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Anschober: "Wäre überglücklich, wenn Impfstoff im 3. Quartal kommt"

Gesundheitsminister Rudolf Anschober und Virologin Monika Redlberger-Fritz informieren über die aktuelle Lage.
Ingrid Teufl Ingrid Teufl

Wie werden sich die Infektionszahlen weiterentwickeln? Und wie wird sich die Lage beim Zusammentreffen mit Influenza-Viren darstellen? Und da manche Experten davon ausgehen, dass sich heuer aufgrund der Corona-Pandemie mehr Menschen gegen Grippe impfen lassen werden, ist auch wichtig: Wird es heuer genügend Grippe-Impfstoff geben?

Das sind Fragen, die Virologen und Gesundheitspolitik schon jetzt beschäftigen.

Gesundheitsminister Rudolf Anschober und die Virologin Monika Redlberger-Fritz von der Medizinischen Universität Wien informieren über den Stand der Dinge am Mittwoch im Rahmen einer Pressekonferenz.

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Der Grippe-Impfstoff ist seit langem bekannt. Aber die Durchimpfungsrate ist im Vergleich äußerst gering. Sie schwankt zwischen 5 und 8 Prozent. Damit liegt Österreich weit unter dem europäischen Schnitt. 

Im  Vorjahr waren es 756.000 verkaufte Impfdosen 2019. "Das ist schon vergleichsweise viel im Vergleich zu den vorigen Jahren", sagt Anschober. 

Die Impfstoffbestellung erfolgt 12 bis 13 Monate vor dem eigentlichen Bedarf. Weil es auf die Impfstoffe ankommt und die Vorproduktion sehr aufwendig ist. Österreich hat wie EU-Länder das anders eingeschätzt vor Corona.

Mittlerweile konnten für die kommende Saison die Imfpstoffmengen erhöht werden: "Da sind wir auf 1,1 Mio. Dosen für heuer, das ist ca. 1/3 oder 40 Prozent." Zudem: "Wir konnten erstmals Aufnahme der Influenza in Impfprogramm aufgenommen und ist damit kostenlos." Die Absicherung der Kinder ist ein wichtiger Schritt, denn anders als Corona sind Kinder erwiesenermaßen Überträger.

Die Grippe ernst nehmen

"Es ist eine schwere Erkrankung. Jeder der es erlebt hat, lässt sich als Folge davon impfen", betont die Virologin Monika Redlberger-Fritz von der MedUni Wien. Warum jedes Jahr erneut geimpft werden müsse, erklärt sich aus den verschiedenen Typen und Subtypen. "Das Gemeine daran: Es kursiert nicht nur ein Typ, sondern immer mehrere gleichzeitig, und sie sind unterschiedlich in Ländern unterschiedlich aktiv."

Was die doch recht hohen Erkrankungszahlen der Grippe betrifft: 90.000. 140.000 Influenza-Erkrankungen gibt es pro Jahr. Das ist wiederum vom jeweils dominierenden Virustyp ab, die verschiedene Gruppen - Kinder, junge Erwachsene oder Ältere - schwerer oder leichter betreffen. "Wir wissen, alljährlich haben wir zwischen 5 bis 10 Prozent Erwachsene und bis zu 20 Prozent der Kinder, die erkranken werden."

Co-Infektionen

Warum heuer besonderes Augenmerk auf die Grippe gelegt wird, liegt an der Möglichkeit von sogenannten Co-Infektionen mit SARS-CoV-2 und Grippeviren. "Das ist möglich, wenn die beiden zusammentreffen", sagt Redlberger-Fritz. Und es führe zu Problemen in der Diagnostik.  "Man muss sie erkennen, man muss es wissen und man muss sie richtig behandeln." 

Dem Start der Influenza-Saison kommt aus diesen Gründen heuer besondere Bedeutung zu. Vor allem die bereits durch Corona etablierten Hygienemaßnahmen helfen laut der Expertin aber auch bei der Grippe. '"Sie sind sehr hilfreich - wir haben gesehen, dass mit Einführen der Corona-Maßnahmen im März die Grippesaison schlagartig vorbei war. Das betraf auch andere Erkältungsviren. Wir haben gesehen, dass es starke Auswirkungen für respiratorisch übertragene Viren gibt."