Impfzentrum in Köln

REUTERS/THILO SCHMUELGEN

Warum faire Verteilung von Impfstoff in Europa schwierig bleibt

Einige EU-Staaten stemmen sich gegen den "Korrektur"-Vorschlag von Kanzler Kurz: Mehr Dosen für jene Länder, die bei der Verteilung hinten liegen
Ingrid Steiner-Gashi Ingrid Steiner-Gashi

Die Vereinbarung klang gut: Im Kampf gegen Corona erhalten alle 27 EU-Staaten gleich viele Impfstoffdosen (je nach Bevölkerung) zum gleichen Zeitpunkt. Tatsache ist: Manche EU-Staaten haben im Verhältnis bisher erheblich mehr Dosen erhalten als andere. Hält dieser Trend an, könnte Malta seine Bevölkerung im Juni bereits durchgeimpft haben, während es im Bulgarien kaum 30 Prozent wären.

Eine Schieflage, die den Zusammenhalt der EU gefährde, kritisiert Bundeskanzler Sebastian Kurz. Beim EU-Gipfel nächste Woche will er deswegen einen „Korrekturmechanismus“ einfordern. Kurz sieht eine „Lösung bereits in Nähe“.

Eine Möglichkeit wäre: 10 zusätzliche Millionen Dosen des Pfizer-Biontech-Vakzins könnten unter jenen Staaten aufgeteilt werden, die bisher zu wenig bekamen.

Widerstand

Doch dass dieser Forderung des Kanzlers alle EU-Staaten zustimmen, ist nicht sicher: Vorbehalte gibt es vor allem von Deutschland, Dänemark, Malta und Schweden.Grund für die ungleiche Verteilung der Impfstoffe sind die Lieferprobleme bei Astra Zeneca. Hätte sich der Pharmakonzern an seine Zusagen – 90 Mio. Dosen im ersten Quartal – gehalten, wären alle EU-Staaten nahezu gleichmäßig versorgt. Astra Zeneca aber liefert bis Monatsende kaum ein Drittel davon. Damit kamen jene (überwiegend osteuropäischen) Staaten in die Bredouille, die sich bei der Wahl ihrer Impfstoffe vor allem auf Astra Zeneca verlassen hatten.

Impfstoffdose von Astra Zeneca

APA/AFP/JOEL SAGET

Die EU-Kommission hatte es anders vorgeschlagen: Jeder EU-Staat sollte denselben Mix verschiedener Impfstoffanbieter erhalten. Das aber lehnten die Staaten ab, sie wollten lieber ihren eigenen „Impfstoff-Korb“ zusammenstellen. So bestellte etwa Bulgarien im Herbst fast nur das – billigere und leichter zu handhabende – Astra-Zeneca-Vakzin. Und hat nun das Nachsehen.

In einer zweiten Entscheidungsrunde wurden so frei gewordene Pfizer- oder Moderna-Kontingente von anderen Staaten aufgekauft, etwa von Dänemark.

Österreich hätte in dieser zweiten Runde auch mehr kaufen können, tat dies aber nicht.

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