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Zweiter Lockdown: Israel sperrt heute zu; Keine Reiswarnung aus Ö

Am Freitag Nachmittag startet in Israel der zweite Lockdown. Mindestens drei Wochen wird das Land heruntergefahren.

Die israelische Regierung will mit einem zweiten landesweiten Lockdown eine weitere Ausbreitung des Coronavirus verhindern. Ab heute Nachmittag, 14.00 Uhr, müssen sich die Menschen in dem Mittelmeerstaat erneut mit starken Einschränkungen arrangieren. Maßnahmen wie Ausgangsbeschränkungen und Geschäftsschließungen sollen mindestens drei Wochen gelten.

Ministerpräsident Benjamin Netanyahu sagte am Donnerstagabend, angesichts der hohen Infektionszahlen der letzten Tage könnte eine weitere Verschärfung der Maßnahmen notwendig werden. "Ich werde nicht zögern, zusätzliche Beschränkungen zu verhängen, falls die Notwendigkeit besteht", sagte er.

Trotz des am Freitagnachmittag verhängten Lockdowns warnt Österreich nicht vor Reisen nach Israel. Zugleich bleibt die Reisewarnung für Schweden trotz gesunkener Infektionszahlen aufrecht.

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Viele Länder haben mit lokalen Maßnahmen auf wieder gestiegene Corona-Zahlen reagiert. Israel ergreift nun aber landesweite Maßnahmen und ist damit weltweit ein Vorreiter.

Die Opposition kritisiert den Corona-Kurs der Regierung und den zweiten Lockdown scharf. Die Krise hat der Wirtschaft des Landes bereits schwer zugesetzt. Die Arbeitslosigkeit lag im Sommer bei mehr als 20 Prozent. Oppositionsführer Jair Lapid sagte zuletzt, die Bürger würden bestraft, weil die Regierung versagt habe. "Dieser Lockdown ist ein Fehler, er ist ein Desaster."

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Wie viele andere Länder auch, hatte Israels Regierung bereits im Frühjahr einen Lockdown verhängt, um die Pandemie einzudämmen. Damit erzielte sie Erfolge; nach Lockerungen stiegen die Zahlen jedoch wieder. Zuletzt kletterte die Zahl der täglichen Neuinfektionen wiederholt auf Rekordwerte. Im Mai lagen sie lange im zweistelligen Bereich.

Während des zweiten Lockdowns sollen nun Schulen und Kindergärten geschlossen bleiben. Auch Hotels, Einkaufszentren sowie Freizeitstätten und Strände müssen schließen. Restaurants dürfen nur noch außer Haus verkaufen. Lebensmitteleinkäufe und Arztbesuche sind aber weiterhin erlaubt. Die Menschen dürfen sich aber nur noch in Ausnahmefällen weiter als 1.000 Meter von ihrem Zuhause entfernen.

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Unklar blieb, in welchem Umfang sich die Bevölkerung an die Regeln halten wird. Im Lockdown-Zeitraum liegen mit Rosh Hashanah und Yom Kippur wichtige Feiertage. Wöchentlich gab es zudem zuletzt Proteste gegen die Corona-Politik von Ministerpräsident Netanyahu. Verteidigungsminister Benny Gantz kündigte an, die Armee werde die Polizei mit 1.000 Soldaten bei der Durchsetzung der Maßnahmen unterstützen.

Präsident Reuven Rivlin rief die Bürger Israels zu Einigkeit und zu einer gemeinsamen Kraftanstrengung auf. "Wir müssen alles tun, um unter unseren Mitbürgern persönliches, medizinisches und ökonomisches Vertrauen wiederherzustellen", sagte er in einer im Fernsehen ausgestrahlten Ansprache an die Nation. "Dies ist eine zweite Chance, und wir müssen sie nutzen, weil wir, so fürchte ich, keine dritte bekommen werden."

Der bisherige Höchststand an täglichen Neuinfektionen war mit 5.523 für vergangenen Dienstag registriert worden. Vom jüngsten Anstieg der Zahlen sind arabische und ultraorthodoxe jüdische Wohnviertel am stärksten betroffen. Dort leben häufig größere Familien auf engem Raum zusammen, so dass Infektionsketten nur schwer unterbrochen werden können.

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Keine Reisewarnung aus Österreich

Das Aussenministerium warnt vorerst nicht vor Reisen nach Israel. "Defacto" gebe es keinen Reiseverkehr zwischen Österreich und Israel, erklärte eine Sprecherin am Freitag auf APA-Anfrage.

Israel erlaube die Einreise für Nicht-Israelis nur mit Ausnahmegenehmigungen. "Tourismus und Geschäftsleute fallen nicht darunter", sagte die Sprecherin weiter. Während des dreiwöchigen Lockdowns können Israelis auch nicht ins Ausland reisen. Die Menschen dürfen sich nur noch in Ausnahmefällen weiter als 1.000 Meter von ihrem Zuhause entfernen.

Israel seinerseits wird Österreich demnächst auf die Rote Liste setzen. Mit Dienstag wird Österreich gemeinsam mit Kroatien, Ungarn und Slowenien von der Liste der Grünen Länder genommen und als Risikoland betrachtet, erklärt das israelische Gesundheitsministerium. Aus diesen Ländern kommende Einreisende müssen sich in 14-tägige Selbstisolation begeben. Vor dem 22. September müssen sich einreiseberechtigte Personen, welche die vergangenen 14 Tage in Österreich verbracht haben, nicht in Quarantäne begeben. Österreich rät seit März generell von nicht unbedingt notwendigen Reisen.