EPA / Leszek Szymanski

Ungleiche Impfstoff-Verteilung: Wie es zur Schieflage in Europa kam

Wieso Malta beim Impfen so schnell ist und Bundeskanzler Sebastian Kurz nicht der Erste ist, der das Problem sah.
Ingrid Steiner-Gashi Ingrid Steiner-Gashi

Die Erfahrungen des Inseldaseins haben das kleine Malta schlau gemacht: „Wenn etwas vorbeigeschwommen kommt, schnappen wir es uns“, ist, gewürzt mit einer Prise Humor, aus maltesischen Diplomatenkreisen zu hören. Auf den Kampf gegen das Coronavirus umgemünzt bedeutet das: Als die europäischen Staaten gegen Jahresende die Möglichkeit erhielten, zusätzlich zu den bestellten Impfstoffdosen noch weitere dazuzukaufen, schlug Malta sofort zu. Der Preis war egal, Hauptsache kaufen, was zu kriegen ist. Dänemark, Deutschland, Frankreich, die Niederlande und noch einige Staaten taten es ebenso.

Österreich nicht. Man hatte zu diesem Zeitpunkt schon 31 Millionen Dosen geordert. Dennoch zeigte sich Bundeskanzler Sebastian Kurz höchst empört. Österreichs Vertreter im sogenannten EU-Lenkungsausschuss (Steering board) für den Impfstoff-Erwerb, den Spitzenbeamten Clemens Martin Auer, kostete das den Job. Rund acht Millionen Impfdosen können voraussichtlich bis Ende Juni hierzulande verimpft werden. Hätte Österreich alle verfügbaren Mittel genützt, wären es bis Jahresmitte rund 700.000 Dosen mehr gewesen.