Logistiker/in-Lehre bei Kellner & Kunz: Verkürzte Ausbildung nach der AHS-Matura 
als Alternative zur Uni

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Duale Akademie: "Wir fischen in einem neuen Teich"

Wie Betriebe versuchen, Maturanten für eine – gut bezahlte – Lehre zu begeistern.
Irmgard Kischko Irmgard Kischko

Die Arbeitswelt befindet sich im Umbruch. Digitalisierung und Globalisierung stellen immer höhere berufliche Anforderungen. Besonders an unsere Jugend. Aus diesem Grund dokumentiert der KURIER die neuen und verschiedenen Formen der Lehre. In einer sechsteiligen Serie werfen wir einen Blick hinter die Kulissen und analysieren mit Lehrlingen, Unternehmern und Ausbildnern die künftigen Herausforderungen für Jugendliche. In diesem Teil besuchen wir das Projekt der "Dualen Akademie" der Wirtschaftskammer Oberösterreich.

Den Unternehmen im Industrieland Oberösterreich fehlen die Nachwuchs-Fachkräfte. Geeignete Lehrlinge zu finden, ist eine schwierige Aufgabe geworden. Mit dem Projekt der "Dualen Akademie" versucht die Wirtschaftskammer Oberösterreich zusammen mit lokalen Betrieben seit fast zwei Jahren neue Zielgruppen für die Lehre zu begeistern.

"Wir fischen in einem neuen Teich", sagt denn auch Ernst Wiesinger, Chef des Welser Werkzeug- und Schraubengroßhändlers Kellner & Kunz. Das Unternehmen war das erste in Österreich, das Maturanten als Lehrlinge anstellte. Zum normalen Einstiegsgehalt. Vor mittlerweile fast zwei Jahren hat Felix Blaimschein bei Kellner & Kunz seine Lehre zum Großhandelskaufmann begonnen. Er ist der Pionier der Dualen Akademie in Österreich. "Für mich war nach der Matura klar, dass ich nicht studieren will. Da war die Duale Akademie ein tolles Angebot", sagt Blaimschein.

Im Februar schließt er die Ausbildung schon ab. Seine Pläne? "Ich will so weit wie möglich nach oben", sagt er.

Perspektiven

Für seinen Chef Wiesinger sind diese Karrierepläne durchaus willkommen. "Absolventen der Dualen Akademie wollen etwas erreichen", ist er überzeugt. Unternehmen, die diesen Ausbildungsweg anbieten, sollten den jungen Menschen daher auch die Möglichkeit bieten, dass sie sich weiterentwickeln können. "Ich denke, junge Menschen wählen einen Arbeitsplatz nicht nur wegen der Entlohnung, sondern auch wegen der Perspektiven, die sie dort haben, aus", sagt Wiesinger.

Für die Maturantin Magdalena Gaubinger, die soeben eine Lehre zur Logistikerin bei Kellner & Kunz begonnen hat, haben beide Argumente – das Einkommen und die Karrierechancen – den Ausschlag für die Duale Akademie gegeben. "Mit einer AHS-Matura ist der Start ins Berufsleben nicht einfach. Mit der Dualen Akademie habe ich ein tolles Programm, das mir mit einem Super-Einstiegsgehalt eine Berufsausbildung in nur zwei Jahren ermöglicht", sagt sie. Neben dieser Ausbildung hat Magdalena Gaubinger noch ein Studium begonnen. Controllerin, lautet ihr Karriereziel.

Insgesamt sechs Lehrlinge im Rahmen der Dualen Akademie beschäftigt Kellner & Kunz inzwischen. Lehrlingsbeauftragte Andrea Erlach musste dabei ebenfalls Neuland betreten. Denn: Wie findet man die Kandidaten für die Duale Akademie, die zunächst noch wenig bekannt war. "Das Beste war, Eltern und Großeltern zu erreichen. Sie haben dann ihre Kinder oder Enkel überzeugt", sagt Erlach. Inserate in Zeitungen hätten sich als geeignete Methode herausgestellt.

Verkürzte Lehre

Mit der Dualen Akademie steht Maturanten ein neuer Ausbildungsweg offen: Sie können eine verkürzte Lehre – je nach Beruf eineinhalb oder zwei Jahre – machen, die von der "Dualen Akademie", einer Mischung aus Berufsschule und Fachhochschul-Inhalten, begleitet wird. Und sie verdienen in dieser Zeit genauso viel wie ein Angestellter. "Faktisch hat ein Maturant der AHS derzeit nicht die Möglichkeit, direkt ins Berufsleben einzusteigen. Viele studieren, aber ungefähr jeder Zweite bricht das Studium ab", sagt Friedrich Dallamaßl, Bildungsbeauftragter der Wirtschaftskammer Oberösterreich. Die Gruppe, für die die Duale Akademie eine interessante neue Ausbildungsvariante sein kann, sei also groß.

Rund hundert junge Menschen hätten sich in Oberösterreich bereits für die Duale Akademie entschieden. In neun Berufen wird diese Lehre für Maturanten derzeit angeboten – darunter Mechatronik, Handel, Logistik. Die Zahl der möglichen Berufe soll jährlich erweitert werden. So soll im kommenden Jahr im Baubereich ein neuer Lehrberuf für die Maturanten dazukommen.

Knapp 300 Betriebe in Oberösterreich bieten die Lehre nach Matura bereits an. Auch in Salzburg, Vorarlberg, Wien und im Burgenland haben sich laut dem Bildungsbeauftragten Dallamaßl bereits Unternehmen gefunden, die um Maturanten in der Lehre werben.

Diese Serie wird in Kooperation mit der WKÖ aber unter redaktioneller Unabhängigkeit publiziert. Wir bedanken uns bei den Jugendlichen, ihren Eltern und den Unternehmen für die Mitwirkung.