APA/ERWIN SCHERIAU

Schützenhöfer: „Christlich-sozial habe ich lange nicht mehr gehört“

Steiermarks Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer über die Rede von ÖVP-Chef Karl Nehammer.
Ida Metzger Ida Metzger

Alle sechs ÖVP-Landeshauptleute lauschten aufmerksam den Worten des neuen ÖVP-Chefs Karl Nehammer. Gastgeber, Steiermarks Landeshauptmann, Hermann Schützenhöfer, zeigt sich im KURIER-Interview mit dem Bundesparteitag mehr als zufrieden. Aber er weiß auch, dass die ÖVP noch viel Kraft aufbringen wird müssen, um die Nummer eins zu bleiben.

KURIER: Waren Ex-Kanzler Wolfgang Schüssel und Klubobmann August Wöginger mit ihren Wortmeldungen nicht die heimlichen Stars des Parteitags?

Hermann Schützenhöfer: Man darf nie zufrieden sein. Denn Zufriedenheit bedeutet schon Abstieg. Karl Nehammer ist, wie er ist, und lässt sich auch nicht verbiegen. Das ist gut so. Seine Rede war sehr authentisch. Er hat die Partei als christlich-sozial und liberal dargestellt. Das Christlich-Soziale habe ich schon sehr lange nicht mehr gehört – und das tat gut. Denn dieser Wert ist für die Politik, egal ob es um die Teuerung oder die EU geht, wichtig.

Jedes Mal, wenn Korruption Thema auf der Bühne war, gab es Zwischenapplaus – Schüssel etwa fragte, wer den Rechtsstaat schützt. Man spürt, den ÖVP-Mitgliedern liegt dieses Thema schwer im Magen. Unternimmt die Partei genug, um hier aufzuräumen?

Ja, das Thema liegt den Delegierten im Magen. Ich habe in meiner Rede auch gesagt, dass wir zum Freiwild geworden sind. Die Bürgermeister spüren das natürlich hautnah. Man gerät schon Verdacht, ohne dass es einen konkreten Anlass gibt. Das ist insgesamt für die Politik ein Problem, denn wir erreichen den Zustand, dass gute, qualifizierte Menschen nicht mehr in die Politik gehen wollen.

Karl Nehammer hat 100 Prozent erhalten. Haben Sie damit gerechnet?

Das ist ein sensationelles Ergebnis. Die Partei hat verstanden, dass sie zusammenhalten muss. Ich bleibe dabei: Wir müssen kämpfen. Wer kämpft, hat zwar noch nicht gewonnen. Aber wer nicht kämpft, hat verloren. Trotzdem müssen wir den Kritikern sehr gut zuhören, um weiterhin die Kanzlerpartei zu bleiben.