APA/ROBERT JAEGER

Ludwig hält an Rendi-Wagner fest, aber Breitseite aus NÖ

Wiens Bürgermeister: "Was ich ausschließen kann, ist eine personelle Diskussion." SPÖ-NÖ-Chef Schnabl: Rendi-Wagner sei vielen in der Partei "zu wenig angreifbar".
Bernhard Gaul Bernhard Gaul

Bei den Sozialdemokraten wurde nicht einmal der Versuch unternommen, das Wahlergebnis schön zu reden. Jubel brandete im SPÖ-Zelt vor der Parteizentrale nur kurz auf, als der Absturz des großen politischen Gegners FPÖ auf den Bildschirmen zu sehen war. Für die Genossen war das der einzige Balsam an diesem schwarzen Tag.

„Wir haben uns ein besseres Ergebnis erwartet“, sagte Thomas Drozda, Nummer zwei hinter Pamela Rendi-Wagner in einer ersten Reaktion. Man könne nicht zufrieden sein mit dem Ergebnis. Natürlich werde man sich Koalitionsgesprächen „sicher nicht“ verweigern, fügte er noch hinzu.

Aber werden er und Rendi-Wagner überhaupt bleiben können? Drozda dementierte, personelle Konsequenzen wären jetzt nicht zu ziehen. Ähnlich Sonja Hammerschmid, eine der wenigen Parteigranden, die sich im Pressezentrum blicken ließ: Es werde keine personellen Konsequenzen geben. „Die SPÖ steht weiter zu hundert Prozent hinter Pamela Rendi-Wagner. Sie hat Übermenschliches geleistet.“ Und man habe nur wenig Zeit gehabt, sonst wäre das Ergebnis „wohl besser geworden“.

„Zwischenstation“

Kurz nach 18 Uhr dann der Auftritt Rendi-Wagners, viel früher als eigentlich angekündigt. Unter viel Applaus mitunter von den roten Wahlhelfern, die „Menschlichkeit siegt“-Schilder hochhielten, marschierte sie mit ihrem Wahlteam – allerdings ohne Thomas Drozda – ins Wahlzelt. „Wir haben jetzt ein Ergebnis, ein Zwischenergebnis, und es ist nicht das, was wir uns gewünscht haben, nicht das, wofür wir gekämpft haben.“

So ehrlich müsse man sein, sagte sie, und die Tränen waren nahe. Es sei eine „schwierige Ausgangslage“ gewesen. Aber, sagte sie mit fester Stimme: „Wir haben auf die richtigen Themen gesetzt.“ Sie machte klar, dass sie ihren Sitz nicht zur Verfügung stellen wird: „Heute ist eine Zwischenstation. Dieser Weg der Menschlichkeit wird weiter gehen.“

Ob das die Parteigremien auch so sehen werden, wird sich schon heute zeigen. Ein Kronprinz oder eine Kronprinzessin ist derzeit aber nicht in Sicht. Und unter den Funktionären im SPÖ-Zelt war eher zu hören, dass eine Führungsdebatte das Letzte sei, was man jetzt brauche.

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Mit Kopfschütteln reagierten auch viele bei der Frage, ob die SPÖ dem großen Wahlsieger Sebastian Kurz ein Angebot für eine Koalition machen solle. Rendi-Wagner hat dazu auch kein Wort verloren.

Wiens Bürgermeister und Landesparteichef Michael Ludwig sieht das so: „Was ich ausschließen kann, ist eine personelle Diskussion“, sagte er in einem ersten Statement. „Doktor Rendi-Wagner hat ihr Bestmögliches gegeben.“

Doch schon in St. Pölten sieht man das anders als in Wien. „Viele Menschen, auch in der SPÖ, können mit der Spitzenkandidatin nichts anfangen. Sie ist ihnen zu wenig angreifbar“, sagt Franz Schnabl, Chef der SPÖ-Niederösterreich.

Der Landeschef von Tirol, Georg Dornauer, fordert eine „Kurskorrektur“, weil man offenbar nicht habe überzeugen können. Daher müsse die Partei „ohne Scheuklappen und Tabus“ das Ergebnis besprechen. Der burgenländische Landeshauptmann Hans Peter Doskozil, im Wahlkampf selten eine Hilfe für Rendi-Wagner, sagt krankheitsbedingt nichts.

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