Luke Gilford | Warner

Die Musik von Lizzo ist der Stimmungsaufheller, den ihr jetzt braucht

Für euch getestet: Das beste Mittel gegen Winterblues sind musikalische Antidepressiva von Lizzo. Die empfohlene Dosis? Einmal stündlich "Juice" pumpen.

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"Bitch, if I’m not full of myself, who am I supposed to be full of?", antwortet Lizzo, wenn ihr vorgeworfen wird, sie sei zu egozentrisch. Selbstliebe ist im Trend, aber Melissa Jefferson, so ihr bürgerlicher Name, zieht das wirklich konsequent durch – in Form von auditiven Stimmungsaufhellern, die wir in finsteren Zeiten wie diesen bitter nötig haben.

Seit ihrem 2013 erschienenen Debütalbum gebärt Lizzo einen selbstverherrlichenden Feel-Good-Banger nach dem nächsten, die neue Single "Juice", mit der sie ohne Weiteres die kollektive Winterdepression einer ganzen Zivilisation heilen könnte, reiht sich dabei nahtlos ein.

Im Gegensatz zu herkömmlichen Popstars besetzt Lizzo damit ein inhaltliches Ressort: Body Positivity, Self-Care, Widerstandsfähigkeit, Optimismus, Selbstvertrauen, Individualität, Empowerment – alles, was gut fürs Ego ist, zieht sich durch ihre Songs wie ein roter Tamponfaden. Lizzo ist hier, um dich anzufeuern.

Diese Ausrichtung war eine bewusste Entscheidung: Gegenüber der New York Times sagt sie, sie sei eine Verpflichtung eingegangen, Feel-Good-Musik zu machen. Sie habe selbst sehr lange gebraucht, um ihren eigenen Körper zu lieben.

In Interviews spricht sie davon, wie sie im Glauben aufwuchs, nicht schön zu sein – die amerikanischen Medien hatten ihr beigebracht, dass nur ein einziges, wahres Schönheitsideal existiere, und diesem entsprach sie nicht im Entferntesten. Infolgedessen war sie auch keines der Mädchen, die von einer kleineren Nase oder schmaleren Hüften träumten. Lizzo wollte eine völlig andere Person sein.

Irgendwann aber, es muss eine Art göttliche Offenbarung gewesen sein, kam der Punkt, an dem sie erkannte: Das bin ich. Das bin ich und dieser Körper wird für immer meiner sein. Und das ist großartig.

Inzwischen feiert Lizzo nicht nur sich selbst, sondern auch Gruppierungen, die gesellschaftlich unterdrückt werden. Sie setzt sich für Black Lives Matter ein, vertritt feministische Positionen und spätestens seit dem Shout-out an ihre schwulen Fans im Song "Boys" erfreut sich Lizzo auch in der queeren Community großer Beliebtheit. Ihr Auftritt als Gastjurorin in Ru Paul's Drag Race hat dem sicherlich nicht geschadet.

Ganz im Mainstream angekommen ist Lizzos Musik noch nicht, zumindest die Filmindustrie aber scheint ihr Genie längst erkannt zu haben: "Good as Hell", inzwischen ihr wohl bekanntester Song, wurde in all seiner zuversichtlichen Hymnenhaftigkeit schon im Abspann der ein oder anderen Rom-Com eingesetzt, während das aufgekratzte "Worship" in Girls Trip Verwendung fand und "Let 'em Say", eine Ode an ihre Kritiker, die dritte Staffel von Broad City eröffnete. "Juice" hingegen hat das Potenzial, der Soundtrack unseres Lebens zu werden. Danke, Lizzo.

Update: Lizzos Album "Cuz I Love You" ist soeben erschienen.