Film: Bumblebee
Charlie (Hailee Steinfeld), gerade 18, kämpft an vielen Fronten mit den Herausforderungen des Erwachsenwerdens. Dass sie mit manchem nicht einverstanden ist, das transportiert die junge Frau auch über ihr Äußeres: Die von ihr präferierten Farbtöne sind eher im gedämpften Spektrum zu finden, was gut zur dunklen Haarmähne passt. Abwechslung tut dringend Not. Dass diese ausgerechnet in Form eines knallgelben, außerirdischen Kampfroboters in Charlies Leben tritt, kann sie freilich nicht ahnen. Schnell aber freunden sich Charlie und Bumblebee an.
Getarnt als VW-Käfer hatte sich dieser auf einem Schrottplatz versteckt gehalten. Von seinem zerstörten Heimatplaneten Cybertron aus war der Transformer eigentlich mit der Mission gen Erde geschickt worden, hier eine neue Basis für Kampfmaschinen zu etablieren. Bei seiner Landung aber geht einiges schief und Bumblebee seines Gedächtnisses verlustig. Rührend nimmt sich der desillusionierte Teenager des empfindsamen Metallhaufens an.
Hervorzuheben an dem in vielerlei Hinsicht gelungenen Film ist etwa die famose Farbdramaturgie. Vor allem das Gelb sticht hervor - was freilich nicht zuletzt damit zu tun hat, dass Bumblebee - egal in welcher Manifestation - zu einem Großteil in diese Farbe getaucht ist. In einer der ersten Szenen sind in einen gelben Karton verpackte Cerealien zu sehen, Charlies vorlauter Bruder hat es im Karate bis zum gelben Gürtel gebracht. In der Szene, die uns erstmals mit Charlie vertraut macht, sehen wir den Teenager mit einem gelben Walkman.
Mit ähnlich viel Bedacht sind all die 80er-Jahre-Reminiszenzen gewählt, die diesen Film mitprägen. Mehrmals spielt die TV-Serie "Alf" eine Rolle, einmal ist ein Foto Ronald Reagans zu sehen; vor allem über die Musik-Auswahl aber verneigt sich Regisseur Knight vor dem Jahrzehnt: Charlie ist großer The-Smiths-Fan - zu hören aber sind auch Songs von A-ha, Tears for Fears, Rick Astley und anderen.
Hauptaktrice Hailee Steinfeld trägt mit ihrer zwischen Adoleszenz-Melancholie, Trauer und Aufbruchstimmung oszillierenden Darstellung zum Attraktionspotenzial des Films bei. Stets trifft Steinfeld, geboren 1996 an der amerikanischen Westküste, den rechten Ton. Nebst der von ihr glaubhaft gemachten Traurigkeit um ihren früh verstorbenen Dad, sind es die Momente, in denen sie und Bumblebee allein sind, die nachklingen. Und doch darf gelacht werden. Etwa, als Charlie, angetan mit einem T-Shirt der Heavy-Metal-Legende Motörhead, fragt, ob Bumblebee (dieses übergroße Metallmonster) "Metal" möge.
Immer wieder konzentriert sich der Film (Drehbuch: Christina Hodson) auf die Abnabelungsversuche Charlies. Dass ihr das schnuckelige und doch bescheidene Haus, das sie sich mit Bruder, Mutter und Ersatz-Vater teilt, nun, da sie 18 ist, endgültig zu eng geworden ist, ist spürbar. "Bumblebee", welch' hübsche Volte, ist ein Coming-Of-Age-Drama im Gewand eines Actionfilms.
"Bumblebee" gehört zu den Überraschungen des sich dem Ende zuneigenden Filmjahrs. Der Streifen ist tiefsinniger, lustiger und emotionaler, als man dies nach den bisherigen, vor allem auf Geschwindigkeit, Geräuschexzesse und Kampfszenen abonnierten " Transformers"-Filmen (bei denen übrigens immer Michael Bay Regie führte) erwarten konnte. Er transportiert ein wunderbares kalifornisches Lebensgefühl - ein Gefühl von Leichtigkeit und Freiheit. Mehrmals sieht man im Hintergrund von Charlies Haus die in sanftes Licht getauchte Golden Gate Bridge.
Auch die in so vielen Werken ähnlichen Zuschnitts unangenehme Überbetonung der Actionsequenzen bleibt diesmal aus. Man könnte also von "Bumblebee", der kurz vor dem Fest in die Lichtspielhäuser kommt, fast als Weihnachtsfilm sprechen. Um einen der romantischsten Actionfilme seit langer Zeit handelt es sich bei dem knapp zweistündigen Werk in jedem Fall.
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