APA/GEORG HOCHMUTH

Der Trümmermann: Ein Jahr Kanzler Nehammer

Karl Nehammer kann auf ein bewegtes erstes Jahr am Ballhausplatz zurückblicken. Die größten Krisen wurden gelöst, doch in den Umfragen scheinen es ihm die Wähler bisher nicht zu danken.
Richard Grasl Richard Grasl

Auch Karl Nehammer kann der Versuchung nicht ganz widerstehen. Im Pressegespräch, das zu seinem ersten Jahrestag als Bundeskanzler am Donnerstag angesetzt war, kam er auf eine ältere Dame zu sprechen. Eine, die ihn in seinem Kurs bestärkte und sich angesichts der Wohltaten seiner Regierung dankbar zeigte.

Anonyme ältere Menschen sind ein gut funktionierendes Argument, weil man schwer etwas dagegen sagen oder den Gegenbeweis antreten kann. Auch Sebastian Kurz verwendete sie immer wieder, um für seine Linie Werbung zu machen.

Das ist aber auch schon die einzige Gemeinsamkeit, die die beiden in ihrer politischen Kommunikation haben. Kurz liebte marketinggerechte, mundfertige Sprachbilder. „Das Beste aus beiden Welten“ war für Kurz die Koalition mit den Grünen. Wie Nehammer das sieht oder ob es für ihn eher ein „Clash of Civilizations“ sei? Er möge solche überhöhten Sprachbilder nicht.

Nehammer argumentiert, wenn er auf ein Thema angesprochen wird, gerne differenziert. Für schnelle, plakative Lösungsvorschläge ist er nicht zu haben. Mehrfach spricht er von „systemischen Fragen“ und meint damit, dass jede Maßnahme Auswirkungen auf das Gesamtsystem habe und man das immer berücksichtigen müsse.