APA - Austria Presse Agentur

Helene Fischer und das Geheimnis ihrer Weihnachtsshow

Es ist schade, dass man nicht in den Kopf von Kiefer Sutherland schauen kann. Man wüsste zu gern, ob der Schauspieler ganz genau weiß, wer sich ihm da von hinten nähert. Sutherland steht er mit einer Gitarre auf einer Bühne in Düsseldorf und ist Teil einer Show, die mit dem Schlager "Atemlos durch die Nacht" eröffnet wurde. Und von hinten nähert sich die Frau, die es gesungen hat: Helene Fischer.

Für dich ausgesucht

"Ich bin ein bisschen geflasht gerade", sagt Fischer zu Sutherland. Dieser erwidert: Das sei er auch. Helene Fischer ist vermutlich Deutschlands größter Show-Star, aber im Ausland kratzte sich mancher verdattert am Kopf, als ihr Name unlängst auf der "Forbes"-Liste der bestverdienenden Musikerinnen der Welt auftauchte - noch vor Céline Dion. Warum sie dort steht, lässt sich für den Kanadier Sutherland und für viele andere in Düsseldorf bei der "Helene Fischer-Show" beobachten. Das ZDF zeigt die Aufzeichnung der großen "Personality-Show" am ersten Weihnachtsfeiertag (25. Dezember, 20.15 Uhr) im Fernsehen.

Die Gründe für den Erfolg lassen sich grob so zusammenfassen: Céline Dion hat man schon lange nicht mehr mit einem Dinosaurier kämpfen sehen. Und auch nicht in mehreren Metern Höhe turnend, an einer Art Metall-Ei. Das Helene-Imperium ist aufgebaut auf Musik, aber auch auf Disziplin, Kraft, und ja: Talent. Helene Fischer ist das Schweizer Taschenmesser der deutschen Unterhaltung. Es gibt keine Disziplin, in die sie sich nicht höchstselbst reinschmeißt. Sie singt, sie turnt, sie tanzt Ballett und irgendwann taucht sie zwischen zwei riesigen Dino-Attrappen aus der Show "Reich der Giganten" auf.

Das Publikum liebt seine Helene dafür, selbst wenn es deswegen ein bisschen warten muss. "Sie zieht sich wieder um", raunt eine Zuschauerin, als Fischer abermals entschwindet. "Aber wie die laufen kann mit den Schuhen!" Nur kurz darauf sagt dieselbe Zuschauerin: "Das war mir sowas von klar!". Da ist Fischer gerade luftig bekleidet zurückgekehrt, um mit ihrem Gast, dem Reggaeton-Sänger Luis Fonsi dessen Sommerhit "Despacito" zu singen. Duette dieser Art gibt es viele: mit Eros Ramazzotti, mit Maite Kelly, mit Schauspieler Florian David Fitz und mit Kiefer Sutherland, der nicht nur Agenten-Darsteller, sondern auch ein passabler Country-Musiker ist.

Neben viel Interview-Geplänkel, in dem Fischer versichert, dass sie den jeweiligen Gast ganz großartig findet, bleiben sogar ein paar Sätze länger hängen. Lange war ihr von manchen Seiten vorgeworfen worden, sich aus komplizierten Dingen wie Politik zu sehr rauszuhalten. Vor einer Nummer sagt Fischer nun aber, dass sich "etwas verändert" habe im Land: "Wir erleben Hass und Gewalt mitten in Deutschland." Es folgt ein Appell für mehr Zusammenhalt - und ihr Lied "Wir brechen das Schweigen". Dannach erklärt sie: "Danke, dass ich gerade erleben durfte: Wir sind mehr."

"Wir sind mehr" war das Motto, unter dem viele Menschen im Sommer auf eine rechte Kundgebung in Chemnitz reagiert hatten. Auch Fischer hatte danach ihre Fans zu einem Zeichen gegen Fremdenhass aufgerufen - es ist dennoch der am wenigsten erwartete Moment des Abends.

Die Show endet allerdings in bekannteren Gefilden. Mit Paola Felix ("Verstehen Sie Spaß?") trällert sie im Duett den alten Schlager "Blue Bayou". Felix sagt danach zu ihr: "Du bist für mich der hellste Stern, der Fixstern am Show-Himmel." Und egal, wie viele solcher Sätze in der Schlagerwelt nur Plattitüden und Bussibussi sind: Viel kann man dieser Analyse momentan nicht entgegensetzen.