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Der Trend beim Teppich: Gefragter Flokati zurück an der Wand

Noch vor wenigen Jahren ging es beim Kauf von Bodenbelägen in erster Linie darum, dass sie funktional und langlebig sind. Das hat sich geändert: "Der Boden ist Designelement, er inspiriert, gibt Orientierung, verbindet uns miteinander", findet Sonia Wedell-Castellano, Projektleiterin der Weltleitmesse für Teppiche und Bodenbeläge Domotex in Hannover (11. bis 14. Jänner).

"Der Boden nimmt ein Sechstel jedes Raums ein. Wir berühren ihn ununterbrochen. Er bildet die Basis für die Räume, in denen wir leben und arbeiten." Allen voran wird auf der Messe eine Belag-Art im Blickpunkt stehen: "Man kann durchaus von einer Renaissance des Teppichs sprechen", erwartet der Designer Sebastian Herkner. Und keine Polstergarnitur, unter der nicht wenigstens Auslegeware liegt.

Zugleich kann sich dadurch die Wahrnehmung des Zimmers verändern: Nicht die Couch, ein Kasten oder Gemälde, sondern zunehmend der Teppich bestimme die Optik eines Raums, sagt Herkner, der auch als Sprecher auf der Messe auftreten wird. "Er kommt nicht mehr so unauffällig blass daher, sondern in kräftigen, kontrastreichen Farben." Man könne davon auch mehrere im Raum kombinieren.

Die Alternative seien Teppiche mit grafischen Elementen. "Sie basieren auf gedeckten Farben, allen voran Anthrazit, in die Muster eingearbeitet sind, die endlos wirken", erklärt Heimtextil-Experte Martin Auerbach. Er hat einen Grund für die Rückkehr des Teppichs ausgemacht: "Die Leute haben sich am Laminat sattgesehen." Der Teppich habe zugleich "etwas heimeliges, höchst angenehmes. Danach sehnen sich die Menschen." Einher geht diese Renaissance mit neuen Optionen bei Teppichböden: Kunden können mehr und mehr ein individuelles Textil produzieren lassen. "Wir bewegen uns weg vom Massendesign und bestimmen lieber selbst über Farbe und Form."

Dem Wunsch nach Heimeligkeit folgend sind längere, fransige Teppiche im Trend. Designer Herkner erklärt das mit der besonderen Haptik langhaariger Bodenbeläge, die das Erleben und Fühlen beim Menschen ansprechen, "weshalb der Flokati wieder äußerst gefragt ist."

2019 wird es vermehrt auch Produkte mit der sogenannten Hoch-Tief-Technik geben, erwarten die Experten. "Bei dieser Herstellungstechnik sind die Schlingen mal höher, mal tiefer gearbeitet, und sogar noch mit Velours kombiniert, was tolle Struktureffekte erzeugt", erklärt Auerbach. Zudem werde immer häufiger Digitaldruck auf Teppichboden angeboten, also fotorealistische Darstellungen. Aktuell gefragt seien Holzoptiken - und zwar auf Teppichboden. "Aber da ist die Bandbreite der Möglichkeiten noch lange nicht ausgeschöpft", findet Auerbach.

Der Teppich kehrt sogar an die Wand zurück: "Wir sehen eine Tendenz, dass insbesondere jene mit grafischen Mustern Fotowänden oder Kunstwerken Konkurrenz machen", sagt Herkner. Das hat sogar praktische Vorteile: Ein Wandteppich schluckt Schall und begünstigt so die Raumakustik.

Wer kein Teppich-Fan ist, muss trotzdem nicht auf dem puren Betonboden hausen. Es gibt auch Neuheiten zum Beispiel beim Parkett: "Allen voran Dielenböden, Fischgrätenparkett und farbige Böden, wie man es aus England kennt, sind gefragt", sagt Branchenkenner Herkner. Wer sein Parkett individuell gestalten möchte, kann sich über neue lösemittelfreie und nachhaltige Öle freuen. "Mit farbigen Ölgrundierungen in Kombination mit einem speziellen Bürstenset für die Parkettschleifmaschine lässt sich ein individueller Parkettboden mit markanter Oberflächenstruktur und einzigartiger Haptik kreieren", erläutert Wedell-Castellano.

Auch Fliesen spielen weiter eine große Rolle. "Sie werden haptischer, dreidimensionaler", beobachtet Herkner. Oft seien sie mit dezenten Prägungen versehen, die die Oberfläche wirken lassen, wie selbst vom Handwerker bearbeitet. "Man könnte sagen, sie haben eine gewisse Tiefe, vielleicht eine leichte Grisselierung." Beliebt sind bei dieser Bodenbelagsgruppe dezente Farben.

Luxury Vinyl Tiles zeigen einen weiterer Trend an. Denn viele Menschen wollen nicht mehr einen Bodenbelag für 30 Jahre verlegen lassen. "Heute liegt der Trend in der fortwährenden Erneuerung", sagt Wedell-Castellano. Statt Handwerker aufwendig alle paar Jahre die Böden erneuern zu lassen, greifen daher Hausbesitzer gerne zu Varianten, die sie einfach und schnell selbst verlegen können. "Eine Bodenart ist dafür wie gemacht: die Luxury Vinyl Tiles."

Erste Unternehmen bieten den Designboden auf Vinyl-Basis nun auch ohne Klick-Technik oder mechanische Bindungen an. "Dank besonderer Strukturen auf der Unterseite und dem Eigengewicht entfällt das Verkleben der Planken und Fliesen", erklärt Wedell-Castellano. "Der Boden wird einfach aneinandergelegt und lässt sich genauso einfach und ohne spezielles Werkzeug wieder aufnehmen."

Auf der Domotex werden aber auch schon Neuheiten gezeigt, die erst in ein paar Jahren Standard im Privathaus werden könnten. Etwa Kinetik-Bodenplatten, die beim Betreten Strom erzeugen. "Die Energie wird in Batterien gespeichert und kann dann beispielsweise für die Beleuchtung verwendet werden", erläutert Wedell-Castellano. Für den Pflegebereich gibt es intelligente Böden, die registrieren sollen, ob ein pflegebedürftiger Mensch gerade gefallen ist und Hilfe braucht.

Für Allergiker arbeiten erste Hersteller an Teppichen, die sich aufheizen und so Staubmilben abtöten können. "Und für die, die morgens schlecht aus dem Bett kommen, gibt es einen modischen Fußmatten-Wecker, der sich erst ausstellt, wenn man mit seinem ganzen Körpergewicht darauf steht", berichtet die Messeexpertin. Damit wäre dann auch das morgendliche Tasten nach dem Smartphone passé.

Der Teppich bestimmt zunehmend die Optik eines Raums

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In 2019 wird es vermehrt Teppiche mit der Hoch-Tief-Technik geben

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Bei den Bodenbelägen sind Frischgrätenmuster aktuell beliebt

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