschenkow berichtete zudem über die Vernichtung mehrerer Artilleriesysteme der Ukraine. So sei eine Batterie von "Olcha"- und Himars-Raketenwerfern zerstört worden. Himars sind präzise US-Mehrfachraketenwerfer mit hoher Reichweite. Moskau hat schon in der Vergangenheit mehrfach die Außergefechtsetzung dieser Waffensysteme gemeldet. Kiew und Washington dementierten dies dann später. Auch für den aktuellen Bericht Konaschenkows gibt es keine unabhängige Bestätigung.
 

Neue Phase

Der Krieg in der Ukraine steht nach Einschätzung des britischen Militärgeheimdienstes unmittelbar vor einer neuen Phase. Die meisten Kämpfe verlagerten sich demnach an eine fast 350 Kilometer lange Front, die sich im Südwesten parallel zum Dnjepr von der Gegend um Saporischschija bis nach Cherson erstreckt. Das teilte das Verteidigungsministerium in London am Samstag auf Twitter aus dem jüngsten Geheimdienstbericht mit.

Russische Streitkräfte versammelten sich den Erkenntnissen zufolge nahezu mit Sicherheit im Süden der Ukraine. Dort erwarteten sie eine ukrainische Gegenoffensive oder seien in Vorbereitung eines möglichen eigenen Angriffes.

Noch immer zögen lange russische Konvois aus Militärlastwagen, Panzern und Artillerie vom Donbass im Osten der Ukraine in Richtung Südwesten, hieß es in dem Geheimdienstbericht. Taktische Bataillone, die 800 bis 1.000 Soldaten umfassen, seien auf der Halbinsel Krim stationiert worden und würden sehr wahrscheinlich die russischen Truppen in Cherson unterstützen. Die Region liegt der 2014 von Russland annektierten Krim gegenüber auf dem ukrainischen Festland.

Die ukrainischen Streitkräfte wiederum konzentrieren ihre Angriffe nach britischen Angaben auf Brücken, Munitionsdepots und Eisenbahnverbindungen im Süden. Darunter sei auch der strategisch wichtige Eisenbahnanschluss, der Cherson mit der Krim verbindet. Die ukrainischen Angriffe kämen in immer kürzeren Abständen.

Die russischen Streitkräfte haben ihre Invasion des Nachbarlandes am 24. Februar begonnen. Die Führung in Moskau bezeichnet sie als einen militärischen Sondereinsatz. Dieser dient nach russischer Lesart dem Schutz der russischsprachigen Bevölkerung in der Ukraine und der Ausrottung gefährlicher Nationalisten. Die Ukraine und der Westen sprechen von einem nicht provozierten Angriffskrieg Russlands.

Die russischen Truppen attackieren unterdessen nach Angaben aus Kiew mit aller Härte Bachmut, einen Eckpfeiler des Verteidigungssystems rund um den letzten von Ukrainern gehaltenen Ballungsraum im Donbass. "Der Feind führt einen Angriff auf Bachmut durch, die Kämpfe halten an", teilte der ukrainische Generalstab in seinem Lagebericht am Samstag mit. Die prorussischen Rebellen hatten am Vortag vermeldet, es gebe Gefechte bereits innerhalb des Stadtgebiets.

Unabhängig können die Angaben beider Seiten nicht überprüft werden. Seit der Eroberung des Gebiets Luhansk konzentrieren sich die russischen Offensivbemühungen in der Ostukraine auf das benachbarte Gebiet Donezk. Schrittweise konnten die russischen Invasoren in den vergangenen Wochen die ukrainischen Verteidiger zurückdrängen. Sie kontrollieren inzwischen etwa 60 Prozent des Territoriums. Das Hauptquartier der ukrainischen Truppen im Donbass befindet sich im Ballungsraum Slowjansk - Kramatorsk, wo vor dem Krieg gut eine halbe Million Menschen lebten. Von Osten her ist dieser Raum durch die Festungslinie Siwersk - Soledar - Bachmut gesichert.

Diese gerät nun an mehreren Stellen ins Wanken. Russische Truppen stehen auch vor Siwersk und Soledar. Die schwersten Gefechte laufen aber derzeit um den Verkehrsknotenpunkt Bachmut, den die Russen mit Artillerie und Panzern beschießen.

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