APA - Austria Presse Agentur

"16 Tage gegen Gewalt": Organisationen sehen Handlungsbedarf

Rund 87.000 Frauen sind weltweit im vergangenen Jahr getötet worden, 50.000 von ihnen (58 Prozent) von ihren Partnern oder Familienmitgliedern. Das sind sechs Frauen pro Stunde, wie eine von der United Nations Office on Drugs and Crime (UNO-Büro für Drogen- und Verbrechensbekämpfung, UNODC) am Freitag veröffentlichten Studie zeigte. In Österreich erlebt eine von fünf Frauen häusliche Gewalt.

Die höchste Rate weiblicher Mordopfer wies Afrika auf, wo drei von 100.000 Frauen durch Partner oder Familienmitglieder getötet werden. In Europa war die Rate mit 0,7 Frauen am niedrigsten. In absoluten Zahlen gab es die meisten weiblichen Mordopfer in Asien, dort wurden 20.000 Frauen innerhalb der Familie oder (Ex-)Beziehung getötet. Die Politik sei daher aufgerufen, Geschlechterungleichheiten und Diskriminierung von Frauen zu bekämpfen, hieß es von UNODC.

Angesichts der Zahlen zu Femiziden (Morden an Frauen, Anm.) und Mordversuchen in Österreich sehen auch die Organisatorinnen des Frauenvolksbegehrens im Bereich Gewaltschutz einen klaren Auftrag an die Regierung. 77 Frauen und Mädchen wurden 2017 Opfer eines Mordes oder Mordversuchs, fast zwei Drittel aller 42.079 Anzeigen wegen Tötung, Körperverletzung, sexueller Übergriffe und Raub standen in Zusammenhang mit Beziehungstaten.

"Jede Fünfte ist häuslicher Gewalt ausgesetzt. Da reichen keine Lippenbekenntnisse mehr", betonte Sprecherin Andrea Hladky im Vorfeld des Internationalen Tages gegen Gewalt an Frauen am 25. November. "Unser Zuhause sollte uns Schutz bieten, doch es ist für Frauen hierzulande nahezu der gefährlichste Ort", wurde Hlatky am Freitag in einer Aussendung zitiert und forderte "sofortige Maßnahmen". Auch der Österreichische Frauenring ortete dringenden Handlungsbedarf. Die Frauenministerin habe die drastischen Kürzungen bei den Frauenorganisationen damit gerechtfertigt, den Fokus auf den Gewaltschutz legen zu wollen. Davon sei bisher jedoch nichts zu sehen, kritisierte Sprecherin Klaudia Frieben.

Der ÖGB und die Gewerkschaft vida forderten von Betrieben und Gesetzgeber mehr Präventionsarbeit und besseren gesetzlichen Schutz für Arbeitnehmerinnen. Gewalt am Arbeitsplatz - sei es körperliche, psychische, sexuelle Belästigung oder Mobbing - sei ein weitverbreitetes Problem, werde aber zu wenig ernst genommen, sagte vida-Vorsitzende Elisabeth Vondrasek. "Es ist wichtig Gewalt und Mobbing aufzuzeigen und Betroffene zu ermutigen, sich zu wehren."

Jede fünfte Arbeitnehmerin bzw. jeder fünfte Arbeitnehmer hätte laut einer aktuellen Erhebung bereits Gewalt am Arbeitsplatz erlebt. Diese reicht von verbalen Angriffen über Ausgrenzung und Mobbing bis hin zur sexuellen Belästigung und zu physischen Übergriffen. Menschen in Dienstleistungs- und Verkehrsberufen, sind laut vida besonders oft betroffen - und hier vor allem Frauen. Diese arbeiten auch öfter in unteren Hierarchieebenen, wo es weniger Mitsprache gebe und es eher zum Ausnutzen von Machtverhältnissen komme. Zudem würden weitaus mehr Frauen als Männer sexuell belästigt.

Die weltweite Kampagne "16 Tage gegen Gewalt an Frauen und Mädchen" beginnt am 25. November, dem Internationalen Tag zur Beseitigung von Gewalt gegen Frauen und Mädchen, und endet am 10. Dezember, dem Internationalen Tag der Menschenrechte. Auch in Österreich wird es zahlreiche Veranstaltungen geben.