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10 ehrliche Fragen an die Bloggerinnen von "the ladies"

Die drei Bloggerinnen erzählen im Interview, wann sie eine Kooperation ablehnen, ob sie ihren Job manchmal hassen und wie sie ihrer Oma ihren Job erklären würden.

Alina, Nina und Márcia – das sind die drei Frauen hinter “the ladies”. Auf ihrem gemeinsamen Blog schreiben sie über alles, was sie und ihre Leser*innenschaft bewegen: Von persönlichen Berichten über Endometriose bis hin zu Reisetipps für London – die Themen sind mindestens so vielfältig wie die Macherinnen selbst.

In Zukunft werdet ihr auf k.at mehr von "the ladies" lesen. Um euch die drei vorzustellen, haben wir ihnen zehn ehrliche Fragen gestellt – und ehrliche Antworten bekommen.

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k.at: Warum habt ihr mit dem Bloggen angefangen?
Alina:
“Hey Mädels, wisst ihr eigentlich, wann der nächste Flohmarkt stattfindet? Ich müsste vor meinem Erasmus so einiges loswerden…“ – So oder so ähnlich entstand unser Blog.

Gemeinsam einen Blog zu gründen und auch irgendwie erfolgreich zu führen, scheint in der Bloggerwelt ziemlich abwegig zu sein. Nicht viele machen es und die, die es vielleicht doch mal wagen, scheitern manchmal schnell. Wer zusammen bloggen möchte, muss – ganz klar – starke Nerven haben. Wie im echten Leben kriegt man sich mal in die Haare, hat Differenzen und Auseinandersetzungen, aber auch hier muss man lernen nachzugeben, Kompromisse einzugehen und im Team zu arbeiten. Aber es ist auch die schönste Erfahrung, über Themen zu schreiben, die uns bewegen und unsere Leser*innen zu inspirieren.

Wie viele Stunden pro Woche arbeitet ihr an eurem Blog?
Márcia:
Die Stundenanzahl variiert je nachdem, wie viel zu tun ist. Die Tatsache, dass wir zu dritt sind und viele Aufgaben aufteilen, erleichtert den Alltag. Neben dem Blog arbeite noch als Freie Redakteurin und Social-Media-Betreuerin für andere Medien.
Alina: Tatsächlich arbeiten wir irgendwie immer ein wenig. Wie Márcia arbeite auch ich noch an anderen selbstständigen Projekten und bin quasi “vollzeit online“.
Nina: Nach einer einjährigen Fixanstellung habe ich meine Prioritäten nun wieder auf das Bloggen und den Uni-Alltag gelenkt. So studiere ich derzeit Psychologie und betreibe unseren Blog als Beruf.

Gibt es auch Koop-Anfragen, die ihr ablehnt?
Alina:
Authentizität ist uns sehr sehr wichtig. Bei uns wird jede Anfrage zuerst im Team besprochen und dann zu- oder abgesagt. Wir lehnen viele Anfragen ab, die einfach nicht zu uns passen. Man lernt mit der Zeit, welche Produkte oder Unternehmen “ein guter Fit" sind und die gleichen Werte teilen wie man selbst. Auch praktisch: Dadurch, dass wir zu dritt sind, können wir Kooperatione ganz individuell umsetzen. Was zu Nina passt, passt vielleicht nicht zu mir und umgekehrt.

Was ist eurer Meinung nach das schlimmste Vorurteil gegenüber Influencer*innen?
Márcia:
Wir bekommen alles geschenkt und müssen nichts arbeiten.
Alina: Dass alle Blogger*innen oberflächlich und unreflektiert sind.
Nina: Dass das Bloggen immer nur Friede-Freude-Eierkuchen ist und nicht als Beruf wahrgenommen werden kann.

Anfang des Jahres wurde eine Studie veröffentlicht, die das veraltete Frauenbild, das Influencer*Innen vermitteln, kritisiert: So sollen Influencerinnen vermehrt Infos zu den Themen Shopping, Beauty und Kochen liefern, während männliche Influencer ein viel breiteres Themenspektrum behandeln. Wie steht ihr dazu?
Márcia:
Natürlich zeigt die Malisa-Studie wichtige Punkte, die man definitiv überdenken sollte. Dennoch sollte man sich die Studie genauer anschauen. Es wurden mehr als doppelt so viele Männer- wie Frauen-Accounts untersucht, zudem hat man sich nur auf die Top 100 der deutschen YouTube-Kanäle beschränkt. Es gibt aber auch zuhauf Accounts, die sich mit tiefergehenden Themen auseinandersetzen – das sind aber noch immer Nischenaccounts, die es nicht unbedingt in die Top 100 schaffen.

Wer behauptet, das Frauenbild in den Sozialen Medien orientiere sich an dem der 50er Jahre, übertreibt. Natürlich gibt es einen sehr hohen Anteil an Accounts, die überwiegend mit als weiblich geltenden Themen in den Sozialen Medien erfolgreich sind. Dies erklärt sich aber auch ganz einfach dadurch, dass in diesem Bereich eine hohe Nachfrage besteht und dass Frauen, im Gegensatz zu Männern, in diesem Bereich leichter Geld verdienen können. Natürlich sind diese Inhalte nicht zeitgemäß, aber das schließt ja nicht aus, dass sowohl die Ersteller*innen dieser Inhalte, als auch die Konsument*innen sich nicht für unzählige andere Themen interessieren und sich auf diesen anderen Gebieten auch informieren, oder?

Das kann man doch auch mit Magazinen vergleichen. Ich bin sicher, Lifestyle-Magazine haben mehr Auflage als ein kleines Indie-Politik-Magazin. Das erklärt sich doch auch ganz einfach mit Angebot und Nachfrage. Mehr Nachfrage, mehr Leser*Innen, mehr Werbeanzeigen, mehr Geld.

„Am Ende fällt die Studie selbst auf die Rollenklischees herein, die sie kritisieren will. Nämlich dass alles, was Frauen eben so machen, egozentrisch und narzisstisch ist. Aber die strickenden, schminkenden Frauen bilden Communitys und Netzwerke. Wer weiß, was aus solchen Netzwerken heraus politisch so alles möglich wird” hieß es zur Studie übrigens auf welt.de

Lasst ihr in euren Postings auch Negativität zu?
Márcia:
Wenn du mit Negativität beispielsweise Beiträge zu Herzschmerz, Verlustängsten, Essstörungen oder Todesfällen meinst, sind das für uns nicht unbedingt negative Beiträge, sondern das Leben. Das Leben besteht aus weitaus mehr als nur Glitzer und mit der Gründung des Blogs haben wir für uns die Entscheidung gefasst, über alles zu schreiben, worauf wir gerade Lust haben. Kolumnen kommen bei uns sehr gut an und das ist auch etwas, das uns auszeichnet.
Alina: Es gibt keine schönen Zeiten ohne schlechte – erst durch letztere weiß man erstere mehr zu schätzen. Unsere Leser*innen schätzen an uns auch unsere Verletzlichkeit und Ehrlichkeit und wir sehen das als unseren Beitrag, der die Bloggerwelt ein wenig besser machen soll: Es ist OK, wenn einmal nicht alles schön ist. Schlechtes geht vorbei. Wir alle haben mit Problemen zu kämpfen, auch wenn es auf Social Media vielleicht nicht so erscheint.
Nina: Wenn mich Dinge im negativen Sinne beeinflussen, sind dies erst recht Themen, die thematisiert werden sollten. Egal, ob das die Trauer um eine verflossene Liebe oder meine Fassungslosigkeit über manche politische Entscheidungen betrifft – auch diese Dinge sind Teil unseres Lebens. Ich finde es schön, dass uns Soziale Medien die Möglichkeit bieten, uns auf vielfältige Weise – und eben nicht nur über Oberflächlichkeiten – auszutauschen.

Gibt es Situationen, in denen ihr euren Job hasst?
Márcia:
Hassen ist ein sehr starkes Wort. Uns ist durchaus bewusst, dass wir einen relativ privilegierten Job ausüben, dennoch gibt es Situationen oder Momente, in denen wir unseren Job nicht gerade mögen. Beispielsweise dann, wenn man mal wieder mit Vorurteilen anderer über “diese Influenza“ konfrontiert ist und das Gefühl hat, sich ständig für alles rechtfertigen zu müssen. Das lässt mich dann sehr oft an mir und meinen eigenen Fähigkeiten zweifeln. Ich finde es sehr frech, dass sich Menschen anmaßen, über etwas zu urteilen, nur weil es neu ist. Ich glaube bei keinem anderen Beruf würde man jemandem ins Gesicht sagen, “was für ein Nichtsnutz diese Person für die Gesellschaft ist“.
Alina: Die ewigen Vorurteile und Diskussionen sind zeitraubend und mühsam. Man muss sich oft erklären und hat das Gefühl, sich durch den Beruf angreifbar zu machen. Momente, in denen ich mich in einen anderen Beruf wünsche, gibt es wenig, aber wenn ich einmal einen schlechten Tag habe, liegt das meistens an den “typischen“ Merkmalen, die man in jedem Berufsalltag findet: Kund*innen, Stress, Zeitdruck und die Ungewissheit der Selbstständigkeit.
Nina: Auch ich erwische mich immer wieder in Momenten, in denen ich an mir und meinem eingeschlagenen Lebensweg zweifle – die Unsicherheiten werden bestimmt durch das gängige Bild der Blogger*innen geprägt. Das finde ich schade. Zudem macht es mir hin und wieder zu schaffen, keinen geregelten Arbeitsrhythmus zu haben – jeder Tag sieht anders aus. Hin und wieder sehne ich mich nach mehr Routine, meistens jedoch genieße ich die Freiheiten, die mir mein Job gewährleistet.

Wie würdet ihr eurer Oma euren Job erklären?
Márcia:
Gar nicht. Es interessiert sie nicht wirklich. Hauptsache ich bin glücklich.
Alina: “Hey Oma, ich mache Fotos von Momo (Anmerkung: mein Hund) und teile sie im Internet mit fremden Menschen!“ – so oder so ähnlich!
Nina: Puuuuh, das ist eine schwierige Angelegenheit, da meine Oma technisch nicht wirklich bewandert ist – und das ist noch maßlos untertrieben. Aber am ehesten würde ich ihr sagen, dass ich Geschichten erzähle, ähnlich, wie sie sie in Magazinen liest, nur in einem anderen Medium.

Denkt ihr, dass Influencer*in auf lange Sicht ein nachhaltiger Job ist, dass man noch lange davon leben kann?
Márcia:
Ich glaube, vor 100 Jahren hat auch niemand gedacht, dass Lifestyle- und Frauenmagazine so lange überleben würden und siehe da. Wir werden so lange an unserem Blog weiterarbeiten, wie es uns freut. Der Blog verbindet alles, was wir beruflich wollen. Selbstständigkeit, Kreativität und Flexibilität – und sollte das irgendwann nicht mehr möglich sein, haben wir drei eine riesige Leistung vorzuweisen. Wir haben ein eigenes Medium aufgebaut und geführt. Wir haben uns sehr viel selbst erarbeitet und beigebracht. Ich glaube, wie viel Arbeit man in eine eigene Firma stecken muss, vergessen viele Menschen bei dem Beruf Influencer*in.
Alina: Wir Menschen sind soziale Wesen und immer auf der Suche nach Inspiration, Vergleichswerten und Interaktion. Ich denke, dass sich der Beruf des/der Blogger*in in den nächsten Jahren wandeln wird, aber auf jeden Fall weiterhin eine Zukunft hat – in welcher Form auch immer.
Nina: Ich denke, dass dieser Beruf noch lange bestehen wird. Denn was tun wir eigentlich? Wir sprechen Themen an, die zumindest einige zu interessieren scheinen, bieten eine Plattform zum Austausch und lassen individuelle Lebensbereiche ein bisschen näher zusammenrücken – quasi von Bildschirm zu Bildschirm. Diese Dinge – Unterhaltung, Information, Austausch und das Gefühl der Verbundenheit – begleiten den modernen Menschen schon so lange, sie werden es hoffentlich auch noch weiterhin tun.

Welche Themen sind euch wichtig und wie entscheidet ihr, worüber ihr schreibt?
Alina:
Unsere Themen kommen uns im Alltag, beim Sport, unter der Dusche oder auch einfach in Gespräch mit Freud*innen unter. Es sind meistens Dinge, die uns bewegen und Thematiken, die uns und unsere Zielgruppe beschäftigen. Außerdem besprechen wir bei unseren wöchentlichen Redaktionssitzungen neue Ideen und Blogposts, die wir für die Zukunft andenken. Wichtige Themen sind für uns Reisen, Ernährung, Feminismus, Zwischenmenschliches und persönliche Geschichten.
Nina: Worüber wollen wir schreiben? Mit dieser Frage beschäftigen wir uns auch im kleinen Kreis immer wieder. Die Antwort liegt in allem, was Mehrwert bietet. Dieser kann in der einfachen Unterhaltung, die einen Schmunzler ins Gesicht zaubert, aber auch in Auseinandersetzungen mit Themen, die wichtig für unsere Zukunft sind (wie beispielsweise der Klimaschutz), liegen. Andererseits wollen wir mit der Auswahl der Themen auch stets unser Gesicht wahren können. Authentizität ist uns unglaublich wichtig.