APA - Austria Presse Agentur

"A Hidden Life"-Hauptdarsteller stellten sich Journalisten

Am Tag nach der umjubelten Premiere des Films "A Hidden Life" von Terrence Malick bei den Filmfestspielen in Cannes stellten sich vom gesamten Team lediglich die beiden Hauptdarsteller August Diehl und Valerie Pachner bei der Pressekonferenz den Fragen der internationalen Journalisten. Der legendäre US-Regisseur verzichtete auch diesmal auf den öffentlichen Auftritt.

Entsprechend viele Fragen betrafen die Zusammenarbeit mit Malick. "Mit Terry zu arbeiten ist anders als mit jedem anderen. Er gibt einem alle Freiheiten. Er würde nie sagen, was andere Regisseure sagen: 'Ich glaube Dir das nicht.' Oder: 'Kannst Du das nicht gefühlvoller spielen?' Er sucht nach wahren Augenblicken. Es ist eine niemals fordernde, immer fragende, neugierige Art des Regieführens. Terry stellt in seiner Arbeit Fragen und lädt dich dazu ein, ebenfalls Fragen zu stellen", sagte Diehl.

"Es war wunderbar, mit Terry zu arbeiten, in vielerlei Hinsicht", betonte die gebürtige Oberösterreicherin Pachner. "Diese Arbeit war sehr wichtig für mich: auf der einen Seite Terry, der einem so viele Freiheiten in der Arbeit gibt und einem dadurch so viele Möglichkeiten eröffnet, auf der anderen Seite ist die Geschichte, die wir erzählen, außergewöhnlich." Auch die Atmosphäre am Filmset sei ganz besonders gewesen und habe auch jene Darsteller, die nur für ganz kurze Zeit dazu gestoßen seien wie Bruno Ganz, sofort gefangen genommen, berichteten die beiden Schauspieler.

Auch der politische Hintergrund der Geschichte des 1943 hingerichteten österreichischen Kriegsdienstverweigerers Franz Jägerstätter war ein viel nachgefragtes Thema. Jägerstätter einen Helden zu nennen, empfinde er nicht adäquat, meinte Diehl. "Ich glaube nicht, dass es ein Film über eine Heldentat ist. Es ist ein Film über eine private und ruhige Entscheidung, über etwas ganz Unsichtbares. Terry wollte diese Figur nicht als Helden zeigen, auch nicht als Prediger. Wir haben uns sehr mit dem Prozess des Zweifelns befasst."

So wenig Malick seinen Film wohl als Kommentar zu aktuellen politischen Entwicklungen gedacht habe, so sehr könne man sehr wohl Rückschlüsse auf die heutige Situation ziehen: "Heute werden die Leute, die Nein sagen, immer seltener. Wir springen alle auf den gleichen Zug auf, von dem wir das Gefühl haben, dass er in die falsche Richtung fährt. Wenn es mehr geben würde, die dazu Nein sagen, wäre das vielleicht eine Lösung", sagte Diehl, der den Film auch als Auseinandersetzung mit grundsätzlichen Begriffen wie Vaterland oder Heimat sieht. "Dieses nicht Greifbare beschäftigt Terry sehr, es ist aber mehr eine Frage als eine Antwort."

Pachner, die im Film die Gattin Jägerstätters spielt, erzählte, sie sei nicht unweit von Jägerstätters oberösterreichischem Heimatort St. Radegund am Land aufgewachsen. "Die physische Annäherung an die Rolle war mir sehr wichtig. Sie war nicht eingefordert von Terry, aber während des Drehs haben wir eigentlich mehr Landarbeit als Schauspiel gemacht." Am Set sei ständig improvisiert worden, Unmengen von Filmmaterial seien dabei entstanden. Daraus einen derartig komponierten Film zu schneiden, habe eben zweieinhalb Jahre in Anspruch genommen. "Sie haben sich die Zeit genommen, die sie gebraucht haben."

Während sich Terrence Malick offenbar in Cannes aufhält, seien die drei Töchter Jägerstätters nicht zu den Filmfestspielen angereist, sagte Pachner auf eine Journalistenfrage. "Sie leben noch immer in St. Radegund. Wir haben sie getroffen, als wir dort drehten. Und wir haben ihnen vergangene Woche bei ihnen zu Hause den Film gezeigt. Sie waren sehr bewegt. Sie mögen ihn."